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Blumen und Kerzen am Tatort in Mannheim. Ein Afghane hatte in der Innenstadt fünf Männer verletzt und einen Polizisten getötet.

© dpa/René Priebe

Ermittler-Bund nach der Tat von Mannheim: „Wir müssen kriminalistisches Know-how und wissenschaftliche Expertise verbinden“

Nach dem tödlichen, offenbar islamistischen Angriff in Mannheim fordert der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, interdisziplinär nach Hinweisen auf Täter zu suchen.

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Nachdem ein Attentäter in Mannheim einen Polizisten getötet hat, trauern Polizistinnen und Polizisten bundesweit. „Auch im alltäglichen Dienst sind Beamte einer – womöglich tödlichen – Gefahr ausgesetzt“, sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Dirk Peglow, dem Tagesspiegel: „Diese Gefahr geht oft, aber nicht nur von Extremisten jeglicher Couleur aus.“

Nach der Tat am Freitag, bei der fünf Menschen verletzt wurden, erließ ein Richter gegen den 25-jährigen Afghanen Sulaiman A. Haftbefehl. Ermittler gehen davon aus, dass A. aus islamistischen Motiven handelte.

Gefahr durch Einzeltäter

„Wir müssen den islamistischen Extremismus ernst nehmen – und sowohl in der Prävention und der Strafverfolgung nachhaltig bekämpfen“, sagte BDK-Chef Peglow. „Da hat sich auf Landes- und Bundesebene schon einiges getan. Allerdings sind Täter, die aus polizeilicher Sicht quasi aus dem Nichts schwere Straftaten begehen, nach wie vor ein Problem. Diese sogenannten Lone Wolves handeln zwar allein, meist ging ihrer Tat aber ein Radikalisierungsprozess voraus.“

Dirk Peglow, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter.

© promo/Bundes Deutscher Kriminalbeamter

Dabei gelte es interdisziplinär zu agieren, also sowohl in polizeilichen Daten als auch in den sozialen Medien und in den Informationen der Gemeinden nach Hinweisen zu suchen. „Kriminalistisches Know-how und wissenschaftliche Expertise müssen enger verzahnt werden, um Tatzusammenhänge und Strukturen zu erkennen.“

Stiche in Hals und Beine

Immer wieder forderten Ermittler, in jene Präventionsprojekte zu investieren, die sich um bessere Einblicke in die islamistische Subkultur bemühten. Es ist nicht der erste Messerangriff auf Polizisten. Eine Schülerin hatte in Hannover einem Polizisten im Jahr 2016 unvermittelt mit einem Küchenmesser in den Hals gestochen. Der 34 Jahre alte Beamte überlebte knapp. Die 16-jährige Safia S. wurde zu sechs Jahren Jugendhaft verurteilt, ist inzwischen wieder frei. Eine Verbindung der Angeklagten zum „Islamischen Staat“ war dem Gericht zufolge durch Chats auf ihrem Mobiltelefon belegt worden.

Schon im Jahr 2012 attackiert der 26-jährige Murat K. auf einer Kundgebung in Bonn zwei Polizisten, er wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt: Der türkische Staatsbürger, der vor Gericht lautstark ein Verbot von Mohammed-Karikaturen forderte, hatte einer Beamtin und einem Beamten in die Beine gestochen.

Zur Tat in Mannheim teilte die Deutsche Polizeigewerkschaft mit: „Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich. Die erschreckenden Entwicklungen können überall in Deutschland und im Grunde jede Bürgerin und jeden Bürger als Opfer treffen. Aber in erster Linie trifft sie viel zu oft und immer mehr die Polizei, Beschäftigte im öffentlichen Dienst und die Blaulichtfamilie.“

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