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Corona-Impfstoff-Dosen.

© REUTERS / Reuters/Kai Pfaffenbach

Für jeden Einwohner acht Dosen: Bund bestellte Corona-Impfstoffe für mehr als 13 Milliarden Euro

Bislang waren die Ausgaben der Bundesregierung für Impfstoffe nicht bekannt. Die Hersteller erhöhten die Preise im Laufe der Pandemie um rund 50 Prozent.

Deutschland hat in der Corona-Pandemie Impfstoffe im Wert von rund 13,1 Milliarden Euro bestellt. Das bestätigte das Bundesgesundheitsministerium den Sendern NDR und WDR und der „Süddeutschen Zeitung“, wie die Medien am Donnerstag berichteten.

Bislang waren die Kosten für die Impfstoff-Bestellungen nicht bekannt: Die Verträge, welche die EU-Kommission mit den Herstellern für alle Mitgliedsstaaten geschlossen hatte, unterliegen strenger Vertraulichkeit. Den Informationen zufolge erhöhten die Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna die Preise in der Pandemie erheblich.

Der größte Teil der nun bekannt gewordenen Summe an Impfstoff-Bestellungen gehe auf die Amtszeit von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zurück, heißt es in den Berichten. Nach bisher geheim gehaltenen Unterlagen bestellte der Bund demnach in der Amtszeit von Spahn bereits 556 Millionen Corona-Impfdosen im Gesamtwert von 10,05 Milliarden Euro.

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Deutschland bestellte insgesamt 682 Millionen Impfdosen

Wie das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage von WDR, NDR und „SZ“ mitteilte, bestellte Deutschland seit Beginn der Pandemie insgesamt 672 Millionen Corona-Impfstoff-Dosen. Umgerechnet bedeutet das, dass für jeden Einwohner in Deutschland vom Säugling bis zum Greis gut acht Impfstoff-Dosen bestellt wurden.

Bisher waren nur bruchstückhaft Preise der Impfstoffe bekannt geworden. Den Medien liegt nun nach eigenen Angaben erstmals eine detaillierte Bestellübersicht der Bundesregierung für die einzelnen Impfstoffe vor, aus der die genauen Preise, Mengen und Bestelldaten hervorgehen.

Auffällig seien hier insbesondere die Preissteigerungen der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna mitten in der Pandemie. So habe Deutschland im Dezember 2020 knapp 39 Millionen Impfdosen bei Biontech/Pfizer zum Preis von rund 15,50 Euro pro Dosis bestellt.

Eine Kinderärztin impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.
Eine Kinderärztin impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.

© dpa/David Young

Neun Monate später, als die Regierung weitere 168 Millionen Impfdosen bestellt hat, kostete die Einzeldosis im Schnitt bereits rund 23,20 Euro - ein Anstieg um rund 50 Prozent. Moderna erhöhte demnach bereits nach drei Monaten den Preis von 19,50 Euro um mehr als 50 Prozent auf 29,70 Euro.

Kritik an der Preissteigerung

Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, sagte den Medien, er halte diese Preise nicht grundsätzlich für anstößig, weil sie durchaus vergleichbar seien etwa mit Influenza-Impfstoffen.

Störend finde er allerdings die Preissteigerungen mitten in der Pandemie. „Ich halte das eigentlich für unseriös, weil angesichts der wirtschaftlichen Umsätze hätte man bei dem alten Preis bleiben können“, sagte Ludwig. Es sei allerdings so, dass „wir die Impfstoffe brauchten“ und „die Pharmakonzerne diese Preise eben durchsetzen konnten“.

Aus dem Bundestag kam dagegen deutliche Kritik an den Preissteigerungen. Der CSU-Abgeordnete Stephan Pilsinger sagte den Medien: „Wenn das so stimmt, dann bin ich der Meinung, dass das völlig ungerechtfertigt ist. Die Bundesregierung hätte sich auf solche Deals nicht einlassen sollen.“

Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestags, der CDU-Politiker und ehemalige Chef des Kanzleramts Helge Braun, räumte ein, dass ihm „weder die individuellen Dosis-Preise der verschiedenen Impfstoffe bekannt sind noch die weiteren Vertragsklauseln“.

Braun geht nach eigenen Worten davon aus, dass Deutschland noch für das laufende Jahr 2023 Abnahmeverpflichtungen bei Corona-Impfstoffen im Wert von zwei Milliarden Euro habe. „Das ist absehbar viel zu viel, so dass mit der Vernichtung eines Großteils der Lieferung gerechnet werden müsste“, sagte Braun. (AFP)

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