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Fall Litwinenko: Tausende Fluggäste fürchten Vergiftung

Im Fall des Gifttods des russischen Ex-Spions Alexander Litwinenko finden die Ermittler immer mehr Stellen, an denen radioaktive Strahlen gemessen werden. Zwei British-Airways-Maschinen waren verseucht.

London/Moskau - Der britische Innenminister John Reid sagte, an "etwa zwölf" Orten seien radioaktive Spuren gefunden worden, insgesamt seien 24 Stellen wegen einer möglichen Verseuchung beobachtet worden oder würden noch beobachtet. Reid bestätigte im Parlament, dass Spuren der radioaktiven Substanz Polonium 210 in zwei Maschinen von British Airways am Londoner Flughafen Heathrow gemessen worden seien; für eines der Flugzeuge sähen Experten kein Gesundheitsrisiko für die Öffentlichkeit. Das zweite Flugzeug werde noch untersucht, doch auch hier sei die Gefahr gering.

Zudem werde eine dritte BA-Maschine derzeit in Moskau untersucht, sagte Reid weiter. Kontrolliert wurde ferner eine vierte Maschine der russischen Privatlinie Transaero, die am Donnerstagmorgen in Heathrow gelandet war. Bislang hätten sich in den Urinproben von 29 Menschen keine Polonium-Spuren nachweisen lassen, sagte der Innenminister. Er kündigte an, dass die britischen Behörden alle Länder kontaktieren würden, in denen die verseuchten Maschinen zwischengelandet seien.

Betroffen sind bei der BA 221 Flüge mit 33.000 Passagieren. Davon fanden elf Flüge zwischen London und Düsseldorf sowie 16 zwischen London und Frankfurt statt. Wieviele Passagiere mit den Maschinen auf diesen Strecken geflogen waren, konnte die BA-Sprecherin nicht sagen. Die Flughäfen in Frankfurt und Düsseldorf sind nach eigenen Angaben nicht in die Suche nach den Passagieren eingebunden.

Ex-KGB-Agent an Bord

Die russischen Behörden verstärkten derweil die Kontrollen von ausländischen Fluglinien. An allen regionalen und internationalen Flughäfen würden Flüssigkeiten, Gels, aber auch die "radioaktive Sicherheit" in Cockpits und Kabinen verschärft kontrolliert, teilte das Verkehrsministerium in Moskau mit.

Ein Russe, der mit Litwinenko am Tag von dessen Erkrankung zusammengetroffen war, war an Bord eines der beiden verseuchten British-Airways-Flugzeuge gewesen. Der Geschäftsmann und ehemalige KGB-Agent Andrej Lugowoi sagte der Zeitung "Kommersant", er sei am 3. November in einer der Maschinen von London nach Moskau geflogen. Mit der mutmaßlichen Vergiftung Litwinenkos habe er jedoch nichts zu tun, sagte Lugowoi. Die Leiche des ehemaligen russischen Geheimagenten soll am Freitag obduziert werden.

Hinweise auf Vergiftung Gaidars

Unterdessen ist der an einer rätselhaften Krankheit leidende ehemalige russische Ministerpräsident Jegor Gaidar nach Angaben seines Sprechers möglicherweise vergiftet worden. Die Symptome, unter denen Gaidar leide, wiesen nach Auffassung seiner Ärzte stark auf eine Vergiftung hin, sagte sein Sprecher Valeri Natarow. Eine offizielle Diagnose des Moskauer Krankenhauses werde es aber nicht vor Freitag geben. Gaidars Tochter Maria sagte der Zeitung "Kommersant", sie rechne ebenfalls mit der Diagnose, dass ihr Vater mit einer "der zivilen Medizin unbekannten" Substanz vergiftet worden sei. Der Zustand des Kreml-Kritikers besserte sich nach den Worten seines Sprechers inzwischen leicht. (tso/AFP)

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