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Maja T. kommt in den Gerichtssaal.

© dpa/Samuel Winter

„Hatte mich lebendig begraben gefühlt“: In Ungarn inhaftierte Maja T. spricht über ihre Lage und beklagt mangelnde Hilfe der Bundesregierung

Außenminister Wadephul hatte angekündigt, sich für bessere Haftbedingungen von Maja T. im ungarischen Gefängnis einzusetzen. Die non-binäre Person sagt, davon merke sie bislang nichts.

Stand:

Die in Ungarn inhaftierte Maja T. hat eine mangelnde Unterstützung der Bundesregierung beklagt. Zur Ankündigung von Außenminister Johann Wadephul (CDU), sich für bessere Haftbedingungen einzusetzen, sagte die non-binäre Person der „wochentaz“ laut Vorabmeldung vom Freitag: „Davon merke ich bisher leider nichts.“ Sie sei bereit, sich mit den Vorwürfen gegen sich auseinanderzusetzen – „aber rechtsstaatlich, in einem fairen Verfahren“.

T. sieht das Verfahren gegen sich politisch aufgeladen: „Wenn man nur die Eigenschaften queer und antifaschistisch nimmt, dann weiß ich, dass ich das Feindbild von Orban verkörpere“, sagte sie der Zeitung. Die Frage sei, ob sich „da Deutschland mit Orban gemein machen“ wolle.

Alles wirke, als wolle der Richter den in Budapest begonnen Prozess „schnell abhaken – und dass das Urteil längst feststeht“. Zu den konkreten Vorwürfen wollte T. sich gegenüber der Zeitung aber nicht äußern.

Maja T. bezeichnete ihren kürzlich beendeten Hungerstreik demnach als richtigen Schritt. „Es war ein Hilferuf. Eine Anklage, was mir widerfährt“, sagte T. der „wochentaz“. „Ich hatte mich lebend begraben gefühlt. Und dieses Grab hat sich geöffnet.“

Den Hungerstreik hat T. nach eigenen Angaben beendet, weil ungarische Ärzte eine Zwangsernährung in Aussicht stellten. „Diese Situation der Machtlosigkeit wollte ich mir nicht antun. Und meiner Familie auch nicht.“ T. kündigte an, den Hungerstreik eventuell fortsetzen zu wollen: „Werden mir meine Rechte weiter verwehrt, bin ich bereit, das zu tun.“

Die non-binäre Deutsche war im Dezember 2023 in Berlin festgenommen worden. Grund war der Vorwurf der ungarischen Behörden, Maja T. habe im Februar 2023 gemeinsam mit weiteren antifaschistischen Aktivisten Angehörige der rechtsextremen Szene in Budapest angegriffen.

Im Juni 2024 folgte die Auslieferung nach Ungarn – ungeachtet eines laufenden Eilverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht, das dann auch unmittelbar nach erfolgter Überstellung in einer einstweiligen Verfügung die Auslieferung untersagte.

Maja T. trat dann im Juni diesen Jahres in einen Hungerstreik. Mitte Juli beendete die non-binäre Person ihn mit dem Verweis auf ihre Gesundheit.

Die „wochentaz“ gab an, dass einer ihrer Journalisten am Dienstag als bisher erster Medienvertreter T. in ungarischer Haft besuchen konnte. (AFP)

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