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Guantanamo-Tribunal: Nur neun Monate Haft für Hicks

Der erste Prozess vor dem umstrittenen Sondertribunal des US-Militärs im Gefangenenlager Guantanamo ist mit einem überraschend milden Urteil zu Ende gegangen. Der Angeklagte Australier Hicks zog dafür seine Foltervorwürfe zurück.

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Guantanamo - Wegen Unterstützung von Terrorismus verurteilte Militärrichter Ralph Kohlmann den Australier David Hicks zu neun Monaten Haft. Die geringe Strafe erklärt sich durch ein Abkommen zwischen dem 31-Jährigen und der Anklage. Dabei legte Hicks ein Geständnis ab und zog den Vorwurf zurück, er sei in US-Gefangenschaft misshandelt worden. Zudem verpflichtete er sich, ein Jahr lang keine Interviews zu geben. In seiner Heimat Australien soll er nun seine Reststrafe absitzen.

Richter Kohlmann machte deutlich, dass die milde Strafe zur Vereinbarung gehört, die Hicks Verteidiger und das Militärtribunal geschlossen hatten. Ohne eine solche Abmachung hätte der 31-jährige Australier zu lebenslänglicher Haft verurteilt werden können. Hicks nahm seine ursprünglichen Misshandlungsvorwürfe zurück: Als der Richter ihn fragte, ob es zutreffe, dass er "im Gewahrsam der USA niemals unrechtmäßig von einer Person behandelt wurde", antwortete Hicks mit Ja. In früheren Aussagen hatte er angegeben, geschlagen worden zu sein.

Hicks entschuldigt sich

Der zum Islam konvertierte Australier war Ende 2001 in Afghanistan festgenommen und Anfang 2002 in das Gefangenenlager auf Kuba gebracht worden. Vor dem Militärtribunal hatte Hicks zu Beginn des Prozesses überraschend zugegeben, den Kampf der Terrororganisation Al Qaida gegen die USA in Afghanistan unterstützt zu haben. In einer von seinem Verteidiger Michail Mori verlesenen Erklärung entschuldigte er sich am Freitag "bei seiner Familie, Australien und den USA".

Sein Verteidiger begrüßte das Urteil. "Heute ist der erste Tag nach mehr als fünf Jahren im Leben von David Hicks, an dem es etwas Gewissheit gibt", sagte Mori. "Sicher ist, dass er spätestens zum 29. Mai in Australien zurück sein wird". Hicks soll in seiner Heimat nun die restliche Strafe absitzen.

Vater: Unfairer Prozess

Dagegen verurteilte der Vater des "australischen Taliban" das Verfahren vor dem Militärtribunal als "nicht fair". "Die Amerikaner brachten David dazu, ein Papier zu unterzeichnen, dass er niemals misshandelt wurde - dabei wissen wir doch, dass er es wurde", sagte Terry Hicks der australischen Nachrichtenagentur AAP. "Er hat es uns selbst erzählt." Dass sein Sohn nicht mit den Medien sprechen darf, brachte Hicks mit der Ende des Jahres anstehenden Parlamentswahl in Verbindung, bei der Premierminister John Howard um ein weiteres Mandat seiner konservativen Regierung ringt. Howard und sein Kabinett sahen sich wegen ihrer mangelnden Unterstützung für Hicks wiederholt scharfer Kritik ausgesetzt.

Im Gegensatz zu Hicks erklärte einer der mutmaßlichen Drahtzieher des Terroranschlags auf das US-Kriegsschiff "USS Cole", sein Geständnis sei durch Folter erzwungen worden. Der ebenfalls in Guantanamo gefangene Saudiaraber Abdel Rahim al Nashiri gab nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums bei einer Anhörung zu Protokoll, "erfundene Aussagen gemacht zu haben, um die Folter zu beenden". Nachdem er ein Geständnis abgelegt habe, seien die Fragesteller zufrieden gewesen und hätten die Folter eingestellt, sagte er Mitte März vor einem US-Militärausschuss in Guantanamo. Das Pentagon veröffentlichte am Freitag Auszüge aus der Aussage. Bei dem Bombenanschlag vor der jemenitischen Küste waren vor sieben Jahren 17 Menschen getötet worden. (tso/AFP)

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