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Frankreich: Gefahr einer Kettenreaktion

Bei der Demontage einer Atomanlage in Cadarache im Süden Frankreichs ist kiloweise hochgefährliches Plutonium entdeckt worden. Atomkritiker und politisch Verantwortliche sind entsetzt.

Paris - Die Atomaufsicht ordnete an, die Arbeiten umgehend einzustellen. „Große Mengen Plutonium am selben Ort können zu einer gefährlichen Kettenreaktion führen“, sagte Alain Delmestre, Vizechef der Behörde, am Donnerstag in Paris. In diesem Fall könnten Menschen tödlich verstrahlt werden.

Beim Abbau der mehr als 40 Jahre lang betriebenen Anlage waren in einem abgedichteten Behälter nach unterschiedlichen Angaben zwischen 22 und 39 Kilo Plutoniumstaub entdeckt worden. Die Betreiber hatten lediglich mit acht Kilo gerechnet. Die Atomsicherheitsbehörde wirft dem Betreiber Areva vor, den Zwischenfall nicht rechtzeitig gemeldet zu haben. „Es sieht so aus, als ob es schon im Juni bekannt geworden ist, aber wir erst im Oktober informiert wurden“, sagte Delmestre. Der Fall sei deswegen der Staatsanwaltschaft gemeldet worden. Umweltminister Jean-Louis Borloo zeigte sich schockiert über die verzögerte Bekanntgabe und forderte Aufklärung.

Atomkraftgegner werfen Betreibern und Regierung schwere Versäumnisse vor. „Dies ist einer der schlimmsten Vorfälle seit langem“, sagte Greenpeace-Chef Yannick Rousselet. Die Betreiber seien nicht in der Lage, mit Plutonium angemessen umzugehen. „Sie lassen kiloweise davon herumliegen, obwohl es so gefährlich ist, dass es auf jedes Gramm ankommt.“

In Deutschland wird derweil über die langjährige Praxis der Firma Urenco diskutiert, die Abfälle aus der Brennstabproduktion, Uranhexafluorid, jahrelang nach Russland exportiert hat. Für den Stoff gibt es nach Einschätzung von Michael Sailer, Chef der Entsorgungskommission, „keine sinnvolle technische Verwendung“, wie er der „Frankfurter Rundschau“ sagte. Er gilt aber nicht als Atommüll. Nach Angaben von Umweltschützern soll das Material in Sewersk/Sibirien in rostigen Fässern lagern. dpa/Tsp

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