
© REUTERS/Vincent Kessler
Newsblog zu Straßburg: IS reklamiert Anschlag für sich
Der mutmaßliche Schütze vom Straßburger Weihnachtsmarkt ist bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet worden. Die Terrormiliz IS meldet sich zu Wort.
- Ingo Salmen
- Frank Jansen
- Julia Weiss
- Kai Portmann
- Max Kuball
- Marius Mestermann
Stand:
- Drei Menschen starben nach einem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in der französischen Stadt Straßburg. Eine weitere Person ist hirntot. Es gibt zahlreiche Verletzte.
- Der 29-jährige Tatverdächtige Chérif Chekatt, der als Gefährder bekannt ist, war zwei Tage lang auf der Flucht.
- Weit kam er dabei nicht: Die französische Polizei spürte ihn im Straßburger Stadtteil Neudorf auf, wo sie zuvor seine Spur verloren hatte.
- Dort eröffnete Chekatt das Feuer, woraufhin er von der Polizei getötet wurde.
- Die Terrormiliz IS reklamiert den Anschlag für sich.
Übersicht zum Schluss
Der Newsblog zum Anschlag in Straßburg ist für den Moment beendet. Eine aktuelle Übersicht der Ereignisse seit Dienstagabend finden Sie hier. Gute Nacht!Macron ließ sich in Brüssel unterrichten
Mutmaßlicher Schütze getötet
Der mutmaßliche Straßburger Attentäter Chérif Chekatt ist zwei Tage nach dem Terroranschlag in der elsässischen Metropole getötet worden. Das bestätigten die französischen Behörden am Donnerstagabend. Der Bürgermeister von Straßburg, Roland Ries, sagte, „dieser Terrorist“ sei getötet worden.Die „hohe kriminelle Energie“ Chekatts
Bei seiner Abschiebung aus der Haft in Freiburg ist dem wegen des Attentats in Straßburg gesuchten Chérif Chekatt eine „hohe kriminelle Energie“ bescheinigt worden. Die Verurteilung wegen schwerer Einbrüche offenbare „eine von rücksichtslosem Profitstreben geprägte Persönlichkeitsstruktur“ und lasse annehmen, dass er „in Zukunft Straftaten ähnlicher Art und Schwere begehen“ werde. Das geht aus der Anordnung des Regierungspräsidiums Freiburg für die Abschiebung aus der Haft hervor. Das Schreiben vom 26. November 2016 liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. (dpa)Weitere Festnahme
Der 29-jährige Chekatt war nach dem Attentat mit einem Taxi nach Neudorf geflohen. Seitdem ist er abgetaucht. Nach Angaben der Straßburger Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" gab es weitere Polizeieinsätze im südlich gelegenen Viertel Meinau.
Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft nahm die Polizei auch eine fünfte Person aus dem Umfeld Chekatts in Gewahrsam. Es handele sich nicht um einen Angehörigen, hieß es. (AFP)
Schweigeminute beim EU-Gipfel
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben eine Schweigeminute für die Opfer des Anschlags von Straßburg abgehalten. Zum Auftakt des EU-Gipfels erhoben sie sich am Donnerstag im Sitzungssaal von ihren Plätzen und verharrten schweigend, wie auf Videobildern des EU-Rates zu sehen war.Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekräftigte in Brüssel "die Solidarität der gesamten Nationen" mit den Opfern und ihren Familien. Mit Straßburg sei "nicht nur Frankreich getroffen worden (...), sondern gleichfalls eine große europäische Stadt", sagte er. (AFP)
Razzia in Straßburger Wohnviertel
Schweiz verschärft Grenzkontrollen
Die Kontrollen an den Grenzübergängen zu Deutschland wurden massiv verstärkt: Auf der Europabrücke zwischen Straßburg und der deutschen Grenzstadt Kehl durchsuchten Beamte alle Fahrzeuge. In Zügen wurden Fahrgäste kontrolliert. Auch die Schweiz verschärfte ihre Grenzkontrollen. (AFP)Ausgangssperren, Demonstrationsverbote und mehr Soldaten
Die höchste Terrorwarnstufe, welche die französische Regierung nach dem Anschlag ausgerufen hat, gibt den Behörden außerordentliche Befugnisse: Sie reichen von landesweiten Ausgangssperren bis zu Demonstrationsverboten. Präsident Emmanuel Macron ordnete damit zudem mehr Soldaten für die Anti-Terror-Mission "Sentinelle" (Wachposten) an. Ab Donnerstag wird die Zahl der Kräfte um 1800 auf 8800 aufgestockt.Zudem ermöglicht die höchste Terrorwarnstufe zusätzliche Polizeieinsätze, etwa auf Weihnachtsmärkten. Auch die Schließung öffentlicher Einrichtungen wie Museen und Schulen ist darunter möglich, wie in Straßburg.
Ziel der Sonderbefugnisse ist es laut dem Anti-Terror-Plan "Vigipirate", "das Risiko eines bevorstehenden Attentats oder Folgeanschlags zu verringern". Die Maßnahmen sind demnach auf "die Dauer der Krisenbewältigung" beschränkt. Nach den islamistischen Anschlägen in Frankreich von 2015 wurde der Plan "Vigipirate" verschärft. (AFP)
Fahndung im deutsch-französischen Grenzgebiet
Die Bundespolizei fahndet im deutsch-französischen Grenzgebiet weiter nach dem Attentäter von Straßburg. Insbesondere in der deutschen Grenzstadt Kehl, aber auch im Hinterland werde kontrolliert, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Überwacht würden Fahrzeuge, der Personenverkehr über eine Fußgängerbrücke über den Rhein sowie Züge und Straßenbahnen. Auch Spezialkräfte seien im Einsatz. (dpa)Appell an "Gelbwesten"
Nach dem Anschlag hat die französische Regierung die Protestbewegung der "Gelbwesten" zum Verzicht auf weitere Demonstrationen aufgerufen. Regierungssprecher Benjamin Griveaux appellierte am Donnerstag im Sender CNews an die Aktivisten, "am Samstag vernünftig zu sein und nicht demonstrieren zu gehen". Er begründete dies mit der extremen Belastung der Sicherheitskräfte durch das Attentat.Viele "Gelbwesten" wollen trotz des Attentats am Samstag auf die Straße gehen, da ihnen die Zugeständnisse der Regierung nicht ausreichen. Moderate Vertreter rufen dagegen zu einem vorläufigen Proteststopp auf. In den vergangenen Wochen war es unter anderem in Paris zu massiven Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. (AFP)
Bundesanwaltschaft eröffnet Verfahren gegen Chekatt
Anschlag kostet weiteren Menschen das Leben
Die Zahl der Todesopfer des Straßburger Terroranschlags ist von zwei auf drei gestiegen. Ein viertes Opfer sei hirntot, bestätigte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Paris.Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand. Nach Medienberichten starb er durch einen Schuss in den Kopf. Ein italienischer Journalist liegt im Koma, wie der Vater seiner Partnerin italienischen Medien sagte. Er könne nicht operiert werden, weil ein Projektil in der Nähe des Schädels und der Wirbelsäule stecke. (dpa)
rbb: Tatverdächtiger erhielt Anruf aus Deutschland
Der Stand: Fahndung nach Chérif Chekatt
Nach dem schweren Terroranschlag in Straßburg macht die Polizei in Frankreich und Deutschland Jagd auf den Attentäter. Der polizeibekannte Gefährder Chérif Chekatt war am Dienstagabend auf der Flucht vor der Polizei von Soldaten verletzt worden und schließlich spurlos verschwunden. „Der Terrorismus hat erneut unser Gebiet getroffen“, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémy Heitz. Zeugen hätten den Angreifer „Allahu Akbar“ (Allah ist groß) rufen hören.Der Täter entkam mit einem Taxi, ließ sich vom Taxifahrer etwa zehn Minuten chauffieren und stieg dann aus, berichtete Heitz. Mit einem Großaufgebot hatten Beamten in und um die elsässische Metropole und an der nahe gelegenen Grenze zu Deutschland versucht, den Angreifer zu stoppen - ohne Erfolg. Chérif Chekatt blieb auch am Mittwoch verschwunden.
Chekatt hatte am Dienstagabend mitten in der Weihnachtssaison das Feuer in der Straßburger Innenstadt eröffnet. Zwei Menschen wurden getötet, ein Opfer sei hirntot, zwölf weitere Menschen wurden verletzt, sagte Heitz.
Die französische Polizei veröffentlichte ein Fahndungsfoto des Attentäters samt Täterbeschreibung. Auch süddeutsche Bundespolizei-Stationen, das Bundeskriminalamt und die Schweizer Bundespolizei verbreiteten am Mittwochabend auf Twitter den Aufruf der Police National. Die Polizei sucht Zeugen.
In dem Aufruf heißt es: „Der Mann ist gefährlich, bitte nicht selbst eingreifen“. Der Gesuchte sei 29 Jahre alt, 1,80 Meter groß, habe kurze Haare, sei vielleicht Bartträger und habe eine Narbe auf der Stirn. Der mehrfach vorbestrafte Angreifer soll sich im Gefängnis radikalisiert haben. Der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln saß wegen schweren Diebstahls auch in Deutschland in Haft.
Die Bundespolizei Baden-Württemberg twitterte am Abend: „Unsere Einsatzmaßnahmen nach der Attacke in #Straßburg werden auch über die Nacht andauern.“ Das Innenministerium in Paris schloss nicht aus, dass der Täter nach Deutschland geflüchtet sein könnte. Gesucht werde auch der Bruder des Attentäters. Die Schweizer Bundespolizei schrieb per Twitter, die nördliche Grenze werde stärker kontrolliert.
RBB-Inforadio berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, Chekatt sei unmittelbar vor der Tat aus Deutschland angerufen worden.
Er habe den Anruf jedoch nicht angenommen. Unklar sei, wer ihn angerufen habe und warum. Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nun intensiv nach, wie der Sender weiter berichtete.
Unklar ist, ob der Angreifer sich noch in der Elsass-Metropole aufhält. Daher bleibt auch der Weihnachtsmarkt am Donnerstag noch geschlossen. Der örtliche Präfekt habe festgestellt, dass die Sicherheitsbedingungen bisher nicht erfüllt seien, denn der Tatverdächtige sei noch nicht gefasst. Das sagte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries im Nachrichtensender BFMTV.
Das kulturelle Leben mit Konzerten und anderen Veranstaltungen solle - soweit wie möglich - wieder anlaufen. Der Weihnachtsmarkt, eine bekannte Touristenattraktion, war bereits am Mittwoch geschlossen.
Die französische Regierung verstärkt außerdem die Soldaten im Anti-Terror-Einsatz - rund 1300 weitere Soldaten sollen sich in den kommenden Tagen der sogenannten Operation Sentinelle (Wache) anschließen, wie Premierminister Édouard Philippe am Mittwochabend ankündigte. Dabei handelt es sich um eine Einsatztruppe, die nach dem islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im Januar 2015 ihre Arbeit aufnahm. (dpa)
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