
© Reuters/Antonio Parrinello
Flüchtlinge harren auf Mittelmeer aus: Drei Männer springen vom Rettungsschiff ins Meer
Im Hafen von Catania sind drei Flüchtlinge von einem Rettungsschiff ins Meer gesprungen. Sie durften es wie viele andere Gestrandete nicht verlassen und an Land gehen.
Stand:
Drei auf einem Rettungsschiff gestrandete Flüchtlinge sind am Montag im Hafen von Catania auf Sizilien ins Meer gesprungen. Die Männer seien schnell aus dem Wasser gezogen worden, teilte die NGO Ärzte ohne Grenzen mit, die das Schiff „Geo Barents“ betreibt. Einer der drei Männer hatte offenbar versucht, die beiden anderen Männer nach ihrem Sprung ins Meer zu retten.
Hunderte Flüchtlinge, die von Hilfsorganisationen im Mittelmeer gerettet wurden, müssen weiter auf dem Mittelmeer ausharren. Zwar konnten sowohl von der „Humanity 1“ als auch von der „Geo Barents“ einige der aus Seenot geretteten Menschen in Italien an Land gehen. Doch 214 Personen an Bord der von „Ärzte ohne Grenzen“ betriebenen „Geo Barents“ durften das Schiff am Montag vorerst nicht verlassen, wie eine Sprecherin mitteilte.
Die Crew der „Humanity 1“ erhielt in der Nacht zu Sonntag die Erlaubnis, in den sizilianischen Hafen einzufahren. Zunächst seien alle Minderjährigen von Bord gegangen. Alle männlichen Erwachsenen blieben zunächst auf dem Schiff und wurden von den Behörden einzeln medizinisch untersucht.
Kapitän der Humanity weigert sich, den Hafen zu verlassen
Eine Gruppe von etwas mehr als 30 Menschen durfte das Schiff nicht verlassen. Ein Mann brach laut „SOS Humanity“ danach zusammen und musste von Bord gebracht werden. Am Sonntagvormittag erhielt die Organisation nach eigenen Angaben die Aufforderung, den Hafen zu verlassen. Der Kapitän wies diese aber zurück und erklärte laut Mitteilung, er könne den Hafen nicht verlassen, bevor nicht alle Geflüchteten von Bord gegangen seien.
Die Crew der „Geo Barents“ hatte zwischen dem 27. und 29. Oktober 572 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet und seitdem auf die Zuweisung eines Hafens gewartet. Am Sonntag hätten zunächst 357 Menschen das Schiff in Catania verlassen, sagte die Sprecherin von „Ärzte ohne Grenzen“. In der Nacht auf Montag sei eine weitere Person wegen Unterleibsschmerzen evakuiert worden.
Die „Ocean Viking“ des internationalen Verbundes „SOS Méditerranée“ wartete am Montagmittag derweil weiter auf einen Hafen für alle der mehr als 230 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge. Auch „Mission Lifeline“ forderte abermals einen Hafen für 95 Flüchtlinge und Migranten auf der „Rise Above“. „Die Stimmung an Bord ist gedrückt“, erklärte die Dresdner Organisation auf Twitter. Die Menschen seien erschöpft, Kinder erkältet und psychisch angeschlagen.
Italiens Opposition kritisiert Meloni-Regierung scharf
Die rechte Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verschärfte die Migrationspolitik seit der Amtsübernahme Ende Oktober, sicherte aber zu, Verletzte, Frauen und Kinder an Land zu lassen. Andere müssten auf den Schiffen bleiben. Aus Roms Sicht sind die Flaggenstaaten für die Leute an Bord verantwortlich. Bei der „Humanity 1“ wäre das Deutschland.
Die Opposition Italiens erklärte, das Vorgehen der Meloni-Regierung sei gegen Prinzipien der Menschlichkeit und internationale Regularien, wie der Chef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, twitterte. Linkspolitiker Aboubakar Soumahoro kritisierte in Catania, die Regierung trage ein politisches Spiel auf dem Rücken von Babys, Frauen und traumatisierten Menschen aus. Staatschef Sergio Mattarella solle in der Sache für die Einhaltung der Gesetze einschreiten, forderte der Politiker mit ivorischen Wurzeln.
Außenminister Antonio Tajani forderte in der Zeitung „Il Messaggero“ (Sonntag), dass sich Brüssel koordiniert um eine Lösung kümmere. Es sei richtig, Kranke, Frauen und Kinder aufzunehmen. „Wir können das Mittelmeer nicht in einen Friedhof verwandeln, aber wir müssen wissen, wer an Bord ist, wo sie herkommen und aufgenommen wurden.“
Stand Sonntagnachmittag warteten noch zwei Schiffe privater Hilfsorganisationen mit geretteten Bootsmigranten an Bord an der Ostküste Siziliens darauf, Menschen an Land zu bringen: Die deutsche „Rise Above“ und die „Ocean Viking“ mit zusammen knapp 330 Menschen an Bord. Private Hilfsorganisationen kreuzen regelmäßig im Mittelmeer, um in Seenot geratene Migranten zu retten, die von Nordafrika Richtung EU in oft seeuntauglichen Booten ablegen. (dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: