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Kohls Wohnhaus im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim.

© imago/Revierfoto

Exklusiv

Rückschlag für Witwe Maike Kohl-Richter: Helmut Kohls Wohnhaus hat keinen Denkmalwert

Die Gestaltung zu schlicht, es gab zu viele Umbauten - die rheinland-pfälzischen Behörden finden Bungalow und Polizeiwache in Oggersheim wenig beeindruckend.

Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz, Marbacher Straße 11. Dort, im Stadtteil Oggersheim, steht das langjährige Wohnhaus von Altkanzler Helmut Kohl. Rechts daneben auf eigenem Grundstück liegt eine „Sonderwache“ der Polizei. Die Witwe und Erbin Maike Kohl-Richter wollte im Bemühen, das Andenken ihres Mannes in Ehren zu halten, das Ensemble unter Denkmalschutz stellen. Damit ist sie gescheitert, wie aus Akten des Bundeskanzleramts hervorgeht. Die Gebäude seien es nicht wert, in die Landesdenkmalliste von Rheinland-Pfalz aufgenommen zu werden, heißt es.

Ein geplantes Gespräch sagte das Kanzleramt ab

Eigentlich sollte die Wache schon vor zwei Jahren abgerissen werden. Doch „angeregt durch die Anfrage der Eigentümerin“ hatte die zuständige Landesbehörde zunächst ein Prüfverfahren für beide Bauten eingeleitet.

Dessen Ausgang wurde im November nach Berlin übermittelt: „Nach gründlicher Recherche“ und „mit einem vergleichenden Blick auf die erhaltenen privaten Wohnhäuser anderer Altkanzler und Bundespräsidenten“ sei die Denkmalbehörde mit der Landeskonservatorin „zu dem Ergebnis gelangt, dass dem privaten Wohnhaus des Altkanzlers sowie der Polizeiwache auf dem Nachbargrundstück aufgrund der schlichten architektonischen Gestaltung und dem jeweils nach Eingriffen veränderten Baubestand der heute erhaltenen Gebäude kein Denkmalwert zukommt“.

Ein geplantes Gespräch sagte das Kanzleramt daraufhin ab.

Hier plante Kohl die Wiedervereinigung

Für Kohl-Richter ein Rückschlag. Beharrlich widmet sie sich der Aufgabe, dem 2017 verstorbenen Gatten in vielfacher Hinsicht ein Denkmal zu setzen. So kündigte sie an, den Nachlass aus Dokumenten und Briefen in einer Stiftung zu bündeln. Wie das Projekt voranschreitet, ist unbekannt. Zudem ist es umstritten, weil auch das Bundesarchiv die Unterlagen haben will. Kohl-Richter meint, ihr komme bei der Nachlassverwaltung dennoch die „zentrale Rolle“ zu – außerdem besitze sie gar keine Amtsakten.

Die Oggersheimer Adresse ist für die Erbin offenbar ein weiteres Symbol von hohem Rang. Hier entwarf Kohl den Zehn-Punkte-Plan für die Wiedervereinigung und empfing andere Staatschefs, darunter Boris Jelzin und Michail Gorbatschow, George Bush, Margaret Thatcher und Jacques Chirac. Nach Kohls Abwahl war der Bungalow sein Refugium, in dem er die Spendenaffäre aussaß und es ertrug, als sich seine frühere Ehefrau Hannelore das Leben nahm. Später zog Maike Kohl-Richter ein und umsorgte den Pensionär, der sich nach einem Sturz nur noch im Rollstuhl fortbewegen konnte.

Jetzt droht der Abriss der Polizeiwache

Das Bundeskanzleramt blieb bis zuletzt in das Schicksal der Liegenschaft eingebunden. Auf dem Gelände der „Sonderwache“ trete die Regierung „wie ein Eigentümer auf“, heißt es in einem internen E-Mail-Verkehr. Grund sei der Wechsel der Zuständigkeit für Personen- und Objektschutz, als der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident zum Kanzler gewählt wurde. Nach dem Tod Kohls leite sich daraus eine „Rückbauverpflichtung für die Sonderwache ab“, die nach der Kanzlerwahl 1982 vollständig neu errichtet worden war.

Das Kanzleramt hat wenig Interesse, den Vorgang öffentlich zu machen und lehnte einen Tagesspiegel-Antrag auf Dokumentenzugang nach dem Informationsgesetz zunächst ab. Nach einer erfolgreichen Klage vor dem Berliner Verwaltungsgericht in einem parallelen Verfahren (Az.: VG 2 K 202.18) entschied sich die Regierung um und gab einige Papiere heraus.

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