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Reissverschluss mit West und Ost.

© imago/Steinach/IMAGO/Sascha Steinach/Bearbeitung Tagesspiegel

Feiern am 3. Oktober ohne Gauck, Merkel, Thierse: Tag der Deutschen Zweiheit

Ein Fest, von Staats wegen, aber ja. Denn Eintracht ist nötig, über den einen Tag hinaus. Gerade im Hinblick auf die Wahltage, die noch kommen.

Stephan-Andreas Casdorff
Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

35 Jahre deutsche Einheit – ein Grund zum Feiern. Sollte man meinen. Aber ist es so, gibt es die Einheit der Deutschen?

Die erste Antwort: von wegen. Wie wir gerade sehen. Ost und West, das ist immer noch ein großes Thema. Die Einheit ist immer noch erst zu erreichen. Die Urteile übereinander fallen doch sehr auseinander.

Anstatt dass die Kluft sich schließt – oder sogar in der Zwischenzeit geschlossen hätte –, zeigt sich, dass es mehr als das Projekt einer Generation ist. Zwei, drei werden wohl darüber ins Land gehen, bis es nicht mehr zählt, wer wie lange in welchem Landstrich wohnt oder gewohnt hat.

Die zweite Antwort: Mit jedem Jahr an gemeinsamer Erfahrung wächst mehr zusammen, was zusammengehört – wenn wir das wollen. Wenn uns eint, dass wir unser Land verbessern wollen, von der See bis zu den Alpen, von der Oder bis zum Rhein. Soviel Brecht muss sein, der Zukunft zugewandt, schon für unsere Kinder.

An Mut spart nicht, und an Bemühung auch nicht.

Stephan-Andreas Casdorff zur Einladung ostdeutscher Repräsentanten

Weil das so ist, muss das Wollen dokumentiert werden, staatlicherseits. Muss also bei einem Festakt ganz im Westen des Landes zum 3. Oktober natürlich der Osten herausragend sichtbar sein.

Gerade dann müssten die Leuchttürme ihrer Zeit von allen Seiten leuchten: Joachim Gauck. Angela Merkel, Wolfgang Thierse. Der Osten hat der Republik nämlich schon etwas gegeben – diese drei haben Staat gemacht.

Und ausgerechnet sie sind nicht da, nicht in Saarbrücken. Einerlei, welche Gründe, an diesem Tag darf nur die Gesundheit ein Grund für eine Absage sein. Bei allem anderen gilt: Der Rote Teppich kann für solche Repräsentanten gar nicht lang genug sein.

An Mut spart nicht, und an Bemühung auch nicht. Vielleicht hätte der Bundespräsident einen Staatsakt anordnen sollen. Das ist mehr als ein Festakt, ist von größerer Bedeutung, ja, zeigt die Bedeutung: Ein Tag der Eintracht, der alle Zwietracht überwölbt, über diesen Tag hinaus. Einheit statt Zweiheit. Gerade im Hinblick auf die Wahltage, die noch kommen.

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