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US-Vorwahlen: Nur noch vier republikanische Kandidaten sind im Rennen

Vor der dritten Vorwahl der Republikaner in den USA wirkt Mitt Romney plötzlich nicht mehr wie der unvermeidliche Präsidentschaftskandidat. Kann er in South Carolina noch abgefangen werden?

Amerikas dritter Vorwahlstaat wird auch 2012 seinem Ruf gerecht. South Carolina ist stolz darauf, die „Make it or break it“- Station bei der Nominierung eines Präsidentschaftskandidaten zu sein. Iowa und New Hampshire dürfen sich gerne rühmen, dass sie mit den ersten beiden Abstimmungen den Trend setzen, denken viele gönnerhaft in Charleston, wo 1861 der erste Schuss im Bürgerkrieg fiel. Hier unten im Süden, wo bis heute vielerorts die Flagge der Konföderierten weht, entscheidet sich, ob daraus eine Lawine wird oder die frühe Dynamik bricht.

Diese Erfahrung macht nun Mitt Romney. Seit einem Jahr galt der mormonische Investment-Millionär und Ex-Gouverneur des liberalen Neuenglandstaats Massachusetts als Favorit, auf den die Nominierung bei den Republikanern zuläuft. Als man ihn am 3. Januar in Iowa zum knappen Gewinner der ersten Vorwahl ausrief und er eine Woche später die Abstimmung in New Hampshire souverän gewann, wirkte er wie der unvermeidliche Kandidat. Dieses Bild bekommt nun Risse. Am Donnerstag wurde ihm der Sieg in Iowa rückwirkend aberkannt. Die Nachzählung ergab: Rick Santorum, der Liebling der Religiösen, lag dort mit 34 Stimmen Vorsprung vorn.

In den Umfragen für die Vorwahl an diesem Sonnabend in South Carolina hatte Romney vor zehn Tagen noch mit zehn Prozentpunkten Vorsprung geführt. Auch das ist vorbei. In mehreren Erhebungen aus den jüngsten Tagen liegt nun Newt Gingrich vor ihm. Im Schnitt weisen die Umfragen ein Patt zwischen ihnen aus. Gingrich stammt aus dem Nachbarstaat Georgia. Er tritt als der kämpferischste Konservative auf, der schon als „Speaker“ des Abgeordnetenhauses in den 90er Jahren dem damaligen demokratischen Präsidenten Bill Clinton die Stirn geboten hat und deshalb der Beste sei, um Barack Obama zu besiegen.

Romneys Favoritenstellung, so wirkt das plötzlich im Rückblick, beruhte auf Scheinstärke. Er sah wie der klare Favorit aus, weil sich die Stimmen der Romney- Gegner auf mehrere Rivalen verteilten und jeder Einzelne von ihnen weniger hatte als er. Ziemlich stabil zeigt sich: Etwa zwei Drittel der Republikaner möchten ihn nicht als Kandidaten. Romney gelingt es nicht, seine Basis in der Partei zu vergrößern. In Iowa holte er gut 24 Prozent, in New Hampshire 39 Prozent. In South Carolina liegt er bei 31 Prozent – und auch national kann diese Zwischendecke von etwa einem Drittel bisher nicht nach oben durchbrechen.

Romney gilt als Wendehals - ideologisch unzuverlässig.

Ihm schadet der Ruf, er sei ein ideologisch unzuverlässiger „Flip Flopper“, der seine programmatischen Aussagen danach richtet, welches Amt er gerade anstrebt: In Massachusetts gab er den moderaten Konservativen, der Kompromisse bei Gesundheitsreform, Abtreibung, Homo-Ehe und Waffenrecht schließt. Nun ist er angeblich ein Hardliner bei solchen Herzensthemen der Rechten. Neue Probleme bereitet ihm die Weigerung, seine Steuererklärungen offenzulegen. Das ist nicht vorgeschrieben, aber gängige Praxis. Der Multimillionär gesteht ein, dass er einen effektiven Steuersatz von 15 Prozent zahle, weit weniger als Sekretärinnen, Arbeiter und Ingenieure – dank der umstrittenen reduzierten Sätze für Einkommen aus Finanzanlagen.

Die neue Dynamik kann gefährlich werden – sofern sich das Anti-Romney-Potenzial nicht mehr aufsplittert, sondern auf einen Konkurrenten bündelt. Nach dem schlechten Abschneiden in Iowa ist Michele Bachmann, die Favoritin der Tea Party, ausgeschieden. Nach New Hampshire gab Jon Huntsman auf. Am Donnerstag zog sich Texas-Gouverneur Rick Perry zurück und empfahl seinen Anhängern, für Newt Gingrich zu stimmen.

Doch wer könnte zum Romney-Verhinderer werden? Er müsste nicht nur die Herzen der Basis gewinnen, sondern auch das Versprechen verkörpern, Obama im Herbst zu schlagen. Drei Rivalen sind noch im Rennen. Ron Paul, der 76-jährige Libertäre aus Texas, kommt für diese Rolle nicht infrage. Seine Positionen sind nicht mehrheitsfähig in der Partei, voran ein radikales Sparen auch am Militär und der Rückzug aller US-Soldaten aus dem Ausland. Gingrich hat in South Carolina und zehn Tage später in Florida die besten Chancen. Aber der religiöse Parteiflügel hat Bedenken. Dort setzt man eher auf Santorum. Gingrichs zweite Frau hat soeben in einem Interview gesagt, er habe von ihr verlangt, einer „offenen Ehe“ zuzustimmen und zu tolerieren, dass er eine Freundin habe. Sie ist heute seine dritte Frau. Gingrich bestreitet diese Darstellung. In der Fernsehdebatte in der Nacht zu Freitag schob er alles auf die bösen Medien, die das Privatleben unzulässig thematisieren.

Endet Romneys Lauf in South Carolina? Die Anti-Romney-Potenzial verteilt sich nicht mehr auf sechs Rivalen. Aber immer noch auf drei. Das ist sein Glück.

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