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Politik: Nahost: Schwere Kämpfe im Flüchtlingslager Dschenin

Das Flüchtlingslager Dschenin im nördlichen Westjordanland ist Schauplatz heftiger israelisch-palästinensischer Kämpfe. Am Dienstag lieferten sich beide Seiten die bisher weitaus verlustreichsten Feuergefechte im Rahmen der anhaltenden israelischen Offensive gegen palästinensische Städte.

Das Flüchtlingslager Dschenin im nördlichen Westjordanland ist Schauplatz heftiger israelisch-palästinensischer Kämpfe. Am Dienstag lieferten sich beide Seiten die bisher weitaus verlustreichsten Feuergefechte im Rahmen der anhaltenden israelischen Offensive gegen palästinensische Städte. Über 150 Palästinenser sind allein bei diesen Kämpfen getötet worden, während Israel am Dienstag 13 gefallene Soldaten meldete. Die israelischen Eliteeinheiten waren in dem Lager von Anfang an auf starken Widerstand gestoßen. Zahlreiche Bomben wurden gegen sie gezündet. Mit massiver Unterstützung durch Kampfhubschrauber gelang es ihnen schließlich, einige hundert bewaffnete Palästinenser total einzukesseln.

Zum Thema Online Spezial: Nahost Fotostrecke: Der Nahe Osten zwischen Krieg und Friedensplänen Umfrage: Gehören Arafat und Scharon in den Ruhestand? Die zum Letzten entschlossenen Palästinenser stehen nach israelischen Angaben unter Kommando des "Islamischen Jihad", der extremistischsten Islamistengruppierung. Nicht direkt in die Kämpfe verwickelte israelische Truppen durchsuchen systematisch das 15 000 Bewohner umfassende Flüchtlingslager nach Waffen, Sprengstoff und Terrorverdächtigen. Dabei sollen sie bereits mehrere Dutzend Bomben und Sprengstoffpakte von teilweise über 100 Kilo Gewicht entdeckt haben. Zahllose Häuser, Gässchen und Straßenabschnitte sind im Laufe der Kämpfe total zerstört worden, in den Ruinen liegen über 100 Leichen palästinensischer Kämpfer.

Nach massivem internationalen Druck zog sich Israel am Dienstag aus Kalkilija und Tulkarem im Westjordanland zurück, weitete andernorts seine Offensive aber aus. Gepanzerte Fahrzeuge rückten vorübergehend nach Hebron ein. Bei der Besetzung der Ortschaft Dura südlich von Hebron töteten israelische Soldaten nach palästinensischen Angaben drei Menschen. Ein Hubschrauber habe auf zwei Palästinenser vor einer Moschee gefeuert. Ein dritter Araber sei vor seinem Haus erschossen. In Bethlehem ging die Belagerung der Geburtskirche in die zweite Woche, und auch Nablus und Ramallah blieben besetzt. Unterdessen beschloss Israel, dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat ein Treffen mit seinen Beratern zu erlauben.

Vier Berater dürften Arafat in seinem belagerten Hauptquartier in Ramallah besuchen, sagte Raanan Gissin, ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Mit dem Beschluss wolle das Sicherheitskabinett die Bemühungen der USA um einen Waffenstillstand unterstützen. Das Treffen sei jedoch eine einmalige Sache und ändere nichts an der Belagerung oder Isolierung Arafats. "Wenn er Rat braucht, bitteschön", sagte Gissin.

US-Außenminister Colin Powell, der sich zurzeit auf Vermittlungsmission befindet, sagte am Montag in Marokko, er hoffe auf ein Treffen mit Palästinenserchef Arafat in dieser Woche. Zuvor hatte Powell erklärt, der israelische Rückzug sei bislang "nicht ausreichend". Eine Unterredung Powells mit Scharon ist dagegen fest eingeplant. Powell, der nach Kairo weiterflog, wird am Freitag in Israel erwartet. Zur Vorbereitung seines Besuchs traf sich der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben Elieser am Dienstag mit dem US-Gesandten Anthony Zinni.

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