zum Hauptinhalt
Einsatzkräfte der Polizei führen in Heiligenhaus nach dem Angriff eines Mannes auf mindestens fünf Menschen in Bielefeld einen Tatverdächtigen ab.

© dpa/Tim Oelbermann

Update

Ermittler prüfen Kontakte in die islamistische Szene: Mutmaßlicher Angreifer von Bielefeld soll Haftrichter vorgeführt werden

Der Mann soll am Wochenende fünf feiernde Menschen in Bielefeld attackiert haben. Nun wurde der Syrer mit Aufenthaltstitel bei einem SEK-Einsatz nahe Düsseldorf festgenommen.

Stand:

Nach dem Angriff auf mindestens fünf Menschen in Bielefeld soll der festgenommene Tatverdächtige im Tagesverlauf einem Haftrichter vorgeführt werden. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Der 35-jährige gebürtige Syrer habe bei seiner Festnahme in Heiligenhaus bei Düsseldorf Widerstand geleistet und sei dabei leicht verletzt worden.

Bei dem Festgenommenen handele es sich eindeutig um den gesuchten Tatverdächtigen. Zeugenhinweise hätten die Ermittler auf die Spur des Tatverdächtigen gebracht. Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos durchsuchten in Heiligenhaus mehrere Objekte. Dabei wurde am Montagabend der Mann festgenommen, der in Harsewinkel in der Nähe von Bielefeld wohnt.

Zum möglichen Tatmotiv äußerten sich die Ermittler zunächst weiterhin nicht. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen gehen die Ermittler unter anderem auch Hinweisen auf Kontakte des Tatverdächtigen in die islamistische Szene nach. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur. Die Ermittler hofften, im Laufe des Tages neue Erkenntnisse zur Motivlage zu erlangen. Eventuell schaue sich auch der Generalbundesanwalt den Fall an, hieß es in den Sicherheitskreisen.

Die Staatsanwaltschaft hatte am späten Abend nach der Festnahme eines Mannes in Heiligenhaus bei Düsseldorf bekräftigt, dass die Ermittlungen liefen und in alle Richtungen ermittelt werde. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft machte am Morgen keine neuen Angaben zum bisherigen Ermittlungsstand.

SEK-Einsatz und Durchsuchungen

Die Festnahme erfolgte nach Polizeiangaben am späten Montagabend. Bei dem Festgenommenen handelt es sich mit an „Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ um den gesuchten Hauptverdächtigen, sagte ein Sprecher. Ähnlich hieß es in Sicherheitskreisen, das sei der gesuchte Mann.

„Die kleinteilige Arbeit hat sich gelohnt und wir konnten den überraschten Täter dingfest machen“, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Er danke den Ermittlerinnen und Ermittlern für „ihre exzellente Arbeit“. „Jetzt braucht es Antworten, welches Motiv den Täter zur Tat geleitet hat“, betonte Reul. 

Laut einem Sprecher der Polizei hatte es am Montagabend einen SEK-Einsatz an zwei Orten in Heiligenhaus gegeben, ein weiterer Einsatz sei im benachbarten Velbert erfolgt. Insgesamt seien „drei Objekte“ durchsucht worden. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen aufgenommen, teilte der Sprecher am frühen Dienstagmorgen mit.

Der Festgenommene steht im Verdacht, am frühen Sonntagmorgen mindestens fünf Menschen mit einem spitzen Gegenstand – möglicherweise einem Messer – verletzt zu haben, vier davon schwer. Zwei schwer verletzten Opfern geht es inzwischen besser. Die beiden Personen seien nicht mehr in Lebensgefahr, ihr Zustand habe sich stabilisiert, sagte eine Polizeisprecherin in Bielefeld.

Die Opfer hatten vor einer Bar am Nordwestrand der Bielefelder Innenstadt gestanden, in der sie feierten – sie sollen aus der Bielefelder Fußball-Szene kommen. Sie waren zwischen 22 und 27 Jahre alt. Die Männer setzten sich mit Schlägen zur Wehr und verletzten dabei den Angreifer, der flüchtete. Der Tatort liegt unterhalb einer Hochstraße in der Nähe des Bielefelder Hauptbahnhofes.

Polizei und Spurensicherung im Einsatz. Ein Mann soll in Bielefeld mit einem scharfen Gegenstand mehrere Menschen verletzt haben. Nach ihm wurde am Sonntagmorgen gesucht.

© dpa/Christian Müller

In einer gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft und Polizei in Bielefeld hieß es: Bei dem Tatverdächtigen handle es sich um einen 35-jährigen gebürtigen Syrer aus Harsewinkel. Er war demnach bis dahin nicht polizeilich in Erscheinung getreten.

War der Angriff ein Anschlag?

Die „Bild“ hatte am Sonntagnachmittag berichtet, Ermittler würden den Angriff als Anschlag einstufen. Dies schrieben online auch die Zeitungen „Neue Westfälische“ („NW“) und „Westfalen Blatt“, die in der 330.000-Einwohner-Stadt erscheinen.

Wie es in den Berichten weiter hieß, stach der mutmaßliche Täter nach Zeugenangaben mit einem Messer und einem Stockdegen wahllos auf seine Opfer ein. Bilder vom Tatort zeigten, wie Kriminaltechniker eine solche Waffe – einen Spazierstock, aus dem eine Klinge herausgezogen werden kann – sicherstellen.

Wir wissen, was da vor Ort passiert ist und wir wissen, wer er ist, aber mehr auch nicht.

Herbert Reul (CDU), Innenminister von NRW

Auf die Frage, ob der Mann mit einem Messer angegriffen habe, sagte die Polizeisprecherin am Montagmorgen allerdings: „Welches Tatwerkzeug es war, ist Teil der Ermittlungen.“

Die Beamten fanden auch eine vom mutmaßlichen Täter zurückgelassene Tasche mit Personaldokumenten sowie einer Flasche mit einer unbekannten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit. Bei der Spurensuche seien auch mehrere Messer sichergestellt worden.

Mutmaßlicher Täter hat Aufenthaltstitel

Nach Angaben von NRW-Innenminister Reul war der tatverdächtige Syrer über die Türkei nach Europa eingereist. Nach aktueller Informationslage seien Bulgarien, Serbien, Ungarn, Slowakei und Tschechien weitere Transitländer gewesen. In Deutschland habe der Mann erstmals einen Asylantrag in Europa gestellt.

Im Dezember 2023 stellte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ihm einen befristeten Schutzstatus aus, nachdem der Mann in Deutschland einen Asylantrag gestellt hatte.

Laut NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) besitzt der Mann einen gültigen Aufenthaltstitel. Die Ausländerbehörde des Kreises Gütersloh habe dem Mann eine befristete Aufenthaltserlaubnis bis Februar 2027 erteilt, erklärte Paul. Daher habe es „keine aufenthaltsbeendenden Maßnahmen“ gegeben. Auch sei der Mann zuvor ausländerrechtlich nicht auffällig gewesen.

Zum Motiv und möglichen Hintergrund sagte Reul: „Wir wissen, was da vor Ort passiert ist und wir wissen, wer er ist, aber mehr auch nicht. Die Motivlage kann man eigentlich erst dann abschließend ermitteln, wenn man auch zusätzliche Unterlagen hat oder mit dem Beschuldigen auch ein Gespräch geführt hat auf Deutsch.“ (dpa, lem)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })