Politik: Nationaler Ethikrat: Frankreich: Auf liberalem Kurs
Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Francois Mitterrand berief schon 1983 einen Nationalen Ethikrat. Seither hat das Gremium 67 Empfehlungen zur wissenschaftlichen Embryonennutzung, zur Sterbehilfe, zur Genpatentierung und -diagnostik ausgesprochen und dadurch die politische Diskussion gesteuert.
Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Francois Mitterrand berief schon 1983 einen Nationalen Ethikrat. Seither hat das Gremium 67 Empfehlungen zur wissenschaftlichen Embryonennutzung, zur Sterbehilfe, zur Genpatentierung und -diagnostik ausgesprochen und dadurch die politische Diskussion gesteuert. Der Vorsitzende wird direkt vom Präsidenten der Republik berufen. Die insgesamt 40 Mitglieder repräsentieren das gesamte gesellschaftliche, wissenschaftliche und religiöse Spektrum Frankreichs. Derzeit sind auch zwei Abgeordnete darunter. Das Gremium versteht sich nicht als moralische Instanz, sondern als "Think Tank", in dem Argumente sondiert und zu einer Empfehlung formuliert werden. Gesellschaftliche Verantwortung steht dabei über persönlicher Überzeugung. Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist in Frankreich seit einem Jahr erlaubt. Der Grund für die Zustimmung des Ethikkomitees zur PID: Frankreich will Schritt halten mit der weltweiten Forschung, solange es darum geht, bislang unheilbare Krankheiten auszumerzen. Ein noch nicht verabschiedeter Gesetzentwurf sieht darüber hinaus vor, "alles zu erlauben", auch Stammzellenforschung an Embryonen und therapeutisches Klonen. Insofern steht Frankreich vor einer biopolitischen Wende. Dann würde das Land die liberale Position Großbritanniens einnehmen.
Michael Kläsgen