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Politik: Hinter den Linden: Faxolismus

In der DDR kann es nicht allzu viele Faxgeräte gegeben haben. Denn im Osten scheint das Fax-Nachholbedürfnis noch groß zu sein.

In der DDR kann es nicht allzu viele Faxgeräte gegeben haben. Denn im Osten scheint das Fax-Nachholbedürfnis noch groß zu sein. Was man am Verhalten der inoffiziellen Ost-Vertreter von der PDS gut beobachten kann. Man muss nur eine statistische Auswertung des Faxaufkommens in Parlamentsredaktionen vornehmen, um dies zu belegen. An guten Tagen schreibt und faxt die "PDS im Bundestag" über 50 Pressemitteilungen. Rekord! Gut 70 Jahre nach der Erfindung des Faxgeräts durch Rudolf Hell bringen die real existierenden Sozialisten die Dinger so richtig zum Dampfen. Ein Kollege meinte neulich, er habe bald die Faxe dicke. Man darf es ihm und uns also nicht verdenken, wenn so manche brandheiße PDS-Mitteilung mit den anderen 37 ungelesen weiter an den Papierkorb gefaxt wird.

Um so erstaunlicher, dass dieses eine Fax eben doch auffiel, was vielleicht auch an der kunstvollen Alliteration lag. "Gysi geht", stand da über PDS-Presse-Mitteilung "Nr.: 3550" geschrieben. "Nach 12 Jahren in Volkskammer und Bundestag ist Gregor Gysi am 24. Januar 2002 von seiner Fraktion leise, launig und liebenswürdig verabschiedet worden", heißt es. Leise, launig und liebenswürdig. Ach, diese Alliteraten! War der Lilalaunebär eigentlich auch bei der Verabschiedung? Hat man Gysi zum Dank ein Faxgerät geschenkt, damit man in Kontakt bleiben kann? War Gysi überhaupt die ganze Zeit anwesend, oder musste er parallel Interviews zu seinem Abschied gegeben? Fragen über Fragen. Deshalb: Bitte liebe PDS, vergiss den Anfang. Wir wollen mehr Informationen! Mehr Pressemitteilungen! Oder, um in Eurem Sprachstil zu bleiben: Fiele feine Faxe!

Markus Feldenkirchen

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