
© Reuters/Tom Brenner
Supreme Court der USA: Oberstes Gericht stärkt Rechte von LGBTQ-Menschen am Arbeitsplatz
Homosexuelle, Bisexuelle und trans Menschen sollen am Arbeitsplatz vor Diskriminierung geschützt werden. Das hat der oberste US-Gericht entschieden.
In den USA hat der Oberste Gerichtshof die Rechte von Homosexuellen und trans Menschen gestärkt. Eine Diskriminierung von Mitarbeitern aufgrund deren sexuellen Orientierung sei rechtswidrig, befand der Supreme Court am Montag.
Den neun Richtern lagen Fälle vor, in denen Angestellte wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen worden waren.
Die an der Klage beteiligte Bürgerrechtsorganisation ACLU begrüßte die Entscheidung auf Twitter: „Es steht nicht mehr in Frage: LGBTQ-Menschen sind vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt.“
Das Urteil fiel mit einer Mehrheit von sechs Stimmen und wurde vom konservativen Richter Neil Gorsuch vorgebracht, der von US-Präsident Donald Trump ernannt worden war. Die Regierung des Republikaners hatte erst vor wenigen Tagen eine unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama geschaffene Regelung zum Schutz von trans Menschen vor Diskriminierung im Gesundheitswesen zurückgenommen.
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Die Regelung hatte die Definition von Geschlecht über das binäre Geschlechtsmodell (männlich/weiblich) hinaus ausgeweitet, um sicherzustellen, dass alle Geschlechtsidentitäten umfasst werden. Bei trans Menschen stimmt das Geschlecht nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen überein.
Schritt hin zur „Gleichberechtigung für alle“
Die führenden Demokraten begrüßten das Urteil. „Die heutige Entscheidung ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg zur Gleichberechtigung für alle“, erklärte der designierte Präsidentschaftskandidat der Partei, Joe Biden.
Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte, das Urteil sei ein wichtiger Meilenstein. Alle Amerikaner seien nun vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt - „unabhängig davon, wer sie sind oder wen sie lieben“, erklärte Pelosi.
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In konservativen und rechtschristlichen Kreisen stieß das Urteil dagegen auf Kritik. Er sei „zutiefst besorgt“ über das Urteil, erklärte der Präsident des US-Verbandes der römisch-katholischen Bischöfe, Erzbischof Jose Gomez. Diese „Ungerechtigkeit“ werde sich auf viele Lebensbereiche auswirken. Der Präsident des konservativen „Family Research Councils“, Tony Perkins, protestierte, die Richter hätten Bestimmungen des Bürgerrechtsgesetzes umdefiniert.
Eine Vertreterin der Rechtshilfeorganisation Lambda Legal sagte im Informationsdienst „Religion News Service“, das Urteil ändere nichts daran, dass religiöse Organisationen Menschen ihres eigenen Glaubens bevorzugt einstellen dürfen. Das könne bedeuten, dass diese Arbeitgeber frei sind, queere Menschen nicht einzustellen. (dpa, epd)