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Alexej Nawalny sitzt während seines Gerichtsprozesses hinter Gittern.

© AFP/Vasily Maximov

Nawalnys Briefe aus dem Gefangenenlager: Westen sollte Putins „Unsinn“ ignorieren

Die Konfrontationen mit dem Westen seien nur ein Werkzeug Putins, schreibt Alexej Nawalny. So wolle sich der russische Staatschef an der Macht halten.

Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat den Westen im Ukraine-Konflikt vor Zugeständnissen an Russlands Staatschef Wladimir Putin gewarnt. Immer wieder tappe der Westen in Putins Fallen, schrieb der Oppositionelle in mehreren Briefen aus dem Straflager an das „Time“-Magazin. Die Zeitschrift machte daraus eine Titel-Geschichte, wie am Mittwoch bekannt wurde.

„Anstatt diesen Unsinn zu ignorieren, akzeptieren die USA Putins Agenda und rennen los, um ein paar Treffen zu organisieren. Genau wie ein verängstigter Schuljunge, der von einem Oberschüler gemobbt wurde“, erklärte Nawalny in dem schriftlich geführten Interview.

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Die USA und die Nato werfen Russland seit Monaten vor, einen Überfall auf die Ukraine zu planen. Russland weist das zurück. Es gab bereits mehrere hochrangige Treffen zu Moskaus Forderungen an den Westen für verbindliche Sicherheitsgarantien.

Nawalny: Putin fürchtet sich mehr vor Machtwechsel als vor Nato

Nach Auffassung Nawalnys fürchtet Kremlchef Putin weniger die Nato vor den Grenzen Russlands, sondern vielmehr einen Machtwechsel. „Um das Land und die Eliten zu konsolidieren, braucht Putin ständig all diese extremen Maßnahmen, all diese Kriege - reale, virtuelle, hybride oder einfach nur Konfrontationen am Rande des Krieges.“

Nawalny meinte, dass die Verknüpfung der Drohung westlicher Sanktionen im Fall eines Einmarsches in die Ukraine Teil von Putins Strategie sei, um zu vermeiden, Ziel persönlicher Strafmaßnahmen zu werden. Er schlug vor, dass die USA den Kreml von außen unter Druck setzen und seine Anhänger in Russland den Kreml von innen. Dies könnte nach seiner Auffassung die Eliten um Putin spalten.

[Lesen Sie auch: "Spion, Hoffnungsträger, Killer: Wie tickt Wladimir Putin?" (T+)]

Der schärfste Gegner des russischen Präsidenten verbüßt eine mehrjährige Haft in einem Straflager in Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau. Nawalny war vor einem Jahr nach einer Behandlung infolge eines Anschlags mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden.

In dem Interview äußerte sich der 45-Jährige bewundernd über Ex-Kanzlerin Angela Merkel, die ihn in der Berliner Universitätsklinik Charité besucht hatte: „Angela Merkel hat mich mit ihrem Wissen um die kleinsten Details sowohl über meinen Fall als auch über Russland insgesamt erstaunt.“ (dpa)

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