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Konzernlandwirtschaft auf dem Vormarsch: Die deutschen Agrarriesen

Welche Investoren kaufen Land im Osten?

DER BRANCHENFÜHRER

Der KTG-Konzern ist, gemessen an der bewirtschafteten Fläche, Deutschlands größtes Agrarunternehmen. Verteilt über alle fünf ostdeutschen Länder verfügt er über 31 000 Hektar Ackerfläche. Weitere 8000 Hektar bewirtschaften KTG-Betriebe in Litauen. Ein Viertel der Flächen sind im Konzernbesitz. Der Rest ist gepachtet. Knapp ein Drittel des Jahresumsatzes von zuletzt 110 Millionen Euro erwirtschaftet der Konzern mit dem Verkauf von Strom und Wärme aus Biogasanlagen. Trotz seiner Größe beschäftigt das Unternehmen lediglich knapp 600 Arbeitskräfte. Der Konzern wird als börsennotierte Aktiengesellschaft geführt und finanzierte seine schnelle Expansion nach dem Börsengang im Jahr 2007 mit der Auflage hochverzinster Anleihen. Die Verschuldung liegt mit 356 Millionen Euro beim Vierfachen des Eigenkapitals.

DER FAMILIENSCHATZ

Die Steinhoff-Familienholding mit Sitz im niedersächsischen Westerstede verwaltet das Vermögen der Familie des Möbelunternehmers Bruno Steinhoff. Am gleichnamigen, heute in Südafrika angesiedelten Konzern ist sie weiterhin beteiligt. Die Gesellschaft bewirtschaftet nach Schätzung externer Fachleute rund 20 000 Hektar Ackerfläche, das meiste davon in den Brandenburger Landkreisen Uckermark, Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark. Angebaut wird vorwiegend Raps und Mais, um mit den geernteten Früchten die zugehörigen 34 Biogasanlagen zu betreiben. Allein mit dem Verkauf des erzeugten Stroms sowie der Lieferung von Heizwärme erzielte die Familienfirma im letzten Berichtsjahr (2011) knapp zwei Drittel des Jahresumsatzes von 64 Millionen Euro. Dabei kam sie auf einen Jahresgewinn von neun Millionen Euro.

DER MULTIUNTERNEHMER

Die Lindhorst-Gruppe ist ein Konglomerat aus Firmen des Unternehmers Jürgen Lindhorst aus Winsen an der Aller. Neben einem Immobiliengeschäft und einer Kette von Pflegeheimen gehört mit der JLW Holding auch eines der größten deutschen Agrarunternehmen dazu. Dieses betreibt etwa 20 Landwirtschaftsbetriebe vorwiegend in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die nach eigenen Angaben rund 24 000 Hektar Land gemäß „der Philosphie der industriellen Landwirtschaft“ bewirtschaften. Lindhorst setzt auf maximale Rationalisierung durch „schlanke Betriebsorganisation“ und den Einsatz von externen Lohnunternehmen. Damit erreiche man besonders „niedrige Arbeitserledigungskosten“, mit denen sich die JLW „im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe“ befinde.

DIE HEUSCHRECKEN

Die AgroEnergy mit Sitz in Hamburg bietet Kapitalanlagern die Beteiligung bei Kauf, betriebswirtschaftlicher Optimierung und anschließendem Verkauf von Agrarunternehmen in Ostdeutschland. Für ihr erstes Projekt warb die Firma ab 2008 bei 22 Investoren 34 Millionen Euro ein und erwarb damit zwei Großbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern, die zusammen 4100 Hektar bewirtschaften. Beim Verkauf der Projektgesellschaft im jahr 2011 erzielten die Anleger einen Gewinn von rund 30 Prozent. Derzeit wirbt AgroEnergy Anlagen von bis zu 150 Millionen Euro ein und verhandelt dafür nach eigenen Angaben „exklusiv“ über den Ankauf von Betrieben an fünf Standorten mit weiteren 20 000 Hektar Ackerfläche. Die Organisatoren erwarten einen Wertzuwachs der zugehörigen Äcker von bis zu zehn und eine Gesamtrendite für die Anleger von bis zu zwölf Prozent jährlich.

DER LEBENSMITTELMULTI

Die Südzucker AG ist ein vorwiegend in Europa tätiger internationaler Konzern, dessen Kerngeschäft die Raffinierung und der Vertrieb von Zucker ist. Zum Konzern gehören außerdem der Pizzahersteller Freiberger, die Herstellung von pflanzlichen Inhaltsstoffen für die Lebensmittelindustrie unter der Marke Beneo sowie der Fruchtverarbeiter Agrana. Daneben unterhält der „Geschäftsbereich Landwirtschaft“ neun Agrarbetriebe mit einer Fläche von rund 10 000 Hektar in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen und Sachsen, darunter die sächsische Agrar- und Umwelt Gmbh Loberaue, die allein schon über 3500 Hektar Ackerfläche verfügt. Weitere 6000 Hektar bestellen konzerneigene Betriebe in Moldawien, um dort den Zuckerrübenanbau einzuführen und neue Rohstoffquellen zu erschließen.

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