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Ein Soldat führt während eines Pressetermins in einem Pflege- und Altenheim den Schnelltest einer Mitarbeiterin durch.

© dpa

Bundeswehr im Corona-Einsatz: Mission Pandemie

Kontaktverfolgung, Schnelltests und jetzt auch noch ein Einsatz in Portugal: Die Aufgaben der Bundeswehr in der Pandemie wachsen.

Das Personal in den Alten- und Pflegeheimen erhält zunehmend Unterstützung durch die Bundeswehr, wenn es um die dringend benötigten Schnelltests geht. Seit Mitte Dezember sind die Heime angesichts der zweiten Welle der Pandemie zu regelmäßigen Schnelltests beim Pflegepersonal verpflichtet. Allerdings fehlen dafür in den Heimen die Kapazitäten.

Weil Freiwillige für die Aufgabe auf sich warten lassen, leisten seit Mitte Januar Bundeswehrangehörige Unterstützung bei den Tests. Wie das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in Berlin am Dienstag mitteilte, führen derzeit bundesweit 3203 Bundeswehrangehörige Schnelltests durch.

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Zuvor hatte Caritas-Präsident Peter Neher einen verstärkten Einsatz der Bundeswehr angesichts der nötigen Schnelltests in den Alten- und Pflegeheimen gefordert. Die Caritas gehört zu den größten Trägern von Pflegeheimen in Deutschland. Das Pflegepersonal arbeite „am Anschlag“ und sei nicht in der Lage, auch noch die Testungen durchzuführen, hatte Neher den Vorstoß begründet.

Hälfte der Landkreise hat Hilfe durch Bundeswehr angefordert

Damit die Amtshilfe durch die Bundeswehr in Gang kommt, müssen die Landkreise bei der Anforderung der Soldaten aktiv werden. Wie Kanzleramtsschef Helge Braun (CDU) per Twitter mitteilte, haben inzwischen mehr als die Hälfte der Landkreise und kreisfreie Städte - nämlich 206 - Personal bei der Bundeswehr für die Schnelltests in Pflegeeinrichtungen angefordert.

Schnelltests haben wegen Impfstoffknappheit hohe Bedeutung

Dabei sind die Tests in den Heimen, die angesichts der schleppenden Impfstoffversorgung und zahlreicher Todesfälle in den Pflegeeinrichtungen eine zusätzliche Bedeutung bekommen, nicht die einzige neue Aufgabe für die Bundeswehr in Pandemiezeiten. Schon seit Monaten helfen Soldaten unter anderem auch in den Gesundheitsämtern bei der Nachverfolgung der Kontakte von Corona-Kranken. Nach den aktuellen Zahlen der Bundeswehr werden derzeit bundesweit 5215 Soldaten in den Gesundheitsämtern eingesetzt.

Portugal hat die höchste Todes- und Infektionsrate

Während in Deutschland die Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag auf den Wert von 90 sank, sind die Infektionszahlen anderswo in der EU weit höher. Besonders Portugal ist seit Anfang des Jahres stark betroffen. Nach dem Neujahrstag kam es geradezu zu einer Explosion der Infektionszahlen. Inzwischen wird in Portugal weltweit die höchste Todes- und Infektionsrate registriert.

Die dramatische Entwicklung hat ihren Ursprung vor allem in den traditionell engen Verbindungen zwischen Portugal und Großbritannien, wo eine der Corona-Mutationen stark verbreitet ist. Während etwa in Deutschland noch vor Weihnachten der Reiseverkehr mit Großbritannien eingeschränkt wurde, gab es in Portugal keine vergleichbaren Vorsichtsmaßnahmen. Zudem müssen die Portugiesen nun den Preis dafür zahlen, dass es in ihrem Land über die Weihnachtsfeiertage nur wenige Beschränkungen gab.

Sieben-Tages-Inzidenz in Portugal über 800

Die Folge: Die Sieben-Tages-Inzidenz lag in Portugal zuletzt bei über 800. Nach Angaben der Johns Hopkins Universität in Baltimore sind in dem Land mit gut zehn Millionen Einwohnern inzwischen seit Anfang des vergangenen Jahres 12.757 Menschen an den Folgen des Virus gestorben. Fast die Hälfte der Todesopfer wurden im vergangenen Monat registriert.

Inzwischen gilt in Portugal eine strikte Ausgangssperre. Außerdem sind seit Sonntag Ausreisen für die Bürger nicht mehr gestattet - außer für Notfälle wie medizinischen Behandlungen. An der Ausbreitung der Pandemie hat dies bislang aber nichts geändert. Die Krankenhäuser in dem Land stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Vor der Santa-Maria-Klinik, dem größten Krankenhaus in Lissabon, bildeten sich lange Schlangen von Krankenwagen.

Bundeswehr schickt ein Team mit 26 Leuten

Angesichts der angespannten Lage haben inzwischen Deutschland, Österreich, Spanien und Luxemburg dem EU-Partner Hilfe angeboten. Wie auch während der ersten Welle, als Deutschland Hilfseinsätze in Italien, Frankreich und Tschechien organisierte, leistet die Bundeswehr nun erneut Unterstützung. „Wir helfen unseren Freunden in Portugal, die in einer besonders dramatischen Lage sind, mit deutschem sanitätsdienstlichen Personal und medizinischer Ausrüstung", erklärte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

An diesem Mittwoch soll ein 26-köpfiges medizinisches Hilfsteam der Bundeswehr nach Portugal verlegt werden. Zum Team, dessen Einsatz zunächst für drei Wochen geplant ist, gehören acht Ärzte. Während die Männer und Frauen, die zum medizinischen Personal gehören, mit einem Airbus A310 nach Lissabon geflogen werden sollen, wird für den Transport des Hilfsmaterials ein Airbus A400M eingesetzt. Die Maschine soll 40 mobile und zehn stationäre Beatmungsgeräte, 150 Infusionsgeräte sowie 150 Krankenbetten befördern.

613 Soldaten in Krankenhäusern in Deutschland im Einsatz

Dabei verhehlte Kramp-Karrenbauer nicht, dass die Bundeswehr auch im Inland gegenwärtig stark gefragt ist. Derzeit werden 613 Soldatinnen und Soldaten wegen der Pandemie in Krankenhäusern in Deutschland eingesetzt. „Auch auf dem deutschen Gesundheitssystem lastet erheblicher Druck“, erklärte die Ministerin. Dennoch bleibt Solidarität innerhalb der EU das Gebot der Stunde. Auch dies gehört zu den Lehren der Pandemie: Ein Exportverbot für medizinische Schutzausrüstung, wie ihn die Bundesregierung im März 2020 verhängte, hatte nämlich seinerzeit bei den EU-Partnern großen Protest hervorgerufen.

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