„Große strategische Bedeutung“: Nato will wegen Russland und China Präsenz in der Arktis stärken
Klare Ansage an Moskau und Peking: Nato-Generalsekretär Stoltenberg kündigt an, dass das Militärbündnis sein Engagement um den Nordpol herum ausweiten werde.
Angesichts zunehmender militärischer Aktivitäten Russlands in der Region um den Nordpol wollen die USA und Nato dort stärker aktiv werden. „Die Nato muss ihre Präsenz in der Arktis erhöhen“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg der „Welt am Sonntag“.
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Russland hat Stoltenberg zufolge seine Aktivitäten in dem rohstoffreichen Gebiet zuletzt intensiviert. Moskau sei dabei, Stützpunkte aus Sowjetzeiten wieder zu öffnen und dort neue hochmoderne Waffen wie Hyperschallraketen zu stationieren. Auch China interessiere sich zunehmend für die Arktis.
Das Verteidigungsbündnis sei „bereits dabei, in Seeaufklärer zu investieren, um ein klares Lagebild erhalten zu können, was im hohen Norden vor sich geht. Aber wir werden unsere Anstrengungen weiter verstärken.“
Aus Stoltenbergs Sicht ist die Arktis für die Nato von „großer strategischer Bedeutung“. Die Nordpol-Region sei „die entscheidende Verbindung zwischen Nordamerika und Europa“ und bilde zugleich „die kürzeste Distanz zwischen Nordamerika und Russland“. Hinzu komme, dass die Arktis infolge der Klimaerwärmung und Eisschmelze für die Schifffahrt stetig an Bedeutung gewinne.
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Zur Arktis gehören Gebiete verschiedener Staaten: die USA, Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Schweden und Russland. Washington hatte am Freitag angekündigt, erstmals einen Arktis-Sondergesandten zu ernennen, um „die amerikanischen Interessen und die Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern in der Arktis“ zu fördern. Der US-Senat muss dem Vorhaben noch zustimmen.
Erst Ende Juli hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mitten im Ukraine-Krieg den USA und der Nato mit einer neuen Doktrin für die Kriegsmarine eine bisher beispiellose Kampfansage gemacht. In der neuen Doktrin wurde festgeschrieben, dass das Streben der USA nach Dominanz auf den Weltmeeren eine „Herausforderung für die nationale Sicherheit Russlands“ sei, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. (dpa, AFP)