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So kennt man ihn: Ex-Minister Christian Lindner.

© Imago/James Zabel

Ex-Minister mit Mission: Christian Lindners Rückkehr ins Regierungsviertel

Der frühere FDP-Chef stellt am Dienstagabend in Berlin ein Buch vor, wenn auch kein eigenes. Christian Lindner ist Politrentner, bekommt aber nach eigenem Bekunden noch wöchentlich Anrufe aus der Union.

Stand:

Es soll offenbar ein Buch für Machertypen sein: „Es gibt Kapital, das verwaltet – und Kapital, das gestaltet“, heißt es im Sammelband „Das neue Kapital“. Und weiter: „Dieses Buch handelt vom Gestalten.“

Da passt doch bestens, dass Christian Lindner, Ex-Finanzminister, Ex-FDP-Chef, Noch-immer-Reizfigur, am Dienstag dieses Buch von Ulrike Hinrichs und Ingo Krocke der Öffentlichkeit präsentiert. Lindner verstand sich schließlich bekanntermaßen schon als junger Mensch darauf, Probleme als „dornige Chancen“ zu verstehen. Das heißt also: zu gestalten, statt zu verwalten.

Für die Buchvorstellung tritt Lindner im Palais Populaire Unter den Linden auf. Ein kurzer Spaziergang nur ist es von dort zu seinen früheren Wirkungsstätten, dem Bundestag und dem Finanzministerium.

Gefühlt aber ist Lindner schon ganz weit weg, nachdem die Bürgerinnen und Bürger am 23. Februar so gewählt haben, dass ihm Ministerium und Bundestagsmandat abhandengekommen sind.

Für Lindner haben ganz neue Zeiten begonnen. Im Mai sinnierte er in einem Instagram-Video über das Leben nach der Politik, zog die Parallele zu Platons Höhlengleichnis. Die Menschen in der Höhle würden die Schatten an der Wand für die Welt halten. Draußen vor der Höhle sei aber eine ganz andere Welt.

Ein ganz bisschen gehe es ihm auch so, sagte Lindner. „In so einer Lebenssituation öffnen sich viele neue, spannende und überraschende Türen.“

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Neu ja, überraschend vielleicht nicht unbedingt, ließe sich da entgegnen, mit Blick auf das, was über Lindners Leben als Politrentner bekannt ist. Eine Keynote hier, ein Aufsichtsratsmandat oder eine Mitgliedschaft in einem Shareholder-Board dort.

Immer mal wieder tritt er seit dem Frühsommer öffentlich in Erscheinung. Jüngst hat er sich von einem Beratungsunternehmen anheuern lassen, um Führungskräften in Deutschland, Europa und den USA zur Seite zu stehen.

Die haben mich ja vor der Wahl aus der Opposition immer kritisiert, jetzt ruft jede Woche jemand an und fragt, warum das mit der SPD so schwierig sei.

Christian Lindner über CDU und CSU in einem Interview mit der Schweizer Zeitung „Finanz und Wirtschaft“

Prompt forderte die Linkspartei die Bundesregierung auf, diese Tätigkeit nicht zu genehmigen. In den ersten 18 Monaten nach dem Ausscheiden aus dem Ministeramt kann Lindner nämlich nicht einfach tun und lassen, was er möchte. Ist so ein Job statthaft? Das ließe sich am Dienstag persönlich besprechen, Linkspartei-Veteran Dietmar Bartsch steht nämlich gemeinsam mit Lindner bei der Buchvorstellung auf der Bühne.

Über seinen Blick auf die aktuelle Regierungskoalition hat Lindner Ende September der Schweizer Zeitung „Finanz und Wirtschaft“ Interessantes gesagt. Er pflege noch viele Kontakte, vor allem in CDU und CSU. „Die haben mich ja vor der Wahl aus der Opposition immer kritisiert, jetzt ruft jede Woche jemand an und fragt, warum das mit der SPD so schwierig sei.“

Da wird Lindner einiges zu erzählen haben. Doch vorbei, vorbei. Und auch privat warten ganz neue Aufgaben, es gibt wunderbare Ablenkung. Anfang April verkündeten Lindner und Ehefrau Franca Lehfeldt die Geburt ihrer ersten Tochter.

Seit 2022 verheiratet: Christian Lindner und Franca Lehfeldt.

© dpa/Christoph Soeder

Im Jahr 2022, lange bevor er Vater wurde, erschien ein Artikel über Lindner, in dem der Autor den Eindruck erweckte, der Spitzenliberale wolle später im Leben, in einer möglichen Elternzeit, jagen, fischen, imkern. Der grobe öffentliche Spott über diese scheinbar völlig unrealistische Vorstellung von Elternzeit folgte postwendend.

Doch Lindner hatte das so überhaupt nicht gesagt, wie der Autor später klarstellte. In der allgemeinen Empörung ging dann aber schon unter, dass es eher um eine Aufzählung ging: dass Lindner einerseits gern Vaterpflichten übernehmen würde und sich andererseits auch andere schöne Dinge fernab der Politik vorstellen könne.

Jagen, fischen, imkern: Davon ist seit der Geburt des Babys auch nichts überliefert. In kurzen Hosen, wandernd am Berghang, war Christian Lindner im Sommer aber immerhin über den Instagram-Account seiner Ehefrau schon zu sehen.

Auch das ist eine neue Seite im öffentlichen Leben des einstigen Mister Rollkragenpullover.

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