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Als sie noch um den CDU-Vorsitz kämpften waren sie Gegner: Armin Laschet (vorn) und Friedrich Merz im Hintergrund.

© REUTERS

Bleibt Laschet bis zum Wahltag Kandidat der Union?: Revolutionen, Sensationen – alles möglich

Armin Laschet muss immer weiter für sich kämpfen. Und er braucht: Friedrich Merz. Kann das gutgehen? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Moment mal: War was? Man kommt da ja bald nicht mehr hinterher.

Aber sicher doch, da ist was: Die Union hat einen Kanzlerkandidaten – wohlgemerkt nach der Kanzlerin einen Mann, den die Mehrheit im eigenen Lager gerade nicht will; die Grünen haben dagegen eine Kandidatin, die die Mehrheit will – und von der sie, Stand jetzt, als Kanzlerin gewollt wird. Man könnte das eine Sensation nennen. Und: Es könnten weitere folgen!

Denn erstens ist noch nicht aller Tage Abend bis zum Wahlabend. Selbst Revolutionen sind möglich, bis dahin bleibt auch dafür noch genügend Zeit. Ist Armin Laschet sich sicher, bis zum Wahltag Kanzlerkandidat der Union zu sein? Er vielleicht schon. Laschet kann einstecken bis zum Umfallen.

Aber sicher ist die Sache für ihn nicht. Wenn die Umfragen sich nicht in absehbarer Zeit verbessern, wieder drehen, wenn nicht wieder die Union an deren Spitze steht – dann werden nicht nur die gegenwärtigen Abgeordneten, die wiederkommen wollen, unruhig.

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Dann werden es endgültig auch die, die zum ersten Mal für einen Sitz im Bundestag kandidieren. Wer verspricht uns mehr Chancen? Das wird umso mehr die Frage werden.

Bekommt Söder noch eine Chance?

Wer Chancen verspricht: Markus Söder, ein ums andere Mal. Bleiben diese Fragen: Bietet er sie auch allen? Hätte er sie gegen die Grüne Annalena Baerbock? Bekommt er sie für sich (doch noch)?

Kann passieren. Denken wir nur kurz an die SPD zurück, an den Mannheimer Parteitag 1995. Da kam Oskar Lafontaine und gab den Genossen das Gefühl, sie könnten alles schaffen. Und Parteichef Rudolf Scharping konnte sich nicht mehr halten.

Jetzt könnten sie zu Partnern werden, wenn Laschet Kanzler und Merz Minister in dessen Kabinett würde.

© Michael Kappeler/dpa

Nun sind Laschet und Söder nicht in derselben Partei, sondern die Vorsitzenden von zwei Schwesterparteien, von denen Laschet auch noch die erheblich größere führt.

Aber es geht um die Nummer 1 im Wahlkampf, und da könnte es sein, dass Laschet am Ende auf den Satz von Scharping zurückgreifen muss, der dem Sinn nach lautete: Es gibt etwas Größeres als man selbst, und das ist – in diesem Fall die Union. Ihre Einheit und ihre Wahlchancen, das Kanzleramt zu verteidigen

Laschet muss Merz etwas bieten

Erst einmal wird Armin Laschet aber versuchen, seine jetzige Stellung zu verteidigen. Ganz ohne Chancen ist er da allerdings auch wieder nicht. Immerhin hat sein vormaliger CDU- interner Widersacher Friedrich Merz sich an seine Seite gestellt, klar und ohne jedes Zögern.

Und mit Merz an der Seite wird Laschet für Söder ein noch unangenehmerer Gegner. Denn in der CDU kann Merz die Mehrheit besorgen und für Laschet halten, die Söder gerne hätte.

Allerdings müsste Laschet sich bei Merz bald mal erkenntlich zeigen, innerhalb der CDU. Als Kanzler könnte er ihm dann Einfluss verschaffen, wo auch immer Merz das wollte.

Wirtschafts- oder Finanzminister, wenn die CDU dieses Amt nach der Wahl besetzen kann, oder als – Fraktionschef der CDU/CSU. Die Rückkehr auf den Posten, den er wegen Angela Merkel 2002 verlor, wäre für Merz geradezu ein Triumph. Und noch so eine Sensation.

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