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In den USA ist der Einmarsch in die Ukraine das dominierende Thema an diesem Donnerstag.

© Ole Spata/dpa

Internationale Pressestimmen zum Ukraine-Krieg: „Russland ist ein Schurkenstaat“

Der Einmarsch russischer Truppen ist am Donnerstag in vielen Ländern der Welt Thema in den Kommentarspalten. Hier eine kleine Auswahl.

Stand:

Die „New York Times“ schreibt: „Unabhängig davon, welche Vorstellungen Putin von der Beziehung zwischen der Ukraine und Russland hat, unabhängig davon, wie sehr er sich über das Eindringen des Westens in das, was er als Russlands Einflusssphäre ansieht, beschwert, unabhängig davon, wie er den Platz Russlands in Europa und der Welt einschätzt, ist die unprovozierte Invasion eines souveränen europäischen Staates eine unprovozierte Kriegserklärung in einem Ausmaß, (...) in dem man es nicht mehr für möglich hielt.“

In der Londoner „Times“ heißt es: „Jetzt müssen sich die einzelnen Nato-Mitgliedstaaten mit der beängstigenden Aussicht auf einen echten Krieg in Europa auseinandersetzen. Sind ihre Vorbereitungen angemessen? (...) Es ist fast unmöglich, eine Verteidigungshaltung über Nacht neu auszurichten. Es dauert Jahre, um Ressourcen und Fähigkeiten anzupassen.“

Die französische „Le Monde“ resümiert: „Der Krieg ist zurück in Europa. (...) Wladimir Putin ist der Verantwortliche für diesen großen Konflikt. Keine westliche Ungeschicklichkeit, kein historischer Fehler und keines der Argumente, die das russische Regime und seine Verteidiger seit Jahren vorbringen, können den Angriff, der gerade begonnen hat, rechtfertigen."

Die elsässische Regionalzeitung „Dernières Nouvelles d'Alsace“ sieht es so: „Keine Sanktion, keine noch so strikten Maßnahmen würden den russischen Präsident Wladimir Putin aufhalten. Wenn er den Donbass schlucken möchte, wird er den Donbass schlucken. Er hat es ja bereits getan. Und wenn er die Ukraine in ihrer Ganzheit will, wird er eben auch die Ukraine schlucken.“

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Im Leitartikel der chinesischen Zeitung „China Daily“ heißt es dagegen:Was der Ukraine widerfahren ist, ist keineswegs das, was US-Präsident Joe Biden einen ,unprovozierten und ungerechtfertigten Angriff’ Russlands nannte. Es ist seine Regierung, die die Spannungen kontinuierlich verschärft hat, indem sie die Sicherheitsbedenken Russlands beharrlich ignorierte und Moskau zwang zu akzeptieren, dass die drohende Erweiterung der Nordatlantikvertrags-Organisation kein Verhandlungsgegenstand ist.“

In der Stockholmer Tageszeitung „Aftonbladet“ heißt es: „Heute Morgen ist die Welt zu einem gefährlicheren Ort für kleine Länder geworden. Russlands Hunger wird nicht dadurch gestillt werden, die Ukraine zu schlucken. Wir wissen noch nicht, wie der Überfall auf die Ukraine enden wird, aber die Reaktionen der westlichen Welt müssen jetzt steinhart sein. Russland ist ein Schurkenstaat und muss auch als solcher behandelt werden.“

Die finnische Tageszeitung Ilka Sanomat kommentiert: „Bisher hat Putin noch nie eins auf die Schnauze bekommen, wenn er in den Krieg gezogen ist. Tschetschenien, Georgien, Ostukraine, Syrien – all dies waren mehr oder weniger Erfolge. … Das ist aber keine Garantie für Siege in der Zukunft. Auch wenn Russland die Ukraine niederwalzt, so steht ihr doch ein Volk mit 40 Millionen Einwohnern gegenüber, das in den Genuss von Freiheit gekommen ist. Die Ukraine zu beherrschen, könnte unmöglich sein.“

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In der italienischen „La Repubblica“ steht:„In diesem Szenario gewinnt Moskau die Kontrolle über einen Teil der Ukraine zurück, wo die heiße Front des neuen 'Kalten Krieges' verläuft, und vielleicht gelingt es ihm, auch in Kiew eine Regierung unter seiner Kontrolle einzusetzen, wie es in Minsk geschehen ist. Es sieht sich jedoch mit einer gestärkten Nato konfrontiert (...), die sich darauf vorbereitet, Schweden (vielleicht) und Finnland in ihre Reihen aufzunehmen. Wenn es Putins Ziel war, Amerika aus Europa herauszuhalten und die Nato zu schwächen, ist sein Schritt ein Fehler.“

Die regierungsnahe türkische Tageszeitung „Yeni Safak“ schreibt: „Eine Ära ist zu Ende, schwere Zeiten brechen an. Die Türkei sollte sich weder auf den Westen stützen noch auf Russland vertrauen. (…) Solange die Türkei auf dem dritten Weg bleibt, wird sie erstarken.“

Die oppositionelle türkische Zeitung „Cumhuriyet“ sieht es ähnlich: „Die beste Haltung, die die Regierung in diesem Konflikt einnehmen kann, besteht darin, neutral zu bleiben, soweit das auf dem Boden des Völkerrechts möglich ist.“

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