
© dpa/AP/TT News Agency/Fredrik Sandberg
Newsblog zu Stockholm: Mutmaßlicher Lkw-Attentäter ist 39-Jähriger aus Usbekistan
Die Ermittler gegen beim Lkw-Angriff in Stockholm weiter von einem Terrorakt aus. Der Festgenommene habe aber keine Verbindung zu Extremisten gehabt. Die Ereignisse im Newsblog.
- Oliver Bilger
- Kai Portmann
Stand:
- Im Zentrum Stockholms ist ein Lastwagen in eine Menschengruppe und dann in ein Kaufhaus gerast.
- Es gibt mindestens vier Tote und 15 Verletzte.
- Ein festgenommener Mann aus Usbekistan könnte der Lkw-Fahrer sein.
- Schwedens Regierung und Polizei sprechen von einem Terrorakt.
- König Carl XVI. Gustaf verurteilte den Lkw-Anschlag als „verachtenswürdig“ .
- Verfolgen Sie hier die Ereignisse im Newsblog.
- Das Geschehen vom Freitag können Sie hier nachlesen.
Erstes Opfer identifiziert
Eines der vier Todesopfer des mutmaßlichen Terroranschlags in Stockholm ist identifiziert. Die Ermittler hätten die Angehörigen benachrichtigt, sagte eine Polizeisprecherin am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Zu Geschlecht und Alter des Opfers wollte die Sprecherin keine Angaben machen. Informationen über die anderen drei Opfer werde die Polizei erst herausgeben, wenn die Angehörigen informiert seien. (dpa)
Kaufhaus in Stockholm öffnet nach Lkw-Anschlag teilweise wieder
Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag in Stockholm öffnet das Kaufhaus, in das der Täter mit einem Lkw gerast war, am Sonntag teilweise wieder. Das teilte das Einkaufszentrum Åhléns City am Samstagabend mit. Die meisten Etagen sollten aber bis Montag geschlossen bleiben, hieß es. Ein 39-jähriger Usbeke wird verdächtigt, am Freitag mit einem Lkw in einer zentralen Einkaufsstraße erst in eine Menschenmenge und dann in das Kaufhaus gefahren zu sein. Dabei waren vier Menschen ums Leben gekommen. Allen Mitarbeitern gehe es „den Umständen entsprechend“ gut, erklärte die Kaufhaus-Kette. „Åhléns ist ein Teil der offenen Gesellschaft, und wir werden nie den bösen Kraften nachgeben, die das ändern wollen.“ (dpa)

Schwedens König verurteilt Stockholmer Anschlag
Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat den Lkw-Anschlag im Zentrum von Stockholm als „verachtenswürdig“ verurteilt. Dennoch gebe es ihm Hoffnung, „dass all diejenigen unter uns, die helfen wollen, viel zahlreicher sind als diejenigen, die uns schaden wollen“. Das sagte der Monarch am Samstagnachmittag in einer Stellungnahme vor dem Königspalast in der Hauptstadt. Zudem lobte er Polizei und Rettungsdienste für ihre „tolle Arbeit“ nach dem Vorfall.
Carl Gustaf und seine Frau, Königin Silvia, wegen des Anschlags eine Brasilien-Reise abgebrochen und waren nach Schweden zurückgekehrt.
Religionen rufen zum Gebet für Opfer auf
In Schweden haben die Religionsgemeinschaften den mutmaßlichen Terroranschlag in Stockholm verurteilt und ihr Mitgefühl mit Opfern und Angehörigen zum Ausdruck gebracht. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Opfern, den Verletzten und den Trauernden“, erklärte am Samstag der „Interreligiöse Rat“. Angriffe dieser Art hätten zum Ziel, „unsere Gesellschaft zu zerstören, zu polarisieren und die Vielfalt von Ethnien, Kulturen und Religionen in Schweden zu untergraben“, warnte das Gremium unter anderem aus christlichen, muslimischen, jüdischen und buddhistischen Gemeinschaften und Vereinigungen.
Mit der LKW-Attacke vom Freitag habe sich das feige, zum Äußersten entschlossene Antlitz des Bösen gezeigt, hieß es weiter. Nach dem Anschlag mit einem gestohlenen Lastwagen, bei dem am Freitagnachmittag mindestens vier Menschen getötet und 15 weitere verletzt wurden, wehten am Wochenende die Flaggen auf Halbmast.
Schwedens lutherische Erzbischöfin Antje Jackelén erklärte, „Nachrichten über Terroranschläge haben uns in den letzten Jahren allzu oft erreicht. Wir erhielten diese aus vielen Teilen der Welt, und wir befürchteten, dass dies auch in unserem Land geschehen kann. Jetzt ist es passiert.“ Jackelén: „Unsere unmittelbaren Gedanken sind bei den Opfern, bei denjenigen, die ihre Angehörigen verloren haben, bei den Verletzten, und bei denen, die helfen.“ Man gedenke zudem jenen Entscheidungsträgern und Helfern, die in extremen Situationen handeln müssten, so die aus Deutschland stammende Erzbischöfin am Samstag auf der Webseite der Schwedischen Kirche.
Ähnlich bestürzt zeigte sich die katholische Nordische Bischofskonferenz: Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, sprach von einem „schrecklichen Akt des Terrorismus“ und zeigte sich schockiert darüber, „dass diese sinnlose und rücksichtslose Gewalt uns so nahe gekommen ist.“ Der katholische Theologe fügte hinzu: „Wir müssen mehr und mehr einsehen, dass wir in einer verwundeten Welt leben und wie verletzlich wir Menschen sind.“ (epd)
Halbmast auch bei Ikea in Berlin

Behörden sehen viele Anzeichen für Terrorakt
Die schwedischen Ermittler gehen nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm weiter von einem Terrorakt aus. „Viel spricht zum jetzigen Zeitpunkt dafür, dass das der Fall ist“, sagte Staatsanwalt Hans Ihrman. (dpa)
Festgenommener ist 39-Jähriger aus Usbekistan
Der nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm festgenommene Mann ist nach Angaben der Ermittler Usbeke und 39 Jahre alt. Das bestätigten die Behörden am Samstag auf einer Pressekonferenz. Die Sicherheitspolizei habe im vergangenen Jahr Informationen über den Verdächtigen gehabt, die Angaben hätten sich aber nicht bestätigen lassen. „Wir konnten keine Verbindungen zu extremistischen Milieus bestätigen“, sagte Anders Thornberg von der schwedischen Sicherheitspolizei. (dpa)
Polizei schließt auch mehrere Täter nicht aus
Die Polizei in Stockholm schließt nicht aus, dass an dem Lkw-Anschlag mit vier Toten mehrere Täter beteiligt waren. „Wir können weiter nicht ausschließen, dass mehr Personen in die Attacke verwickelt sind“, sagte der Chef der Reichspolizei, Dan Eliasson, am Samstag auf einer Pressekonferenz. Es werde weiter ermittelt. Er zeigten sich zuversichtlich, dass der am Freitagabend Festgenommene der Mann ist, der den Lastwagen in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus gesteuert hat. „Nichts deutet darauf hin, dass wir die falsche Person haben“, sagte Eliasson. (dpa)
Gerät in Lkw gefunden - Untersuchung läuft noch
Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm hat die Polizei in dem Lastwagen etwas gefunden, „das dort nicht hingehörte“. Dies sagte Reichspolizeichef Dan Eliasson bei einer Pressekonferenz am Samstag. Man könne aber noch nicht sagen, ob es sich bei dem Fund um eine brennbare Substanz handele. Das solle nun eine Untersuchung klären, so Eliasson. (dpa)
May: Gemeinsam gegen Bedrohung vorgehen
Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm hat die britische Premierministerinn Theresa May dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven am Telefon ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Das Vereinigte Königreich steht fest an Schwedens Seite“, sagte May am Samstag laut einer Mitteilung ihres Büros. Sie sei mit Löfven einig, dass man gegen solche Bedrohungen, „denen wir alle weiterhin gegenüberstehen“, gemeinsam vorgehen müsse. Erst vor gut zwei Wochen, am 22. März, hatte ein Terrorist bei einem Anschlag in London fünf Menschen getötet und Dutzende verletzt. (dpa)
Gedenkfeier und Schweigeminute am Sonntag
Für die Opfer des Lkw-Anschlags in Stockholm soll es am Sonntag eine Gedenkfeier und eine landesweite Schweigeminute geben. Das kündigte Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven am Samstag an, nachdem er einen Strauß roter Rosen in der Nähe des Tatorts niedergelegt hatte. „Heute ist ein Tag der Trauer“, sagte Löfven. Jetzt müssten er und seine Landsleute versuchen, ihre Wut in etwas Konstruktives zu verwandeln. „Wir sind eine offene, demokratische Gesellschaft, und das werden wir auch bleiben.“ (dpa)
Noch zehn Verletzte im Krankenhaus
Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm hat die Gesundheitsbehörde die Zahl der in Krankenhäusern behandelten Verletzten am Samstag auf zehn korrigiert. Ein weiterer Patient in einem Krankenhaus sei dem Vorfall zugeordnet worden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Ursprünglich war am Samstagmorgen von neun in Krankenhäusern behandelten Patienten die Rede gewesen. Vier der Patienten sind den Angaben zufolge schwer verletzt, zwei von ihnen lagen am Samstag noch auf der Intensivstation. Unter den zehn Verletzten sei auch ein Kind, sagte die Sprecherin. „Es ist aber nicht schwer verletzt.“ (dpa)

Schweden trauert und gedenkt der Opfer

Prinzessin Victoria: "Große Trauer und Leere"
Schwedens Kronprinzessin Victoria und ihr Mann Prinz Daniel haben am Tag nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm in der Nähe des Tatorts rote Rosen niedergelegt. „Ich fühle große Trauer und Leere“, sagte die Thronfolgerin laut der Boulevardzeitung „Aftonbladet“ am Samstag. „Aber ich fühle trotzdem eine Stärke, denn die Gesellschaft hat mit enormer Kraft gezeigt, dass wir uns dem hier entgegensetzen.“ Auf die Frage eines Reporters, wie das Land durch diese schwere Zeit kommen solle, antwortete Victoria demnach: „Zusammen.“
Zuvor hatte ihre jüngere Schwester Prinzessin Madeleine auf Facebook geschrieben: „Meine Gedanken sind bei meinem geliebten Stockholm und den Betroffenen und ihren Familien.“ Madeleine lebt mit ihrem Mann Chris O'Neill und ihren beiden Kindern in London. (dpa)
Berichte über Sprengstoff im Lkw
Der staatliche schwedische Fernsehsender SVT berichtet, dass in dem Tat-Lkw Sprengstoff gefunden worden sei. Als Quelle nennt der Sender Polizeikreise. Der Chef der schwedischen Sicherheitspolizei sagte dazu dem Sender TV4, er könne das nicht bestätigen. (mit Reuters)
Verdächtiger hat "wahrscheinlich" den Lkw gefahren
Der nach dem Anschlag in Stockholm festgenommene Mann hat nach Polizeiangaben „wahrscheinlich“ den Lkw gesteuert, der am Freitag in eine Menschenmenge gerast war. Das sagte ein Polizeisprecher am Samstagmorgen dem schwedischen Radiosender SR. Der Mann steht unter Terrorverdacht. „Wir können nicht ausschließen, dass weitere Personen festgenommen werden, aber wir sehen keine Hinweise, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit besteht“, sagte der Sprecher weiter.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Karin Rosander, sagte AFP, dem Mann würden "terroristische Tötungen" zur Last gelegt. Sie führte aus, dass das schwedische Strafrecht mehrere Verdachtsstufen vorsehe und dass für den Verdächtigen die höchste Verdachtsstufe gelte. Zur Identität des Verdächtigen wollte sich die Staatsanwaltschaft nicht äußern. (dpa, AFP)
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