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Blumen und Kerzen in Gedenken an den von einem mutmaßlichen Islamisten ermordeten französischen Lehrer Samuel Paty.

© dpa/Kira Hofmann

Nach islamistischem Mord in Frankreich: Experten fordern Hilfen für Lehrer im Umgang mit Islamismus

Beratung für Schulen, konsequente Strafverfolgung von extremistischen Eltern: Bildungsexperten wollen mehr Unterstützung im Kampf gegen den Islamismus.

Beim Umgang mit islamistischen Tendenzen werden Schulen und Lehrer nach Ansicht von Gewerkschaften und Verbänden oft allein gelassen. „Die Beratungsstrukturen für Schulen müssen dringend ausgebaut werden“, forderte die Bildungsgewerkschaft GEW am Montag in Frankfurt.

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Zugleich beklagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann, dass es an belastbaren Daten zu dem Thema fehle. Der Deutsche Lehrerverband sprach sich für eine bundesweite Bestandsaufnahme aus und schlug eine „anonymisierte Umfrage bei allen Lehrkräften“ vor.

Die islamistisch motivierte Ermordung des französischen Lehrers Samuel Paty Mitte Oktober hatte auch in Deutschland erneute Diskussionen über den Umgang mit muslimischen Schülern angestoßen, die aus streng konservativen oder extremistischen Elternhäusern kommen oder sich in einzelnen Moscheegemeinden oder über das Internet radikalisiert haben.

„Straftatbestände wie Bedrohung, Nötigung und Einschüchterung durch extremistische Eltern müssen zeitnah verfolgt und geahndet werden“, so GEW-Schulexpertin Hoffmann. In diesen Fällen bräuchten die Schulen Unterstützung etwa bei der Durchsetzung von Hausverboten.

Bessere Integrationskonzepte für junge Muslime geforderte

„Bei Morddrohungen gegen Lehrkräfte muss polizeilich ermittelt und der Schutz der Lehrkräfte sichergestellt werden.“ Zugleich brauche es aber auch bessere Konzepte für die Integration jüngerer Muslime. „Islamismus ist vor allem für junge Menschen attraktiv, die wenig Perspektiven in der Mehrheitsgesellschaft sehen.“

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Für Konfliktfälle mit extremistischen Schülern oder deren Eltern könnten nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbands Ombudsstellen eingerichtet werden, „an die sich betroffene Lehrkräfte auch jenseits des Dienstwegs jederzeit vertraulich wenden können“.

Insgesamt handle es sich um ein Tabuthema, über das sich viele Lehrer nicht offen äußerten, auch weil sie sich der Rückendeckung durch Schulleitung und Politik oft nicht sicher seien, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger.

Ihn habe der jetzt veröffentlichte interne Emailverkehr im Lehrerkollegium von Samuel Paty, der zeige, dass auch Kolleginnen und Kollegen dem Mordopfer in den Rücken gefallen seien, tief erschüttert. „Ich hoffe, dass das in Deutschland anders ist.“ (KNA)

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