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Bombenanschlag: Hisbollah-Militärchef in Syrien ermordet

Ein Gründungsmitglied der radikalen Islamisten-Bewegung Hisbollah ist einem Sprengstoffanschlag zum Opfer gefallen. Auf Emad Maghanija war ein hohes Kopfgeld ausgesetzt. Steckt der israelische Geheimdienst Mossad dahinter?

Der tödliche Sprengstoffanschlag auf Emad Maghanija trifft den Iran und seine Verbündeten hart. Teheran verliert mit Maghanija, der in den vergangenen 25 Jahren an mehr als einem halben Dutzend Terroroperationen beteiligt gewesen sein soll, einen ihrer treuesten Vasallen in der arabischen Welt. Die libanesische Bewegung Hisbollah, zu deren Gründungsmitgliedern der Palästinener Maghanija zählte, muss den Tod eines ihrer wichtigsten Militärführer hinnehmen. Und die syrische Führung unter Präsident Baschar al-Assad muss eingestehen, dass ihr gefürchteter Geheimdienst nicht in der Lage ist, einen Anschlag dieses Kalibers im Herzen von Damaskus zu verhindern. Maghanija starb am Dienstagabend durch die Explosion einer Autobombe im Stadtteil Kafr Susa.

Wie schmachvoll der Bombenanschlag für Assad ist, der im vergangenen Jahr schon einen israelischen Luftangriff hatte hinnehmen müssen, zeigt die Reaktion der staatlichen syrischen Medien. Das Staatsfernsehen meldet wortkarg den Tod eines namentlich nicht identifizierten Mannes bei einer Explosion. Die Zeitungen erwähnen den Vorfall mit keiner Silbe.

"Der Fuchs" veränderte immer wieder sein Aussehen

Maghanija, der vor der Vertreibung der Palästinenserführung aus Beirut 1982 Leibwächter von PLO-Chef Jassir Arafat war, gehörte zu den gewieftesten Extremisten des Nahen Ostens. Er soll an einer Flugzeugentführung, mehreren Angriffen auf Botschaften, französische und amerikanische Truppen im Libanon und in Saudi-Arabien beteiligt gewesen sein. Auch im Krieg der Hisbollah gegen Israel im Sommer 2006 soll er eine tragende Rolle gespielt haben.

Um sich vor Attentaten zu schützen, soll sich der mysteriöse Schattenmann, der von seinen Anhängern "Hadsch" (Mekka-Pilger) genannt wurde, mehreren Gesichtsoperationen unterzogen haben. Die für die Beziehung zur Hisbollah zuständigen Geistlichen und Politiker in Teheran nannten ihn wegen seiner hohen Intelligenz und Erfahrung "der Fuchs". Palästinensischen Schulkindern wurde Maghanija, der weltweit zu den meistgesuchten Terroristen zählt, lange Zeit als "einer unserer großen Helden" präsentiert. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar für ihn ausgesetzt.

Hisbollah beschuldigt Mossad

Auch wenn Israel nicht die Verantwortung für den Anschlag übernimmt, für die Hisbollah steht schon Stunden nach der Explosion fest, dass nur der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad die Bombe gezündet haben kann. Die Palästinenserorganisation PFLP/Generalkommando von Ahmed Dschibril, die wie andere radikale Gruppen in in Damaskus residiert, hat außerdem den US-Geheimdienst CIA als möglichen Drahtzieher "des Mordes an dem Märtyrer" ausgemacht.

Politische Beobachter im Libanon befürchten nun, dass das Attentat auf Maghanija die politische Krise in ihrem Land weiter verschärfen könnte. Der Libanon hat wegen der Konfrontation zwischen dem pro-syrischen Lager unter Führung der Hisbollah und den Gegnern Syriens in der Regierung seit November keinen Präsidenten mehr. Die libanesische Zeitung "Al-Nahar" berichtet, Maghanija habe sich in Damaskus aufgehalten, um dort den iranischen Außenminister Manuchehr Mottaki zu treffen, der in Syrien zu Gesprächen über die Libanon-Krise erwartet worden war.

Anne-Beatrice Clasmann[dpa]

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