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Panne bei der Hamburg-Wahl 2020: FDP verliert Stimmen – Liberale bangen um Einzug in Bürgerschaft
FDP will ihre inhaltliche Ausrichtung überarbeiten + Spahn sieht das CDU-Debakel als schweren Schlag + Die AfD will verbal abrüsten + Der Newsblog
- Gloria Geyer
- Paul Gäbler
- Benjamin Reuter
- Kai Portmann
Stand:
Die FDP könnte nach Bekanntwerden eines Auszählungsfehlers bei der Wahl in Hamburg den Wiedereinzug in die Bürgerschaft verpassen. Durch eine Verwechslung im Bezirk Langenhorn wurden dort versehentlich die 22,4 Prozent der Grünen den Liberalen zugeteilt, wie der zuständige Bezirkswahlleiter Tom Oelrichs der Deutschen Presse-Agentur am Montag sagte. Die FDP lag am Sonntagabend zunächst hamburgweit nur wenige Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde.
Alle Stimmen werden am Montag aber ohnehin erneut ausgezählt, so dass ein Irrtum dann auch festgestellt würde.
Die SPD und Grüne kamen bei der Wahl auf eine deutliche Mehrheit. Die CDU stürzt den Prognosen zufolge auf etwa 11 Prozent auf ihr bundesweit schlechtestes Landtagswahlergebnis seit fast 70 Jahren ab. Das CDU-Debakel müsse für die Partei Folgen haben, sagte Jens Spahn, möglicher Bewerber um den CDU-Vorsitz: „Das Ergebnis muss uns alle ein Stück wachrütteln.“
Hintergrund zur Hamburg-Wahl:
- Kommentar: Ein Triumph für konsequente Stadtpolitik
- Analyse zu den Grünen: Warum die Grünen trotzdem unter ihren Erwartungen blieben
- Kurz-Reportage von der AfD-Wahlparty: Um 18 Uhr versteinerten die Mienen - um 21 Uhr kam die Hoffnung zurück
- Analyse zum FDP-Debakel: Nach dem "Fiasko von Thüringen" war fast nichts mehr zu holen
FDP verliert Stimmen
Die FDP könnte nach Bekanntwerden eines Auszählungsfehlers bei der Wahl in Hamburg den Wiedereinzug in die Bürgerschaft verpassen. Durch eine Verwechslung im Bezirk Langenhorn wurden dort versehentlich die 22,4 Prozent der Grünen den Liberalen zugeteilt, wie der zuständige Bezirkswahlleiter Tom Oelrichs der Deutschen Presse-Agentur am Montag sagte. Die FDP lag am Sonntagabend zunächst hamburgweit nur wenige Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde. (dpa)Hamburger CDU: „Sturm von vorne“ statt Rückenwind
Nach dem Debakel bei der Bürgerschaftswahl hat die Hamburger CDU noch nicht über personelle Konsequenzen beraten. Dies sagte Spitzenkandidat Marcus Weinberg am Montag in Berlin.Weinberg sagte zu dem Ergebnis, der Landesverband habe in den vergangenen Wochen statt Rückenwind mehr „Sturm von vorne“ erleben müssen. Er verwies in dem Zusammenhang unter anderem auf die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum thüringischen Ministerpräsidenten mit Stimmen auch von CDU und AfD. Dies habe CDU-Wähler und -Mitglieder verunsichert. (dpa)

Linke sieht sich auf dem Weg zur Großstadtpartei

Lindner will inhaltliche Ausrichtung der FDP überarbeiten
Es gehe nicht darum, "grundlegend die Positionierung der FDP" zu verändern, erläuterte Lindner. Allerdings sollten "Justierungen" vorgenommen werden. Lindner verwies unter anderem darauf, dass "die ökologische Frage" heute eine viel größere Bedeutung habe als bei der Verabschiedung des
Lindner kündigte zugleich an, die FDP werde in der nächsten Zeit "ganz offensiv" die Positionierung als "Partei der Mitte" reklamieren. Er betonte erneut, dass jegliche Kooperation mit der AfD für seine Partei ausgeschlossen sei. Die Parteispitze bedaure es sehr, dass nach den Ereignissen in Erfurt "bei vielen"

Reaktion auf Hamburg-Wahl – AfD will verbal abrüsten
Tschentscher: „Die SPD ist 'ne richtig starke Truppe“
Die SPD demonstriert nach dem rot-grünen Wahlsieg in Hamburg Geschlossenheit. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte am Montag vor einer Sitzung des SPD-Präsidiums in Berlin, er wolle den erfolgreichen Kurs der vergangenen Jahre „mindestens fünf Jahre, lieber Jahrzehnte“ fortführen.CDU-Vize Strobl will eine Teamlösung
Stellvertretende CDU-Vorsitzende sieht Mitschuld bei Bundespartei

Hamburger FDP-Chefin sieht keine Schuld bei Lindner

Weil warnt SPD vor zu viel Orientierung an Grünen
Nach dem Wahlsieg der Hamburger Sozialdemokraten hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Bundespartei davor gewarnt, sich inhaltlich zu sehr den Grünen oder der Linkspartei anzunähern. "Die SPD muss nicht grüner werden als die Grünen und auch nicht linker als die Linken", sagte Weil der Online-Ausgabe der "Welt". Stattdessen müsse seine Partei "in wichtigen Politikbereichen überzeugende Perspektiven aufzeigen und glaubwürdig sein".Der Klimaschutz zähle "ganz gewiss" dazu, ergänzte Weil. "Wir Sozialdemokraten haben auf dieses Thema einen ganz besonderen Blick. Wir wollen Arbeit und Umwelt miteinander verbinden. Das ist der SPD in Hamburg offensichtlich gut gelungen."
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher und die Landespartei "kommen mit ihrem sehr pragmatischen Politikstil offensichtlich gut an", sagte der niedersächsische Ministerpräsident. Mit dem Slogan "Die ganze Stadt im Blick" hätten sie offensichtlich "den Kern dessen getroffen, was die Menschen von ihrer künftigen Führung erwarten".
Tschentscher hatte im Wahlkampf die Wirtschaftsfreundlichkeit seiner Partei betont. Weil sieht dies auch als Vorbild für die Bundespartei: Für die SPD als eine "Partei der Arbeit steht es zwangsläufig im Vordergrund, dass es ausreichend gute Arbeitsplätze für die Menschen gibt. Deshalb sind wir Sozialdemokraten gut beraten, uns um vernünftige Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu kümmern." (AFP)

FDP-Ergebnis steht wieder infrage
Eine mögliche Verwechslung bei der Stimmerfassung im Wahlbezirk Hamburg-Langenhorn stellt den knappen Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft infrage. In einem Wahllokal kamen die Liberalen nach der vereinfachten Auszählung am Sonntagabend auf 22,4 Prozent, die Grünen hingegen nur auf 5,1 Prozent. Landesweit war das Ergebnis umgekehrt ausgefallen. „Auffällig ist das auf jeden Fall“, sagte Landeswahlleiter Oliver Rudolf der Deutschen Presse-Agentur. „Den Hinweis, dass es eine Auffälligkeit gibt, habe ich auch schon weitergegeben.“Sollte es eine Verwechslung der Zuordnung gegeben haben, würden auf die FDP 423 Stimmen weniger entfallen als bisher angenommen. Da die Partei insgesamt nach den vorläufigen Zahlen nur um 121 Stimmen über der Fünf-Prozent-Hürde liegt, könnte dies dazu führen, dass sie den Einzug ins Stadtparlament doch noch verpasst. „Das kann durchaus ausschlaggebend sein“, sagte Rudolf. Alle Stimmen würden am Montag aber ohnehin erneut ausgezählt, so dass ein Irrtum dann auch festgestellt würde. (dpa)
Vorläufige amtliche Zahlen in Hamburg: AfD und FDP bleiben in der Bürgerschaft

An den Ergebnissen könnte sich am Montag noch etwas ändern, dann werden auch bisher ungültige Stimmzettel gewertet
Spahn: „Das Ergebnis muss uns alle wachrütteln“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat die Wahlniederlage der CDU in Hamburg als schweren Schlag bezeichnet. „Das Ergebnis muss uns alle ein Stück wachrütteln, dass es gerade um viel geht“, sagte Spahn. „Das ist Hamburg, das ist Thüringen, das sind die Umfragewerte, das ist die Lage der Bundespartei.“ (dpa)
Hochrechnung Infratest dimap (21:43)
CDU: 11,2 Prozent (-4,7)
Linke: 9,1 Prozent (+0,6)
FDP: 5,0 Prozent (2,4)
AfD: 5,2 Prozent (-0,9)
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