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PK CSU in Berlin

© dpa

CSU: Jetzt neu: Christlich-Seehofersche Partei

Horst Seehofer ist vorläufig das einzige Schwergewicht der CSU – und er lässt das deutlich durchblicken. Auch mit Angela Merkel sieht er sich auf Augenhöhe.

Von Robert Birnbaum

Ilse Aigner ist jetzt seit einer Stunde Bundesministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Etwas früh mithin für programmatische Grundsatzreden, und außerdem sitzt sie ja an diesem Freitagmorgen nicht alleine auf dem Podium der Bundespressekonferenz. Also sagt Aigner in Kürze, was man eben so sagt als 43-Jährige, die sich plötzlich im Politik-Olymp der Republik wiederfindet: Kurs des Vorgängers fortsetzen, große Schuhe, die der hinterlassen habe ... In dem Moment beugt sich eine hochgewachsene Gestalt von links leicht rüber. „Schuhgröße 46“, wirft Horst Seehofer ein. Er hat die Lacher prompt auf seiner Seite.

Das wird noch öfter passieren beim ersten Auftritt des neuen starken Manns der CSU in Berlin seit dem Aufstieg zum CSU-Chef und Ministerpräsidenten. Wie auch nicht: Seehofer gehört seit langem zu den besten Spöttern der Szene, begabt sogar zur höchsten Stufe, der Selbstironie. Das hat ihm, dem Mann am Rande, immer Aufmerksamkeit verschafft. Nur ist er jetzt der Mann ganz oben. Und wenn der sich scherzend vordrängt, drängt das alle anderen beiseite.

Eindringlicher Blick auf Ramsauer

Einer, der die neuen Verhältnisse sogar im Ernst zu spüren bekommt, ist der CSU-Landesgruppenvorsitzende Peter Ramsauer. Am Donnerstagabend hat die neue CSU-Führung mit Angela Merkel und der CDU im Kanzleramt die Verhandlungslinie mit der SPD im Streit über die Erbschaftsteuer abgesteckt. Am Freitagfrüh verkündet Ramsauer per Agenturmeldung einen Sieg der CSU auf ganzer Linie, im Detail und mit Zahlen.

Seehofer, auch zum Thema befragt, mag über Details und Zahlen indes nicht reden. Schon die Verhandlungstaktik empfehle es, nur abstrakt „über Ziele zu reden“. Aber hat nicht Ramsauer konkret von 1,5 Millionen Euro als Freibetrag für Hauserben gesprochen...? Ja, sagt Seehofer, die Zahl – die geistere ja schon lange durch die Diskussion. „Ich nehme an“ – eindringlicher Blick zur Seite – „dass Peter Ramsauer darauf Bezug genommen hat.“ Der nickt eifrig. Spätestens in diesem Moment wird klar, dass Seehofers Operation Verjüngung eine starke Nebenwirkung hat: Er hat sich selbst als einziges Schwergewicht übrig gelassen.

„Wir werden Mitglied des Vereins für deutliche Aussprache bleiben!“

Karl-Theodor zu Guttenberg ist der Frischeste unter den Neuen mit seinen 36 Jahren. Der designierte Generalsekretär wird noch ein bisschen rot, als er zu Wort kommt, um seinen künftigen Stil zu erläutert. „Das Holzende, Rumpelnde und Polternde liegt mir nur bedingt“, sagt er, „Waden schmecken mir auch nur bedingt.“ Mit Argumenten werde er die Positionen der Partei verdeutlichen. Was denn – das Ende der CSU als Polter-Partei? Seehofer korrigiert: „Wir werden Mitglied des Vereins für deutliche Aussprache bleiben!“

Dass diese Form der Traditionspflege auch der Schwesterpartei noch die Ohren klingeln lassen wird, braucht er nicht extra zu erwähnen. Zumal sich Seehofer einen Trick ausgedacht hat, wie er sogar ohne Dauerpoltern die gleiche Augenhöhe mit Angela Merkel sicherstellt. Treffen wie das am Donnerstag, bei dem vor Koalitionsrunden mit der SPD erst einmal CDU und CSU sich untereinander abstimmen, will er zur Dauereinrichtung machen. „Die Union hat nur gemeinsam Erfolg“, sagt Seehofer. Das klingt harmlos, Merkel kann auch schlecht widersprechen. Nur im Stillen kann sie sich ärgern, dass eine solche Institution ihren eigenen Spielraum einschränkt. Die Bayern im Doppelspiel mit der SPD auszumanövrieren wird damit richtig schwierig.

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