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Wieder mehr Drogentote im Jahr 2013 - aber langfristig ist der Trend positiv.

© dpa

Drogenbericht: Polizei alarmiert über Ausbreitung von Crystal Meth

Erstmals seit 2009 ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland wieder gestiegen. Im Jahr 2013 starben 1002 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums - sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders eine Droge ist auf dem Vormarsch.

Von Lutz Haverkamp

Die deutliche Mehrheit der Drogentoten ist männlich (83 Prozent), das Durchschnittsalter hat sich kaum verändert und lag bei rund 38 Jahren. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, erklärte am Donnerstag in Berlin: "Trotz des positiven Trends mit langfristig sinkenden Drogentodeszahlen sterben jedes Jahr nach wie vor zu viele Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen. Dass wir im vergangenen Jahr einen leichten Anstieg zu verzeichnen hatten, macht deutlich, dass wir in unseren Bemühungen um die Drogenprävention und in der Suchthilfe nicht nachlassen dürfen. Wenn rechtzeitige Hilfe zur Verfügung steht, können Überdosierungen verhindert werden." 2008 starben noch 1449 Menschen an Drogenkonsum. Im Vergleich zum Jahr 2000 hat sich die Zahl sogar halbiert, betonte Mortler. In Berlin starben 119 Menschen an Rauschgift, Spitzenreiter ist Bayern mit 230 Opfern, ein Drogentoter war noch keine 13 Jahre alt..

Mortler, die die neuen Zahlen zusammen mit dem Chef des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, vorstellte, machte bei der Art der in Deutschland konsumierten Drogen einen eindeutigen Trend aus. Synthetische Drogen wie Crystal Meth und Ecstasy sind in Mode. Im Jahr 2013 wurden 77 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt - so viel wie nie zuvor. 2012 waren es 75 Kilogramm, im Jahr 2008 gerade einmal vier Kilogramm. Auch die Partydroge Ecstasy habe nach jahrelangem Rückgang wieder Konjunktur, sagte Ziercke. So habe es 18 Prozent mehr erstauffällige Konsumenten von Ecstasy gegeben, knapp 1500 Fälle.

Knapp sieben Tonnen Haschisch und Marihuana sichergestellt

Insgesamt registrierte die Polizei 19 210 erstauffällige Konsumenten harter Drogen - ein Rückgang um knapp zwei Prozent. "Den zunehmenden Konsum von Crystal sehen wir mit großer Sorge", sagte BKA-Chef Ziercke. "Die Einnahme dieser Substanz ist mit großen gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten verbunden. Nicht nur auf Ebene der Strafverfolgungsbehörden, sondern auch im Bereich der Aufklärung und Prävention muss daher alles getan werden, diese Entwicklung zu stoppen." Ein Großteil des für den deutschen Markt bestimmten Crystals stamme aus der Tschechischen Republik und werde auf den sogenannten Asiamärkten in den grenznahen Städten gehandelt.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, und BKA-Chef Jörg Ziercke.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, und BKA-Chef Jörg Ziercke.

© dpa

Ein Hinweis auf die nach wie vor hohe Nachfrage von Drogen in Deutschland zeigen auch die von den Strafverfolgungsbehörden beschlagnahmten Mengen. 270 Kilogramm Heroin stellte die Polizei sicher, darunter ein Fall in Berlin, bei dem neben Bargeld auch rund zwölf Kilogramm der harten Droge beschlagnahmt wurden. 2013 sammelte die Polizei zudem 1314 Kilogramm Kokain ein, ein Drittel davon im Hamburger Hafen. Das meiste wurde jedoch per Luftpost oder Flugzeugkuriere geschmuggelt. Spitzenreiter bei den absolutren Fallzahlen bleiben Cannabisprodukte. Die polizeilich registrierten Straftaten stiegen 2013 mit rund 145.000 Fällen auf einen neuen Höchststand seit 2008. Knapp sieben Tonnen Haschisch und Marihuana wurden 2013 in Deutschland sichergestellt. Der Trend zum Selbstanbau von Cannabis scheint in Deutschland ungebrochen. Die Behörden legten 782 Plantagen lahm. BKA-Chef Ziercke betonte, dass der internationale Handel im Zentrum der Ermittlungsarbeit stehe. Die Zahl der Konsumenten gebe nur einen Hinweis auf die Strukturen der Organisierten Kriminalität.

"Legalisieren, bedeutet Verharmlosen"

Die Drogenbeauftragte Mortler sprach sich ebenso wie BKA-Chef Ziercke gegen die Legalisierung weicher Drogen wie Haschisch oder Marihuana aus. "Legalisieren, bedeutet für mich Verharmlosen", sagte Mortler. Ziercke betonte, dass die Freigabe weicher Drogen keinen Einfluss auf die Geschäfte der international agierenden Organisierten Kriminalität haben würde. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte vor dem Hintergrund der erstmals wieder gestiegenen Zahl von Drogentoten in Deutschland vor Legalisierungstendenzen in der Drogenpolitik. Der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Arnold Plickert erklärte: "Eine Freigabe sogenannter weicher Drogen ist angesichts der erwiesenen Risiken das falsche Signal. Gerade bei Jugendlichen kann der Konsum von Cannabis zu erheblichen Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten führen, weil heute häufiger deutlich höhere Wirkstoffgehalte vorliegen."

Drogenexperten zufolge stellen Cannabis-Raucher die größte Gruppe von Konsumenten illegaler Drogen dar, die sich ärztlicher Behandlungen unterziehen müssen. Der GdP-Vize betonte, es mache ja keinen Sinn neben dem legalen, aber gefährlichen Alkohol, "die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen". Das von Legalisierungsbefürwortern häufig vorgebrachte Argument, Alkoholkonsum wirke sich insgesamt schädlicher aus als der von Cannabis, ziele am Kernproblem problematischen Konsumverhaltens vorbei, sagte Plickert. "Drogenkonsum muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass man relativ schnell in der Gosse landet. Es ist oft ein schleichender Prozess, der durch einen zunehmend besorgniserregenden Drogenmix noch eher beschleunigt wird."

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