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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am 10. März 2017.

© imago/ITAR-TASS/Mikhail Metzel

„Er ist unberechenbar“: Bei Putin steigt die Angst vor Wagner-Chef Prigoschin

Seine Söldner kämpfen in der Ukraine und er selbst baut seine Macht in Russland aus: Wagner-Chef Prigoschin könnte für Putin zum Problem werden.

Manche Beobachter glauben, dass der Unternehmer Jewgeni Prigoschin dabei ist, größeren politischen Einfluss in Russland zu gewinnen – womöglich werde er sogar zu einer Gefahr für Putin. Das berichtet die „New York Times“ über den Chef der Söldner-Gruppe Wagner, dessen Männer in der Ukraine neben den staatlichen russischen Truppen kämpfen.

Manchen russischen Politikern sei Prigoschin suspekt. „Wir verstehen nicht, welche politischen Ambitionen er hat“, sagt der Duma-Abgeordnete und Putin-Unterstützer Oleg Matveychev in der „New York Times“. „Niemand weiß, ob er sie hat oder nicht“.

In einem Interview am Freitag behauptete Prigoschin noch, er habe keinerlei politische Ambitionen. Ob das stimmt? Der Kreml versucht jedenfalls offenbar, Prigoschins Macht in Grenzen zu halten.

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Die „New York Times“ verweist auf den ehemaligen Kreml-Berater Sergei Markow, der eine Anweisung aus Moskau beschreibt. Demnach sollen alle, die in der Öffentlichkeit für Putin sprechen, Prigoschin und Wagner „nicht exzessiv bewerben“.

„Offenbar wollen sie ihn nicht in die Politik bringen, da er so unberechenbar ist – sie haben ein bisschen Angst vor ihm“, zitiert die „New York Times“ Sergei Markow.

Das Hauptziel von Prigoschin bestünde jedoch darin, ein Geschäftsimperium zu gründen, und kein politisches Amt zu erreichen. Politischer Einfluss sei hilfreich dabei. Putin wiederum, der Prigoschin schon seit Jahren unterstützt, stehe nach wie vor hinter ihm. Zumindest derzeit noch.

Er könnte Putin in den Rücken fallen – wenn der geschwächt ist

Die „New York Times“ verweist auf Analysten, die Prigoschin zutrauen, sich gegen Putin zu wenden, sobald dieser nach weiteren Rückschlägen in der Ukraine geschwächt ist. Womöglich bereitet Prigoschin sich darauf schon vor.

Wie die „New York Times“ weiter berichtet, habe Prigoschin in den vergangenen Wochen eine Allianz mit der russischen Partei Faires Russland angedeutet. Die Partei ist zwar in der Opposition, befürwortet aber den Krieg in der Ukraine.

Russland ist bei dem Ukraine-Feldzug auf die Mithilfe der Söldner angewiesen. Das dürfte Prigoschin, der als Vertrauter von Putin gilt, sehr gut wissen. Und politische Ambitionen hin oder her: Erst kürzlich startete Prigoschin eine PR-Kampagne in eigener Sache, wie der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) berichtete.

Er wolle als „opferbereiter Held“ gesehen werden, der sich gegen die „kleinlichen und korrupten“ Eliten in Russland positioniere und stets für seine Männer da sei – zu denen bisher auch russische Strafgefangene gehören, die zum Kämpfen gezwungen werden. Am Dienstag verkündete Prigoschin jedoch, dass er keine weiteren Gefangenen für den Fronteinsatz rekrutieren werde.

„Prigoschin verhält sich wie ein Politiker“, sagt der Moskauer Politikwissenschaftler Alexander Kynew in der „New York Times“. „Aber in Russland gibt es heute so gut wie keine offenen Stellen in der Politik.“ Vielleicht wartet Prigoschin darauf, dass welche frei werden.

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