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Am Tatort: Staatsanwalt Nisman wurde in seinem Appartement tot aufgefunden.

© David Fernandez/dpa

Update

Argentinien: Mord oder Suizid? Staatsanwalt stirbt nach Anklage gegen Präsidentin

Er ermittelte seit Jahren wegen des Anschlags auf das jüdische Gemeindezentrum Amia. Am Mittwoch hatte Alberto Nisman der argentinischen Präsidentin vorgeworfen, sie verschleiere die Vorwürfe. Jetzt ist der Sonderstaatsanwalt tot aufgefunden worden.

Die Aufregung in Argentinien ist groß. Denn die Frage lautet: Mord oder Suizid? Ein Staatsanwalt, der erst vor wenigen Tagen Anklage gegen Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner erhoben hatte, ist unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Alberto Nisman untersuchte seit 2005 als Sonderermittler die Hintergründe des Attentats auf das jüdische Gemeindehaus Amia 1994 mit 85 Toten. Es war einer der verheerendsten Anschläge in Südamerika.

Ermittelte seit 2005: Alberto Nisman
Ermittelte seit 2005: Alberto Nisman

© AFP

Nisman sei am Sonntagabend tot in seiner Wohnung in Buenos Aires aufgefunden worden, teilte das Sicherheitsministerium am Montag mit. Medienberichten zufolge lag er mit einer Schusswunde im Kopf im Badezimmer. Neben ihm habe man eine Waffe vom Kaliber 22 und eine Patronenhülse gefunden. Es soll nun in den nächsten Tagen eine Autopsie geben.

Alberto Nisman hatte Cristina Kirchner und Außenminister Héctor Timerman Mittwoch vergangener Woche vorgeworfen, sie hätten die Vorgänge um den Anschlag vom 18. Juli 1994 verschleiern wollen. Als Drahtzieher des Attentats auf das jüdische Zentrum werden unter anderen ranghohe iranische Politiker vermutet.

Die argentinische Staatsanwaltschaft hatte deshalb 2013 Klage gegen diese und die libanesische Hisbollah-Miliz erhoben. Es sei erwiesen, dass der Anschlag in Teheran geplant und von Mitgliedern der "Partei Gottes" ausgeführt wurde. Der Iran bestreitet hingegen jegliche Beteiligung. Bis heute wurde niemand für den Angriff zur Rechenschaft gezogen. Jüdische Organisationen in Argentinien und weltweit haben das in den vergangenen Jahren immer wieder scharf kritisiert.

Verheerend: 85 Menschen kamen beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum Amia 1994 ums Leben.
Verheerend: 85 Menschen kamen beim Anschlag auf das jüdische Kulturzentrum Amia 1994 ums Leben.

© Ali Burafi/AFP

Kirchner und Timerman planten laut Nisman, die Verfolgung von sieben verdächtigten Iranern einzustellen, um die wirtschaftliche Beziehungen zum Iran zu verbessern, vor allem mit Blick auf Öllieferungen. Die Regierung hatte die Vorwürfe mehrfach als "lächerlich" und "abwegig" zurückgewiesen. Der zuständige Richter sollte erst im Februar die Zulässigkeit einer Anklage überprüfen. Am Montag hätte Ermittler Nisman seine Vorwürfe im Parlament erläutern wollen.

Düstere Vorahnung

In einem Fernsehinterview hatte der 51-Jährige vor wenigen Tagen gesagt, er fühle sich bedroht und denke darüber nach, einem umfassenderen Personenschutz zuzustimmen. Kein Wunder, hatte Nisman doch offenbar eine düstere Vorahnung. Einer Journalistin der angesehenen Zeitung "Clarin" soll der Ermittler vergangene Woche gesagt haben: "Es könnte sein, dass ich wegen dieser Geschichte sterbe." (mit dpa)

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