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Fahrzeugteile liegen in Berlin nach einem illegalen Autorennen in der Tauentzienstraße. Nach dem illegalen Autorennen mit einem Toten in der Berliner Innenstadt hat am 8. September ein Mordprozess begonnen. .

© dpa

Matthies meint: Nehmt den Rasern die Autos

Wie stoppt man Raser bei illegalen Autorennen? Autofahren kann man auch ohne Führerschein immer noch, das zeigt die Lebenserfahrung. Etwas ganz anderes ist natürlich die Einziehung des Autos. Ein Kommentar.

"Männer sind einsame Streiter“, sagt der Männerkenner Herbert Grönemeyer, „müssen durch jede Wand, müssen immer weiter.“ In diesen knappen Zeilen findet sich bereits das ganze Elend der Ampelrennen. Denn wenn diese Streiter – von Frauen wurde Ähnliches nie berichtet – in einem Auto mit mehr als 250 PS sitzen und neben ihnen orgelt ein ähnliches Auto mit den Zylindern und wenn dann die Ampel gelb wird, dann schaltet sich das Hirn ab, sie geben Gas bis zur Bodenplatte. Und derjenige, der verliert, hat ein Recht auf Revanche, und so rasen sie durch die Städte, und es gibt dabei auch mal Verletzte und Tote.

Was nach Gegenmaßnahmen ruft. Das Verkehrsministerium gibt sich mild, was sicher nichts mit dem Nimbus bayerischer Motorenbaukunst zu tun hat, und verweist darauf, die Polizei solle das richten. Und die antwortet, das sei ja gut und schön, aber für ein Rennen allein ohne Folgen könne sie allenfalls zwei Punkte und 400 Euro Bußgeld erwirken, und damit allein werde man die Plage nicht loswerden.

Der Bundesrat hat nun eine Initiative auf den Weg gebracht

Deshalb mag es interessant sein, dass der Bundesrat nun eine Initiative auf den Weg gebracht hat mit dem Ziel, illegale Rennen zur Straftat zu erklären: Es drohen dann maximal zwei Jahre Haft, Führerscheinentzug und eventuell sogar Einziehung des Autos. Das klingt natürlich sehr richtig. Andererseits muss man an Grönemeyer erinnern: Hier ist die Rede von Männern, und zwar von jenen, deren Lebenszweck im Gewinnen von Ampelrennen liegt. Ihre Existenz gipfelt in jenem orgiastischen Moment, in dem sie auf der Tauentzien den Arsch mit dem schwarzen Cayenne versägen, echt mal, Alter.

Ob sich das nun durch eine luftige Bewährungsstrafe ändert? Und durch den Führerscheinentzug? Rasen kann man auch ohne Lappen, das zeigt die Lebenserfahrung. Etwas ganz anderes ist natürlich die Einziehung des Autos, wie sie beispielsweise in der Schweiz längst praktiziert wird. Allerdings hilft sie wenig, wenn das Auto der Firma Sixt gehört oder dem Freund eines entfernten Cousins, was ja speziell in Berlin ein relativ häufiges Phänomen ist – hier gehören Autos recht selten auch genau dem, der damit Mist baut.

Also Bundesrat: Schaden kann es nicht. Wichtiger ist aber doch vielleicht, was aus dem jetzt in Berlin verhandelten Fall wird: Kommt die Staatsanwaltschaft mit Mord durch oder wenigstens Totschlag, ist ein Zeichen gesetzt, das sich herumsprechen wird – sicher auch in ein paar Männerköpfen.

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