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Til Schweiger bei der Kinopremiere der Tragikomödie „Lieber Kurt“ im Village Cinema Wien.

© IMAGO/K.Piles

Fake-Zitate von Til Schweiger und Till Lindemann: Ministerium schreibt Sharepics der russischen „Doppelgänger“-Kampagne zu

In den sozialen Medien kursieren sogenannte Sharepics, auf denen Promis samt ihren vermeintlichen Aussagen zu sehen sind. Häufig thematisieren diese Fake-Zitate den Krieg in der Ukraine.

Das Bundesinnenministerium rechnet eine Desinformationskampagne mit gefälschten Zitaten deutscher Prominenter dem 2022 aufgedeckten russischen „Doppelgänger“-Netzwerk zu.

Zur neuen Taktik der Kampagne gehöre auch die Verbreitung gefälschter Zitate, die „prominenten Persönlichkeiten aus der Unterhaltungsbranche in den Mund gelegt“ würden, teilte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur mit.

Was sind Sharepics?

Bei den geteilten Sharepics handelt es sich um kleine Foto-Kacheln, die Prominente und ihre vermeintlichen Aussagen zeigen, die die gezeigten Personen so allerdings nie von sich gegeben haben.

Zuletzt verbreiteten sich in sozialen Medien vereinzelt gefälschte Zitate, bei denen etwa dem Schauspieler Til Schweiger oder „Rammstein“-Sänger Till Lindemann erfundene Aussagen zur Ukraine in den Mund gelegt wurden.

Fake-Zitat von Til Schweiger erreichte 190.000 Nutzer

Die gefälschten Ukraine-Aussagen mit den Köpfen Prominenter wurden bis mindestens April dieses Jahres offenbar gezielt in Umlauf gebracht. Sie finden sich in der Anzeigenbibliothek von Facebook, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden.

Gegen Geld wurden die Sharepics gezielt Nutzern in Deutschland ausgespielt. Vielfach wurden die Anzeigen bereits gelöscht, da sie gegen die Werberegeln des Facebook-Konzerns Meta verstoßen haben sollen.

Trotzdem hat etwa die Anzeige mit dem fälschlich Til Schweiger zugeschriebenen Zitat mehr als 190.000 Nutzer erreicht, wie aus der Anzeigenbibliothek hervorgeht.

Verantwortlich für die Anzeigen waren Facebook-Seiten mit willkürlich klingenden Namen wie „New Programming KTV“. Meist sind die Seiten schon gar nicht mehr aktiv. Wer tatsächlich dahintersteckt, ist unbekannt.

Ministerium ist „Doppelgänger“-Kampagne bekannt

Dem Ministerium sei bekannt, dass die „Doppelgänger“-Kampagne „weiterhin aktiv ist und bereits seit Längerem nicht mehr nur die ursprünglich namensgebende Taktik verwendet, Webseiten existierender Qualitätsmedien und öffentlicher Institutionen zu imitieren“, teilte der Sprecher weiter mit.

Das Innenministerium beobachte die Entwicklungen und stehe dazu im Austausch mit Plattformen und internationalen Partnern.

Chronologie der „Doppelgänger“-Kampagne

Die „Doppelgänger“-Kampagne, die auch unter dem Namen „RRN“ (Recent Reliable News) bekannt ist, wurde 2022 aufgedeckt. In mehreren EU-Ländern verbreitete sie gefälschte Webseiten, die vortäuschten, Webseiten nationaler Medien oder Regierungswebseiten zu sein.

Die EU identifizierte russische Akteure als Verantwortliche für das Desinformationsnetzwerk. Ende Juli 2023 setzte sie fünf mit dem russischen Staat verbundene Organisationen und sieben Menschen auf die Sanktionsliste. 

Wie reagiert Facebook auf die Fake-Zitate?

Der Facebook-Mutterkonzern Meta äußerte sich nicht im Detail zu den Werbeanzeigen oder den Verantwortlichen des Desinformationsnetzwerks. Meta verwies auf seine früheren Berichte zum Vorgehen gegen die „Doppelgänger“-Kampagne.

„Unsere Teams arbeiten weiterhin mit höchster Priorität daran, Veränderungen in diesem Netzwerk zu beobachten“, teilte eine Meta-Sprecherin mit.

In seinem Bericht zur Bedrohungslage im August 2023 nannte Meta die Kampagne die „größte und aggressivste anhaltende Einflussnahme russischer Herkunft“, gegen die der Konzern seit 2017 vorgegangen sei.

EU schaltet sich ein

Ob Meta die Verbreitung von irreführender Werbung und Desinformationskampagnen ausreichend bekämpft, beschäftigt derzeit auch die EU. Ende April hatte die Europäische Kommission wegen des Verdachts auf Verstöße gegen EU-Recht ein Verfahren gegen den Facebook- und Instagram-Konzern eröffnet.

Es werde unter anderem geprüft, ob sich Meta im Umgang mit politischer Werbung nicht an europäische Regeln gehalten habe, teilte die Kommission in Brüssel mit. (dpa, Tsp)

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