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Außenministerin Annalena Baerbock.

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

„Ich bin Zielscheibe“: Baerbock berichtet über Bedrohung durch Rechtsextremisten und Putin-Trolle

Auf Drohungen mit sexualisierter Gewalt, Porno-Deepfakes oder Vergewaltigungsphantasien seien die Sicherheitskräfte bisher nicht eingestellt, sagt die Außenministerin.

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat strukturelle Mängel bei der Bewachung von Spitzenpolitikerinnen in Deutschland beklagt. „Ich bin einfach für eine bestimmte Gruppe – da spielen Rechtsextreme, Putin-Trolle und auch toxische Männlichkeit mit rein – eine Zielscheibe“, sagte Baerbock in einem Interview mit dem „Zeit Magazin“.

Auf Drohungen mit sexualisierter Gewalt, Porno-Deepfakes oder Vergewaltigungsphantasien seien die Sicherheitskräfte aber nicht eingestellt – „weil es das bei Männern nicht so gibt“.

Die Angriffe auf sie hätten auch für ihr Privatleben sicherheitstechnisch „einiges nach sich gezogen“, sagte die Grünen-Politikerin: „Als ich im Urlaub war, wurde meine Wohnung auf Wanzen durchsucht. Das sind Sachen, die vergesse ich nicht.“ Neben einem direkten Mordaufruf habe es auch Vorfälle mit Stalkern gegeben.

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„Seit dem Ukraine-Krieg hat das noch mal eine andere Qualität bekommen, vor allem von russischer Seite“, sagte Baerbock. Dies betreffe auch andere Politikerinnen - etwa die Präsidentin von Moldau, deren Chats gehackt wurden. „Dann kursierten Fotos mit gefälschten Chatverläufen - vor so etwas habe ich mehr Angst als davor, dass mein Auto in die Luft fliegt“, sagte Baerbock.

In diesem Geschäft braucht man in manchen Momenten Menschen, die dich als Person kennen, nicht nur als Politikerin.

Annalena Baerbock

Zudem erzählte Baerbock der „Zeit“, dass sie ihre Kanzlerkandidatur 2021 als ihren persönlichen Tiefpunkt erlebt habe. Wörtlich sagte Baerbock: „Ich kann das jetzt klarer sagen, als in unseren früheren Gesprächen: Die Kanzlerkandidatur, die war ja oft Hölle.“

In einem früheren Gespräch, unmittelbar nach ihrer gescheiterten Spitzenkandidatur, hatte Baerbock gesagt, sie habe in dieser Zeit gelernt, wie wichtig Freundschaft ist. „In diesem Geschäft braucht man in manchen Momenten Menschen, die dich als Person kennen, nicht nur als Politikerin. Wenn so viele Dinge über dich in der Zeitung stehen, das macht etwas mit dir. Dann sind Leute wichtig, denen das komplett egal ist, weil sie seit 20 Jahren mit dir befreundet sind.“

Zum Weitermachen motiviert habe sie vor allem der Zuspruch vieler Frauen, so die Grünen-Politikerin. „Und ich hatte das Gefühl: jetzt erst recht. Den Gefallen, hinzuschmeißen und in der Versenkung zu verschwinden, den tue ich meinen Gegnern nicht. Weil viele der Fehler am Anfang passiert sind, der eigentliche Wahlkampf aber erst am Ende stattfand, als die Stimmung schon gekippt war, hatte ich das Gefühl, ich kam gar nicht an den Punkt, wo ich zeigen konnte, was ich kann.“

Seitdem habe sie jedoch ihre Unbefangenheit verloren, erläutert Baerbock. „Das Ausmaß an Hass gegen mich hat mich geschockt.“

Baerbocks Äußerungen fielen im Rahmen eines Langzeit-Interviewprojekts mit dem „Zeit Magazin“. Zwischen 2020 und Januar 2025 sprach das Magazin siebenmal mit der Grünen-Politikerin über Veränderungen in ihrem Leben. (Tsp, AFP)

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