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Lauterbach fordert strengere Regeln : Union spricht sich für Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige aus
Es löst Glücksgefühle und Halluzinationen aus: Lachgas ist vor allem unter jungen Menschen als Partydroge zunehmend beliebt. Politiker und Ärzte warnen nun.
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Die Union im Bundestag fordert nach einem Medienbericht ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte der Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch).
Nun dringt auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf strengere Regeln, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge besonders an junge Leute einzudämmen. Dies sei ein erhebliches Gesundheitsrisiko und keine Kleinigkeit, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. „Die schnelle Verbreitung bei Kindern und Jugendlichen muss uns allen Sorge machen.“
Lauterbach halte er es für nicht vertretbar, dass Lachgas in Automaten oder „Spätis“ (Spätkaufläden) verkauft werde, insbesondere nicht an Kinder und Jugendliche. Er sei dazu mit den zuständigen Ressorts der Regierung im Gespräch, sodass man hoffentlich bald zu Regelungen kommen werde. „Es kann auf keinen Fall so bleiben, wie es jetzt ist.“
Die Gefahr psychischer Abhängigkeit sei erheblich, in extremen Fällen könne es zu Ohnmacht, Lähmungen und Herzbeschwerden kommen, mahnt Tina Sorge. „Die Warnungen der Ärzteschaft und aus Polizeikreisen sind eindeutig. Darum sollten schnell gesetzliche Regelungen getroffen werden, die die Nutzung von Lachgas als Partydroge und die Abgabe an Minderjährige verhindern.“
Niedersachsen will den Verkauf an Minderjährige verbieten
Die niedersächsische Landesregierung will den Verkauf von Lachgas an Minderjährige verbieten und dafür eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen. „Wir prüfen das sehr ernsthaft“, sagte ein Sprecher von Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) am Mittwoch in Hannover. Der Minister sei sehr klar für ein Verbot, ebenso wie das niedersächsische Verbraucherschutzministerium.

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In Großbritannien ist der Besitz von Lachgas seit Ende 2023 illegal, auch die Niederlande und Dänemark haben strenge Vorgaben. Niedersachsen möchte, dass Lachgas, also Distickstoffoxid, in das so bezeichnete Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz aufgenommen wird, wie der Sprecher erläuterte.
Der Konsum steigt bei jungen Menschen
Lachgas ist Distickstoffmonoxid (N2O). Mit dem in höheren Mengen betäubend wirkenden Gas wurde vor mehr als 200 Jahren erstmals schmerzfreies Operieren möglich. Inzwischen sind meist andere Narkosemittel im Einsatz. Auch die Deutsche Gesellschaft für Neurologie hatte zuletzt vor dem Konsum gewarnt. Der Konsum steigt demnach insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten. Lachgas ist laut der niedersächsischen Ärztekammer nicht als Droge nach dem Betäubungsmittelgesetz eingestuft. In Gifhorn bei Wolfsburg sorgt derweil ein Warenautomat mit Lachgasflaschen neben Süßigkeiten und Einweg-E-Zigaretten für Proteste.
Eltern in Gifhorn schreiben an Lauterbach
Der Stadtelternrat hat die örtlichen Behörden aufgefordert, gegen die Automaten in der Nähe einer Schule und Kita einzuschreiten. Die Mitglieder haben auch einen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geschrieben.
„Wir müssen uns fragen, warum der Verkauf von solch gefährlichen Substanzen in der Nähe von Kindern und Jugendlichen zulässig ist, und fordern eine Überprüfung und Verschärfung der diesbezüglichen Regelungen“, sagte Christoph Fink von dem Gremium. Über das Lachgas aus dem Automaten hatten zuvor mehrere Medien berichtet.
Auch Hausärzte fordern eine strengere Regulierung. „Der Verkauf von Lachgas sollte deutlich strenger reguliert werden, so wie es auch in anderen europäischen Ländern bereits der Fall ist“, sagte die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, dem RND. Insbesondere Kinder und Jugendliche müssten besser geschützt werden. (dpa)
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