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Der scheidende SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel und sein Nachfolger Martin Schulz in Wolfenbüttel.

© Kay Nietfeld/dpa

Sein letzter Auftritt als SPD-Chef: Lobreden auf Sigmar Gabriel

In seinem Wahlkreis im niedersächsischen Wolfenbüttel lässt sich Sigmar Gabriel noch einmal feiern - vor allem von seinem Nachfolger Martin Schulz.

Am Ende ist ihm all das Lob sogar ein wenig unangenehm. „Wenn das alles stimmen würde, was ihr so erzählt“, sagt Sigmar Gabriel flapsig – und fügt dann doch etwas weicher hinzu: „Ich geb ja zu, man hört es auch gerne mal.“

Gabriel steht in einer Turnhalle in Wolfenbüttel auf dem Podium, es ist sein letzter Auftritt als SPD-Chef in seinem Wahlkreis. Am Sonntag soll auf dem SPD-Sonderparteitag der designierte Kanzlerkandidat Martin Schulz die Parteispitze übernehmen. Und obwohl Gabriel hier zum Direktkandidaten wiedergewählt werden soll, wirkt es streckenweise wie ein Abschied – so viele warme Worte finden die Redner an diesem Abend für ihn. Allen voran: Martin Schulz.

Gemeinsam treten sie durch die Hallentür, Martin Schulz geht voran, Gabriel folgt ihm. Musik, die wie das Intro eines Rocksongs klingt, füllt den Saal. Die Menschen stehen und klatschen rhythmisch. Die Fotoapparate blitzen. Schulz ist an diesem Abend hier „als Freund“, wie er sagt.

Die vergangenen Monate waren für diese Freundschaft eine Belastungsprobe. Schon Wochen bevor Gabriel seinen Verzicht auf die Kanzlerkandidatur angekündigt hatte, trat Schulz regelmäßig auf. Mancher unterstellte Schulz, er rühre die Werbetrommel für sich – auch Gabriel soll das genervt haben. Nun hat der „Schulz-Effekt“ die SPD aus dem Umfragetief katapultiert – und gezeigt, dass Gabriels Entscheidung, auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten, richtig war.

In Schulz' Rede geht es einzig um Gabriel

Auch an diesem Abend, da muss sich Sigmar Gabriel keine Illusionen machen, ist die „Lindenhalle" im niedersächsischen Wolfenbüttel nicht seinetwegen so voll. Die Leute sind hier, um Schulz zu sehen. Gabriel dagegen hat in seiner Heimat mitunter seine ärgsten Kritiker. Hier hielten viele Schulz schon lange für den besseren Kanzlerkandidaten.

Trotzdem muss dieser Abend Balsam auf Gabriels Seele sein. Denn die Redner – darunter ein Industrieller und eine 23-jährige Jungsozialistin – halten sich nicht zurück: Wie wichtig Gabriel für den Wahlkreis sei, erzählen sie, wie sehr er die Region wirtschaftlich vorangebracht habe.

Und dann kommt Schulz. In seiner Rede geht es einzig um Gabriel. Er bewundere Gabriel dafür, dass der selbst in Zeiten der Niederlage, „zu sich selbst und seiner Meinung steht.“ Schulz sagt: „Dass ein Mann in der Lage ist, seine eigenen Ambitionen zurückzustellen, zugunsten seiner Partei, ist eine außergewöhnliche Charakterstärke.“

Ein wenig versucht Gabriel, all das dann herunterzuspielen. „So viel Applaus kriegst du nur, wenn du gewählt wirst und wenn du aufhörst“, scherzt er. Und: Es sei doch selbstverständlich, dass er das tue, was für die Partei, für das Land am besten sei. Nur eines sei ihm schwergefallen: Neben der Kanzlerkandidatur auch den Parteivorsitz aufzugeben.

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