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Ninmt er hier etwa gerade seinen Hut? Karl Lauterbach Bundesminister für Gesundheit, bei der Klausurtagung des Bundeskabinetts im Gästehaus Meseberg.

© IMAGO/Christian Spicker

Der Fall auf der Beliebtheitsskala: Lauterbach als Minister verwirrt nur und verbreitet Panik

Er war der Gesundheitsminister der Herzen – nun sinkt sein Stern rapide. Wie lange wird er das durchstehen? Ein Kommentar.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Der Herbst steht vor der Tür – und Herbstzeit ist Lauterbach-Zeit. Achtung, da läuft der Gesundheitsminister zu Hochform auf. Denn dann kann er sich aufs Neue ganz dem Thema widmen, das ihn überhaupt erst ins Amt gebracht hat: Corona. Und Karl Lauterbach warnt auch schon wieder, dass alles schlimm kommen könnte.

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Das kennen wir aus dem vorigen Jahr. Nein, nicht dass es schlimm kommen wird, sagt er; nur eine Art Vorahnung treibt ihn an. Der Minister warnt sozusagen in Varianten, auch deshalb, weil er ja mit seinen Ahnungen beileibe nicht immer recht hatte.

Gottlob, muss man sagen. Und er wird sowieso sagen: Eben weil ich gewarnt habe. Aber so richtig wissenschaftlich war das nicht, ist es auch jetzt nicht. Dabei will doch der Herr Professor ein Mann der Wissenschaft sein. Na ja, nicht alle in der Wissenschaft – und der Ärzteschaft – sehen ihn so wie er sich selbst. Hinter vorgehaltener Hand sind die Urteile deutlich.

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Vielmehr ist es so, wie es Marco Buschmann sagt, der Justizminister von der FDP. Zugegeben, die fährt bei Corona einen anderen Kurs; den kann man auch falsch finden. Aber Lauterbach geht halt inzwischen nicht nur ihnen gehörig auf die Nerven.

Also, Buschmann sagt: „Von Panikmache halte ich gar nichts. Für solche Virusvarianten gibt es derzeit nirgendwo Anzeichen.“ Er meint Virusvarianten, die zu einer epidemischen Lage nationaler Tragweite führen könnten, wieder zu Schulschließungen und allem. Dafür sehen Ärzte, insgesamt die Fachleute keinen Hinweis.

Klar ist – auch Lauterbach –, dass es für weiterführende Maßnahmen keine Mehrheit im Bundestag gibt. Nicht allein, weil die Freien Demokraten finden, „es müsste sich schon regelrecht die Hölle unter uns auftun, ehe wir dem zustimmen“, sondern weil die anderen Koalitionäre immer skeptischer werden, was Lauterbach und seine Prognosen angeht.

Fast wäre eine Frau an seiner Stelle gewesen

Wenn die SPD ehrlich ist, dann gibt sie zu: Er ist bloß Minister geworden, weil er sich so hervorgetan hatte in Talkshows und auf Twitter. Damit hat er sich beliebt gemacht. Lauterbach als Gesundheitsminister der Herzen – irgendwann konnte Olaf Scholz als Kanzler nicht mehr anders.

Und brachte für Lauterbach die Statik des Kabinetts durcheinander. Sonst wäre heute eine Frau Gesundheitsministerin, Bärbel Bas wahrscheinlich. Im Ministerium wären sie darüber so froh wie die übrige Politik. Lauterbach ist einfach nicht einzufangen.

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Man hört: Er denkt, er wisse alles besser. Dabei verwirrt der Minister, bereitet Panik den Weg und erschwert den anderen das Handwerk des Regierens. Immerhin ist nicht alles Corona, es geht in seinem Ressort um viel Kompliziertes, um Krankenhäuser, Krankenkassen, Zuschüsse. Die Staatssekretäre haben es da nicht leicht.

Zumal es noch nicht mal bei Corona richtig gut läuft. Ein aktueller Entwurf zur Betrugsbekämpfung bei Corona-Schnelltests führt gerade Grüne und CSU in strammer Ablehnung zusammen. Der Entwurf sieht vor, dass Robert-Koch-Institut (RKI) und Gesundheitsämter der Städte und Landkreise noch mehr Betrügereien verhindern sollen.

Baden-Württemberg und Bayern erklären das Vorhaben von Lauterbach allerdings zur „denkbar schlechtesten Lösung“. Und jetzt ist er auch noch nicht mal mehr der Gesundheitsminister der Herzen. In der Beliebtheitsskala wird er nach hinten durchgereicht – Karl Lauterbach im Herbst seines Wirkens.

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