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Ein Schild in der Ortschaft Njonoksa bei Sewerodwinsk in Nordrussland weist auf die Militärbasis hin.

© Sergei Yakovlev/REUTERS

Moskaus Umgang mit Atomunfall: „Bestreiten – so lange wie möglich“

Nach dem Atomunfall von Sewerodwinsk dringen Informationen nur langsam nach außen. Das weckt Erinnerungen an Tschernobyl. Umweltschützer sind besorgt.

Von Oliver Bilger

Die Erinnerung kehrt immer wieder zurück, auch nach 33 Jahren. Als im April 1986 ein Reaktorblock im Kraftwerk Tschernobyl explodierte, sprachen Behörden zunächst lediglich von einem Brand und verhängten eine Nachrichtensperre. Die Welt erfuhr erst später vom tatsächlichen Ausmaß der größten Atomkatastrophe. Auch heute wird im Unglücksfall die Öffentlichkeit nur nach und nach informiert. Jeder Zwischenfall führt deshalb schnell zu Vergleichen mit 1986. Das Erbe wirkt nach.

Der Kreml und Rosatom, Russlands staatliches Nuklear-Konglomerat, zuständig für zivile und militärische Nuklearnutzung und Nachfolger des sowjetischen Atomministeriums, sehen das natürlich anders. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow versichert nach dem missglückten Test einer nuklear betriebenen Rakete in Nordrussland, dass alle Behörden die vollständige Sicherheit gewährleisten, die Bevölkerung solle sich an den offiziellen Informationen orientieren. Die Menschen in und um Sewerodwinsk deckten sich derweil mit Jodtabletten ein.

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Auch wenn die Strahlenbelastung bei Weitem nicht mit Tschernobyl vergleichbar ist, besorgt der Umgang der Behörden Umweltaktivisten wie Wladimir Sliwjak. Er bezweifelt, dass die russischen Behörden in der Lage sind, angemessen mit nuklearen Unfällen umzugehen. „Das Hauptinstrument der Notfallmaßnahmen ist das Leugnen”, sagt er dem Tagesspiegel. Er ist überzeugt, dass die Behörden einen „nuklearen Unfall – egal ob groß oder klein – so lange wie möglich bestreiten“, sagt der Vorsitzende der Organisation namens Ökoverteidigung, eine der ältesten Umweltgruppen des Landes.

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Aufklärung mangelhaft

Das Sicherheitsniveau russischer Atomanlagen beschreibt er als niedrig. Viele Meiler seien veraltet, Kraftwerke vom Typ Tschernobyl weiter am Netz. Die Gefahr weiterer Vorfälle sei hoch, zumal moderne Sicherheitssysteme in den alten Reaktoren fehlten. Bei Waffenanlagen gebe es keine Kontrollmechanismen, sagt er. Das Verteidigungsministerium verschweige häufig Vorfälle.

Sliwjak warnt, dass Notfallpläne zwar existierten, diese aber in der Regel schlecht und nicht realistisch seien. Die Menschen vor Ort würden nie über Pläne und Details informiert. „Aufklärung über Katastrophen gibt es in Russland nicht“, sagt Sliwjak. „Jeder hofft einfach, dass es nicht zu einer Katastrophe kommt.“

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