Karikaturenstreit: Iran weist Vorwürfe der USA zurück
US-Außenministerin Condoleezza Rice hat Iran und Syrien vorgeworfen, Ausschreitungen während der Demonstrationen gegen die dänischen Mohammed-Zeichnungen mit Absicht angefacht zu haben. Iran wies die Vorwürfe scharf zurück.
Jakarta/Washington - Die USA haben Iran und Syrien bezichtigt, die gewalttätigen Proteste von Muslimen gegen die Mohammed-Karikaturen angestachelt und instrumentalisiert zu haben. Außenministerin Condoleezza Rice sagte am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington, sie habe «keine Zweifel, dass Iran und Syrien die Stimmung bewusst aufgepeitscht haben, um dies zu ihrem Vorteil auszunutzen.» Teheran wies dies als unbegründete «Lüge» zurück.
Unterdessen flaute am Donnerstag die Protestwelle gegen die zunächst von der dänischen Zeitung «Jyllands-Posten» veröffentlichten Zeichnung des Propheten ab. Allerdings nutzten schiitische Muslime in Indien Prozessionen anlässlich ihres Aschura-Gedenktages zu Demonstrationen gegen die Karikaturen. Auf zahlreichen internationalen Ebenen liefen weiter Bemühungen, die Kontroverse zu entschärfen.
In der Bundesrepublik und der Türkei riefen die beiden auflagenstärksten Zeitungen, «Bild» und «Hürriyet», in einem gemeinsamen Kommentar Muslime und Christen zu gegenseitigem Respekt auf. Deutsche Politiker von Koalition und Opposition hoben die befriedende Rolle der Türkei in dem Konflikt hervor. Vertreter von SPD, CDU, Grünen und FDP wiesen in der «Leipziger Volkszeitung» (Donnerstag) darauf hin, dass eine Anbindung des islamisch geprägten Landes an die EU ein gutes Signal für das Zusammenleben von Muslimen und Christen sei.
Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen steht einer Initiative mit der Türkei als Mittler beim Streit um die Mohammed- Karikaturen positiv gegenüber. Ein Sprecher des Regierungschefs erklärte, er sehe diese Idee «außerordentlich positiv». Die Verteidigungsminister der NATO wollen sich an diesem Freitag bei ihrem Treffen in Taormina (Sizilien) in Gesprächen mit ihren Kollegen aus sechs islamischen Mittelmeeranrainerstaaten um eine Entspannung im Karikaturen-Streit bemühen. Die EU-Kommission kündigte an, dass es im März in Rom eine gemeinsamen Konferenz mit Muslimorganisationen geben werde, bei der über Menschenwürde und gegenseitiges Verständnis diskutiert werden solle.
Zu den Vorwürfen der US-Außenministerin Rice sagte der iranische Vizepräsident Isfandiar Rahim: «Das ist eine Lüge, zu 100 Prozent unbegründet.» Mit Blick auf den schwelenden Atomstreit sagte er während eines Indonesienbesuchs: «Es gibt keinerlei Verbindung zwischen dem Nuklearproblem und der Reaktion der Muslime auf die Karikaturen des Propheten Mohammed.»
Der Direktor des syrischen Zentrums für Islamstudien und Abgeordnete Mohammed Habasch erklärte: «Sie (die Amerikaner) haben keine Ahnung, wie die Menschen im Nahen Osten denken. Warum wollen sie einfach nicht glauben, dass die Menschen wegen ihres Propheten, ihres ihnen heiligen Glaubens, ihrer Werte und des Islams zornig werden.»
Direktoren, Chefredakteure und Journalisten von zwei algerischen TV-Sendern wurden unterdessen ihrer Ämter enthoben, weil in ihren Sendungen die umstrittenen Karikaturen gezeigt wurden. Die Regierung Malaysias sprach sich Lizenzentzug für eine Zeitung des Landes wegen Nachdrucks der Zeichnungen aus. (tso/dpa)