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Friedrich Merz.

© dpa/Michael Kappeler

Update

Haben sie noch Einfluss auf die Wahl?: Merz hält Wirkung von TV- Duellen für begrenzt 

Der Unionskanzlerkandidat hat Zweifel, dass TV-Duelle im Wahlkampf noch einen Push bringen können. Kanzler Scholz ist sich unterdessen sicher, dass er sich am Sonntagabend gut geschlagen hat.

Stand:

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz misst Fernsehduellen wie dem mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nur eine begrenzte Wirkung im Wahlkampf bei. Sie seien nötig, es gebe sie seit ungefähr 20 Jahren, sagte der CDU-Vorsitzende bei der dpa-Chefredaktionskonferenz in Berlin. „Ob die wirklich am Ende des Tages noch mal Einfluss auf die Wahlen haben? Fragezeichen.“

Auf die Frage, ob Scholz nach seiner Einschätzung wirklich noch an einen SPD-Wahlsieg glaube oder ob er beim TV-Duell geschauspielert habe, antwortete Merz: „Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich gucke nicht in seine Seele. Ich glaube, er hat eine hohe Befähigung der Autosuggestion.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich einen guten Auftritt im ersten Fernsehduell mit Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) bescheinigt. „Hab ich“, antwortete er im Interview von Radio eins auf die Frage, ob er gut performt habe. „Ich habe vor, die Wahl zu gewinnen. Und ich glaube, gestern hat sich gezeigt: Geht auch.“

Eine abendliche Blitzumfrage der Forschungsgruppe Wahlen zum Abschneiden im TV-Duell sieht Scholz hauchdünn mit 37 zu 34 Prozent vorn. „Wenn man dieser Umfrage glauben kann - sie entspricht übrigens auch meinem Gefühl -, dann sind die Chancen viel besser, als die Meinungsforscher und Meinungsmacher sich das schon vor Wochen so zurechtgelegt haben“, erklärte Scholz.

Allerdings erlebte der Umfrage zufolge fast jeder Dritte keinen Unterschied zwischen beiden Kandidaten - und in den Wahlumfragen liegt Scholz mit großem Abstand hinter Merz.

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Anders als manche Kommentatoren habe er sich in der Sendung auch „gar nicht so defensiv empfunden, sondern es ist endlich mal über die Wahrheit gesprochen (worden), wie die Dinge sind“, sagte Scholz. Er verwies auf das Duell-Thema Steuerpläne von Union und SPD.

Mit Blick darauf, dass die Union breite Steuersenkungen plant und etwa den bereits weitgehend abgeschafften Solidaritätszuschlag nun komplett und damit auch für Vielverdiener abschaffen will, sagte er: „Ich glaube, es hat viele überzeugt, dass das so nicht geht und übrigens auch ein bisschen unpatriotisch ist, wenn wir mehr Geld für Sicherheit ausgeben müssen und dann kriegt es erst mal eine Erleichterung für die Leute, die das Meiste haben.“

Grünen-Chef Felix Banaszak kritisierte derweil, dass der Klimaschutz beim TV-Duell zwischen Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz (SPD) keine Rolle gespielt hat. Banaszak sagte vor Beratungen des Bundesvorstands in Berlin, er habe es sehr bezeichnend gefunden, dass in einer anderthalbstündigen Debatte die „zentrale Überlebensfrage“ unserer und kommender Generationen keinen Raum gehabt habe. „Es wurde nicht über Klimaschutz gesprochen, obwohl wir in jedem Jahr neue Extremwerte-Ereignisse in immer schlimmerer Intensität und auch in immer intensiverer Abfolge erleben.“

Scholz und Merz sei es offensichtlich kein Anliegen gewesen, diese Fragen zu thematisieren. „Wir haben gestern ein spannendes Duell zwischen dem Gestern und dem Vorgestern erleben dürfen“, sagte der Grünen-Chef. Die Zukunft habe aber nicht stattgefunden.

Auch viele andere Themen hätten keine große Rolle gespielt. Banaszak nannte Bildung oder Kinderbetreuung. Dafür hätten Scholz und Merz fast eine halbe Stunde über Migration gesprochen. Dies sei ein wichtiges Thema.

Er hätte sich allerdings gewünscht, dass sich die beiden nicht nur gegenseitig darin übertrumpfen wollten, wer der „härteste Knochen“ sei - sondern dass es ab und an auch ein Wort der Empathie und der Zugewandtheit gegeben hätte gegenüber Menschen, die vor Krieg, Bomben und Hunger fliehen und in Deutschland Schutz gefunden haben. Die Debatte um Migration brauche Differenzierung. Die Kanzlerkandidaten von SPD und Union hätten sich aber nur gegenseitig darin überboten, wer am schnellsten abschiebe.

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl hatten sich Scholz und Merz am Sonntagabend einen harten Schlagabtausch geliefert. Bei Themen wie dem Umgang mit der AfD und Migrationspolitik oder auch Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik zeigten sie sich unversöhnlich. Das Duell bei ARD und ZDF war das erste von zwei geplanten, das nächste steht am Sonntag bei RTL an. (dpa)

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