
© imago/Chris Emil Janßen
„Mission Silberlocke“ bei der Linken: Die Alten sind die frischeste Idee der kriselnden Partei
Dietmar Bartsch, Bodo Ramelow und Gregor Gysi wollen die Linkspartei retten. Indem sie in den nächsten Bundestag einziehen. Das wäre für die Demokratie gar nicht mal von Übel.

Stand:
Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch haben sich zu einem gemütlichen Abend in Berlin getroffen, weil sie gemeinschaftlich ihre Linkspartei retten wollen. Verständlich, bei der Lebenszeit, die sie für das Projekt in Jahrzehnten eingesetzt haben. Über etliche Jahre auch durchaus mit Erfolg.
So ungemütlich das Thema ist – die drei sehen sich jetzt in der Pflicht. Fast zu spät. Denn die Alten sind gerade die frischeste Idee der kriselnden Linken.
Gysi (76), Ramelow (68) und Bartsch (66) greifen im Bundestagswahlkampf an, um in Berlin, Erfurt und Rostock Direktmandate zu holen. Das wird ungeachtet aller Bekanntheit kein Selbstläufer. Mindestens bei Bartsch nicht, vergangenes Mal hatte er in Rostock den Sieg deutlich verpasst. Es soll aber in jedem Fall als Fanal für die Partei wie für die Wähler wirken: Jede Stimme zählt.
Das zielt besonders auch auf die Zweitstimme. Die drei stehen nämlich erklärtermaßen Seit an Seit mit den offiziellen Linken-Spitzenkandidaten Jan van Aken und Heidi Reichinnek. Das passiert bei der notorisch zerstrittenen Linken auch nicht alle Tage.
Die beiden neuen Spitzengenossen dürfen sich darum freuen. Aus der viel beachteten „Aktion Silberlocke“ wird eine richtiggehende Mission. So nennen die drei sie folgerichtig inzwischen auch.
Sahra Wagenknecht zum Trotz
Drei Direktmandate plus die anderen Stimmen, und die Linke lebt. Will heißen: Sie bliebe im Bundestag, sogar nicht bloß in Spurenelementen. Sahra Wagenknecht, der Abtrünnigen, zum Trotz. Es wäre geradezu ein doppelter Erfolg.
Zumal es ja außerdem noch den Leipziger Abgeordneten Sören Pellmann (47) gibt, quasi als aussichtsreicher Youngster. Er hat bei der Wahl 2021 in Leipzig das Direktmandat errungen und führt jetzt die verbliebene Bundestagsgruppe, gemeinsam mit Heidi Reichinnek.
Fürs Kräfteparallelogramm der Demokraten wäre das keine üble Sache. Niemand muss der Linken folgen – aber gehört werden sollte sie. Weil das ein Beitrag zum notwendigen Diskurs um die richtige Politik ist.
Eine Politik, die der extremen Rechten und denen vom BSW als Abspaltung von der Linken, als „Erben des Hitler’schen Nationalsozialismus und des Stalin’schen Nationalkommunismus“, den Raum nimmt. Silberlocke Wolf Biermann, inzwischen stolze 87, ehedem Kommunist, auf seine Art längst ein gesamtdeutsches Gewissen, kann ein garstig Lied davon singen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false