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Der polnische Präsident Andrzej Duda hat sich für die anti-jüdische Kampagne von 1968 entschuldigt.

© Slawomir Kaminski/Reuters

Rede in Warschau: Polnischer Präsident Duda entschuldigt sich für anti-jüdische Kampagne von 1968

Er neige sein Haupt vor den Opfern, sagte der polnische Präsident Andrzej Duda und entschuldigte sich damit für eine antisemitische Hetzkampagne von 1968.

Der polnische Präsident Andrzej Duda hat sich für eine anti-jüdische Kampagne vor 50 Jahren in Polen entschuldigt. "Bitte verzeihen Sie, verzeihen Sie der Republik und den Polen, dem Polen von damals", sagte Duda am Donnerstag in Warschau. Die Entschuldigung erfolgt inmitten eines heftigen Streits zwischen Israel und Polen über ein neues polnisches Holocaust-Gesetz.

Duda hielt seine Rede in der Universität von Warschau anlässlich des 50. Jahrestags der Studentenunruhen in Polen, die eine antisemitische Hetzkampagne nach sich zogen. Der Präsident sprach von einem "beschämenden Vorgang", für den er die Vertriebenen und ihre Familien um Verzeihung bitte. Gleichzeitig betonte er, dass seine Generation, "das freie und unabhängige Polen von heute", keine Verantwortung trage und sich nicht entschuldigen müsse.

Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hatte zuvor eine Entschuldigung Warschaus abgelehnt. Polen sei damals "kein unabhängiges Land" gewesen, sagte er am Mittwoch. Die heutige Regierung könne nicht für die Taten der kommunistischen Führung verantwortlich gemacht werden.

12.000 Juden verließen das Land

Die Staatsführung hatte ab März 1968 die öffentliche Stimmung gegen Juden angeheizt und diese für die Studentenproteste verantwortlich gemacht. Zahlreiche polnische Juden wurden aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und verloren ihre Jobs. Etwa 12.000 von ihnen verließen das Land daraufhin, die meisten in Richtung Israel. Der damalige Exodus sei ein großer Verlust für das heutige Polen, sagte Duda.

Die Entschuldigung erfolgt inmitten eines heftigen Streits zwischen Polen und Israel über das vor kurzem in Warschau verabschiedete Holocaust-Gesetz. Dieses sieht unter anderem Geldstrafen und bis zu drei Jahre Gefängnis vor, wenn der "polnischen Nation oder dem polnischen Staat" eine Mitschuld an den Nazi-Verbrechen gegeben wird. Die israelische Regierung sieht in dem Gesetz einen Versuch, die individuellen Verbrechen von Polen an Juden im Zweiten Weltkrieg zu verschleiern. (AFP)

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