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Politik: Falsches Mitleid

Wie Betrüger per E-Mail die Flut ausnutzen

Berlin - Diese E-Mail geht zu Herzen: „Das Mädchen (…) liegt in Phuket im Krankenhaus und vermisst seine Angehörigen. Bitte sendet diese E-Mail an alle Adressaten in Deutschland weiter, vielleicht erkennt jemand das Kind und kann sich mit dem Krankenhaus in Verbindung setzen.“ In Tausenden von elektronischen Briefkästen ging diese Suchmeldung mit dem bedrückenden Kinderfoto in den letzten Tagen ein. Und obwohl sie nicht mehr aktuell ist, weil Sophia inzwischen Angehörige in Deutschland gefunden hat, nimmt der elektronische Hilferuf weiter seinen Lauf durchs Netz – zusammen mit weiteren Kettenbriefen, die eine ganz andere Absicht haben: die Hilfsbereitschaft der Menschen auszunutzen.

Der Internetdienst Hoax-Info der TU Berlin, der sich mit schlechten Scherzen im Internet – so genannten Hoaxes – beschäftigt, hat für die Flut-Kettenbriefe inzwischen eine eigene Seite eingerichtet. Bisher sind im deutschsprachigen Internet zwei echte Suchanfragen aufgetaucht. Frank Ziemann, Betreiber des InternetDienstes, zweifelt allerdings daran, dass Kettenmails bei der Suche nach TsunamiOpern sinnvoll sein können. „Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich jemand helfen kann, ist gering“, sagt er.

Der Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), Burkhard Wilke, rät zu Vorsicht im Umgang mit Kettenmails zur Flut. „Es sind Mails im Umlauf, in denen Privatleute zu Spenden für die Opfer aufrufen. Hierbei wird der Name einer tatsächlich existierenden Hilfsorganisation genannt. Die Kontonummer ist jedoch falsch“, berichtet er dem Tagesspiegel. Wilke empfiehlt, die Seriosität der Organisationen und die Richtigkeit der Kontonummern vorher auf der Webseite des DZI zu überprüfen.

Vor kriminellen E-Mail-Zuschriften warnt auch die US-Bundespolizei FBI. Selbst ernannte Privatdetektive bieten demnach für 5000 bis 10 000 Euro die Suche nach Vermissten an, sagte die Initiatorin des Internetsuchportals FluthilfeDeutschland, Dagmar Sall-May, am Freitag in Duisburg. Von solchen Fällen wird auch aus Deutschland berichtet.

Informationen zum Thema unter:

www.tu-berlin.de/www/software/hoax/seebeben.shtml

www.dzi.de/seebeben.htm

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