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Israelischer Botschafter: „Linker Antisemitismus darf nicht in der Mitte der Gesellschaft ankommen“
Bei linkem Antisemitismus fehle es Deutschland an Haltung. Prosor nennt die Kunstaustellung dokumenta als Beispiel.
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Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat ein konsequenteres Vorgehen gegen Antisemitismus aus dem linken Spektrum angemahnt. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass „die Grenzen sich Stück für Stück verschieben und der Links-Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft ankommt“, sagte Prosor den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag).
„Deutschland hat beim Antisemitismus, der von rechts kommt, eine klare Haltung, und weiß auch, was man dagegen machen muss.“ Es herrsche in der Öffentlichkeit, bei Ermittlern und Medien Einigkeit über ein konsequentes Vorgehen dagegen. „Das funktioniert gut. Der Links-Antisemitismus hingegen ist problematischer.“
Prosor verwies auf die internationale Kunstausstellung documenta im vergangenen Jahr, die wegen Antisemitismusvorwürfen mit Blick auf einzelne Kunstwerke scharfe Kritik auf sich gezogen hatte.
„Es gab viele akademische Debatten über Kunst- und Kulturfreiheit. Aber man muss sich doch mal anschauen, wer da mit wem debattiert. Es ist als hätte man eine Debatte über Recht und Ordnung und die Teilnehmer wären Jack the Ripper, Charles Manson und Kannibale von Rotenburg“, wird Prosor von den Zeitungen zitiert.
Die documenta stand seit Beginn wegen Antisemitismusvorwürfen in der Kritik. So hatten Experten eine Filmvorführung „Tokyo Reels Film Festival“ des Künstlerkollektivs Subversive Film als antisemitisch eingestuft.
Für einen Skandal hatte früh die Präsentation des Banners „People's Justice“ des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen gesorgt. Danach wurden als antisemitisch kritisierte Bilder gefunden; darunter judenfeindliche Stereotype in Zeichnungen der Broschüre „Presence des Femmes“.
Das Bundeskriminalamt hatte für 2021 einen Höchststand von bundesweit insgesamt 3.027 antisemitisch motivierten Straftaten aus unterschiedlichen Spektren verzeichnet. (KNA)
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