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USA: Obama: Das ist eine nationale Tragödie

Sechs Tote – nach dem Mordanschlag auf eine Kongressabgeordnete steht Amerika unter Schock. Medienberichten zufolge hatte der mutmaßliche Täter zuvor im Internet gegen die Regierung gewettert.

Der Mordanschlag auf die demokratische Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords und ihre Wähler in Tucson (Arizona) hat die USA bestürzt und politisch gelähmt. Präsident Barack Obama sprach von einer nationalen Tragödie. Gewalt dürfe keinen Platz in der Politik haben. Das Abgeordnetenhaus in Washington verschob alle für diese Woche angesetzten Abstimmungen und ordnete Trauerbeflaggung für den Kongress an. Giffords kämpfte am Sonntag um ihr Leben. Sie hat einen glatten Kopfdurchschuss erlitten und wurde in ein künstliches Koma versetzt.

Am Samstagvormittag (Ortszeit) hatte ein offenbar verwirrter Attentäter im Bundesstaat Arizona die 40-jährige Kongressabgeordnete mit einem gezielten Kopfschuss aus einer halbautomatischen Pistole schwer verletzt, als diese politische Anhänger vor einem Einkaufszentrum in Tucson traf. Danach schoss der 22-Jährige auf die Umstehenden und traf 20 Menschen, ehe er überwältigt wurde. Sechs starben, darunter ein neunjähriges Mädchen und der Bundesbezirksrichter für Arizona, John Roll. Die übrigen 14 erlitten Verletzungen, aber nur Giffords sind lebensgefährlich. Eine Frau, die bereits angeschossen war, hinderte den Schützen, ein neues Magazin einzulegen. Danach hielten ihn zwei Männer am Boden fest, bis die Polizei eintraf. Seine Motive sind unklar, er verweigert die Aussage. Die Polizei sucht nach einem zweiten Mann, den eine Überwachungskamera zuvor im Supermarkt neben dem Täter aufgenommen hatte. Unklar blieb, ob er eine Verbindung zum Schützen hat. Der Anschlag galt Giffords, bekräftigte FBI-Chef Robert Mueller bei einer Pressekonferenz am Sonntag.

Medienberichten zufolge hatte der mutmaßliche Täter Jared Lee L. zuvor im Internet gegen die Regierung gewettert. Er warf der Politik „Gehirnwäsche“ vor und forderte eine neue Währung. Er habe eine kriminelle und „problematische“ Vergangenheit, sagte Sheriff Clarence Dupnik, in dessen Bezirk der Tatort liegt.

Giffords gilt als moderate, aber streitbare Demokratin, die nicht immer auf Parteilinie liegt. Sie tritt für das Recht der Bürger ein, Waffen zu tragen. 2006 war sie in einem zuvor republikanisch dominierten Wahlkreis im Südosten Arizonas an der Grenze zu Mexiko gewählt worden und hatte den Sitz bei den jüngsten Wahlen nur knapp verteidigt.

US-Medien diskutierten am Sonntag, ob die Wortwahl mancher Politiker zur Tat beigetragen habe. Im Machtkampf des letzten Jahres um Obamas Reformen und ein scharfes Gesetz gegen illegale Zuwanderer in Arizona klangen manche Äußerungen wie ein Aufruf zur Gewalt. Sheriff Dupnik sagte, die vergiftete Rhetorik könne psychisch labile Menschen anstiften. Arizona sei „zu einem Mekka des Hasses und der Vorurteile geworden“.

Vertreter der Republikaner reagierten erschüttert auf die Bluttat. Der neue Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, sagte, es sei ein „trauriger Tag“ für Amerika. Auch Sarah Palin, die Giffords Wiederwahl scharf bekämpft hatte, sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus.

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