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Das Jugendwort des Jahres stammt aus der Sprache der sozialen Netzwerke.

© Stephan Jansen, dpa

Jugendwort des Jahres: Nonsens geadelt: "I bims"

Der Langenscheidt-Verlag hat das Jugendwort des Jahres gekürt. Es stammt aus der „Vong“-Sprache, die im Internet eine große Fangemeinde hat.

Achtung: Jugendwort des Jahres. Ja, Sie sagen jetzt natürlich, ach, das ist wieder diese Wörterbuch- PR von Langenscheidt mit selbstgebastelten lustigen Worten, die keine Sau benutzt. Diesmal aber nicht, diesmal...

Nicht einfach. Um „I bims“ zu erklären, müssen wir sehr weit ausholen und daran erinnern, dass ja jeder mal in jungen Tagen irgendeine Spezialsprache gebastelt hat, die dann drei weitere Freunde infizierte oder auch, bestenfalls, die halbe gymnasiale Oberstufe. Heute gibt es so kleine Gruppen faktisch nicht mehr, weil jede noch so abseitige Narretei per Facebook sofort durchs Land geblasen wird und dort entweder folgenlos verzischt – oder ein Millionenpublikum erheitert.

So ist es mit der Vong-Sprache. Ihre Bausteine, in erster Linie HipHop, Tippfehler und Doofheit, haben eine Art parodistischen Spezialjargon erzeugt, der allerdings – Jugendsprache? – eher von Erwachsenen als von Jugendlichen gepflegt wird. „I bims“ heißt in diesem Sinne nichts anderes als „Ich bin’s“ oder „Ich bin“, und der Rest der Botschaft darf frei angeordnet werden.

Ordentliche Fehler müssen drin sein

Basiswissen: Statt „ein“ schreibt man „1“, gern auch „1sam“ oder „Schw1“, alberne Anglizismen können nicht genug verwendet werden, und noch wichtiger ist, dass ordentlich Fehler drin sind von jener Art, die dem Oberstudienrat die Schuhe auszieht, vong Grammatik her. „Vong... her“ ist extrem wichtig, darin zeigt sich die routinierte Meisterschaft des Sprechers, der abschließend darauf zurückfällt wie der Bluesgitarrist auf die Tonika, vong Musikteorih her. Und dieses „Vong“ gibt nun auch dem Phänomen seinen Namen.

Wer hat’s erfunden? Ein Oberpfälzer, der sich „Willy Nachdenklich“ nennt, betreibt die Facebook-Seite „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“, und er geht im Schutz von Pappnasen-Schnauzbart- Brille damit auch auf Tour; früher dran war der philosophisch beschlagene österreichische Rapper Money Boy, der den Dreh mit der 1 aufbrachte. Aber irgendwer war immer schon da, vermutlich finden Archäologen auch bei Ernst Jandl erste Versatzstücke.

Wörterbücher haben bekanntlich schon jeglichen Nonsens geadelt, das ist so. Aber hier hat Langenscheidt doch mal was erwischt, was tatsächlich existiert und als Beleg für die Lebendigkeit unserer Sprache dienen kann, wenn man darin nicht gleich den Untergang der deutschen Leitkultur kommen sieht. Der Duden sollte aber vielleicht noch warten, vong Grammatik her.

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