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Papst Franziskus spricht vor Journalisten im Flugzeug auf der Rückreise aus Kanada.

© Johannes Neudecker/dpa

Update

„Kann nicht im selben Rhythmus weitermachen“: Papst plant kürzere Reisen – und schließt Rücktritt weiter nicht aus

Seinen Kanada-Trip absolvierte Franziskus meist im Rollstuhl. Auf dem Rückweg spricht er über seinen Zustand und die „ganz normale Option“ eines Papstwechsels.

Papst Franziskus hat angekündigt, bei Reisen künftig kürzertreten zu wollen. Er könne nicht in demselben Reiserhythmus weitermachen wie zuvor, sagte er bei der sogenannten fliegenden Pressekonferenz am Samstag auf dem Rückflug von Kanada nach Rom.

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Dennoch will er nach eigenen Worten weiterhin Reisen unternehmen. Er hoffe auch noch immer, Kiew in der Ukraine besuchen zu können. „Man muss vielleicht die Art etwas ändern und die Reisen etwas kürzer machen“, erklärte der 85-Jährige. Am Samstagmorgen war das Kirchenoberhaupt in Rom gelandet. Auf seinem diesjährigen Reiseplan stehen weiterhin ein Besuch in Kasachstan im September sowie Kurztrips innerhalb Italiens: nach L'Aquila, Assisi und Matera.

Franziskus betonte, einen Rücktritt als Oberhaupt der katholischen Kirche weiterhin nicht auszuschließen. „Die Tür steht offen. Das ist eine ganz normale Option“, sagte er. Bis heute habe er aber noch nicht an diese Tür geklopft.

Gerade denke er zwar nicht daran, sein Amt niederzulegen, aber das hieße nicht, dass er damit nicht übermorgen anfangen könne, sagte er weiter. „Man kann den Papst wechseln, das ist kein Problem“, sagte er. Gott werde das sagen.

„Muss mich etwas schonen“

Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus bürgerlich heißt, sprach auch seinen Gesundheitszustand an. In den zurückliegenden sechs Tagen konnte er kaum ein paar Schritte machen und saß die meiste Zeit im Rollstuhl.

[Lesen Sie zudem zur jüngsten Papst-Reise: Kanadas Indigene und die Schuld der Kirche – „Man kann das nicht einfach abschütteln“ (T+)]

Den Papst plagt seit längerem eine Knieverletzung. Aus einer Bänderentzündung war nach Aussagen des Papstes ein Knochenbruch geworden. Seit Mai sitzt Franziskus bei öffentlichen Auftritten häufig im Rollstuhl.

Auch während der aktuellen Reise war er auf das Hilfsmittel angewiesen. Das Flugzeug hatte er mit einem Lift betreten und verlassen.

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„Ich denke, ich kann nicht in demselben Reiserhythmus wie zuvor weitermachen. Wenn ich an mein Alter denke und an meine Einschränkung, muss ich mich etwas schonen“, sagte er.

Sein Knieproblem könnte mit einer Operation gelöst werden, doch Franziskus will sich nach dem vergangenen Eingriff vor etwas mehr als einem Jahr an seinem Dickdarm nicht noch einmal unters Messer legen.

„Das ganze Problem ist die Anästhesie“, erklärte er. Diese habe beim letzten Mal bis heute Spuren hinterlassen. „Mit einer Anästhesie spielt man nicht“, so der 85-Jährige.

Der Vatikan hatte aufgrund der anhaltenden Knieprobleme des Papstes eine geplante Afrikareise Anfang Juli abgesagt. In Kanada besuchte er seit Sonntag die Ureinwohner, um bei ihnen für Gewalt und Missbrauch um Vergebung zu bitten, die sie als Kinder in von Kirchen geführten Internaten erlitten hatten.

Taten an Indigenen als Genozid bezeichnet

Im Umgang mit den Ureinwohnern Kanadas sieht Franziskus einen Völkermord. „Es ist wahr. Das ist ein Genozid“, sagte er auf den Rückflug von Kanada nach Rom. Der Papst reagierte damit auf Kritik von kanadischen Indigenen, die verärgert waren, weil Franziskus die Taten der Kirche nicht als kulturellen Genozid bezeichnete.

Dieses Urteil fällte der Abschlussbericht der staatlich eingerichteten Kommission für Wahrheit und Versöhnung, die sich mit dem Missbrauch und der Gewalt an den Internaten beschäftigte. Mittlerweile wird nur noch von Genozid gesprochen.

„Es stimmt, das Wort wurde nicht gebraucht, aber ich habe den Genozid beschrieben, und ich habe um Entschuldigung und Vergebung gebeten“, rechtfertige sich Franziskus. Genozid sei ein Fachbegriff, aber er habe ihn nicht gebraucht, weil ihm das nicht in den Sinn gekommen sei. Franziskus bat bereits um Vergebung, als Vertreter der Métis, First Nations und Inuit Ende März bei ihm im Vatikan waren. Sie wollten aber, dass der Papst sich auf ihrem Grund und Boden in Kanada erneut entschuldigt.

Auf der Reise machte er Halt im westkanadischen Edmonton, in Québec im französischsprachigen Osten des Landes und in Iqaluit im hohen Norden, wenige Hundert Kilometer vom Polarkreis entfernt. (dpa, KNA)

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