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Russlands Präsident Wladimir Putin.

© Donat Sorokin/REUTERS

Russland und Großbritannien: Putin: Verdächtige im Fall Skripal gefunden

Russland hat die im Fall Skripal von London verdächtigten Russen aufgespürt. Putin behauptet, es seien "Zivilisten". Großbritannien sieht das anders.

Die beiden von Großbritannien wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal gesuchten Männer sind nach den Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin "Zivilisten" und keine Kriminellen. "Wir wissen wer sie sind, wir haben sie gefunden", sagte Putin am Mittwoch bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Putin wies damit den Vorwurf Londons zurück, die Männer seien Agenten des russischen Militärgeheimdienstes.

"Sie sind natürlich Zivilisten", sagte Putin. "Da ist nichts Besonderes daran, nichts Kriminelles, das versichere ich Ihnen. Das werden wir bald sehen."

Die britische Regierung warf Moskau daraufhin "Verschleierung und Lügen" vor. Großbritannien habe Russland nach dem Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal im englischen Salisbury mehrfach aufgefordert, Rechenschaft abzulegen, sagte ein Sprecher der britischen Premierministerin Theresa May am Mittwoch in London. Die russische Regierung habe aber nur "mit Verschleierung und Lügen geantwortet".

London beharrt darauf, dass Verdächtige Offiziere des GRU sind

Bei den beiden im Fall Skripal gesuchten Verdächtigen handele es sich um Offiziere des russischen Militärgeheimdienstes GRU, bekräftigte der Regierungssprecher. Die beiden Männer hätten "eine zerstörerisch giftige, illegale Chemiewaffe auf den Straßen unseres Landes eingesetzt".

Die britische Premierministerin Theresa May hatte vergangene Woche gesagt, die beiden Männer seien Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU und hätten höchstwahrscheinlich im Auftrag der russischen Regierung gehandelt.

Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren Anfang März in der südenglischen Stadt Salisbury durch das in der Sowjetunion entwickelte Nervengift Nowitschok schwer verletzt worden und nur knapp dem Tode entronnen. Die britischen Ermittler gehen davon aus, dass das Nervengift an die Haustür der Skripals geschmiert wurde.

In der vergangenen Woche gab die britische Polizei bekannt, sie habe zwei Verdächtige in dem Fall identifiziert. Sie sollen unter den Namen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow nach Großbritannien eingereist sein, wobei es sich vermutlich um Pseudonyme handelt. Nach ihnen wird per europäischem Haftbefehl gefahndet. Die Polizei wirft den beiden versuchten Mord, Verabredung zum Mord sowie den Gebrauch einer verbotenen chemischen Waffe vor.

Putin appellierte an die beiden gesuchten Männer, sich an die Medien zu wenden. "Ich hoffe, sie erscheinen von selbst und erzählen von sich."

Die britische Regierung macht Putin für den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok verantwortlich und wird in dieser Haltung von ihren wichtigsten westlichen Verbündeten unterstützt. Moskau weist jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück. Der Fall führte zu einer schweren Krise zwischen Russland und dem Westen, beide Seiten ordneten die Ausweisung dutzender Diplomaten an.

Skripal und seine Tochter überlebten den Giftanschlag, ebenso ein Polizist, der ihnen unmittelbar nach dem Anschlag half und kontaminiert wurde. Vier Monate nach der Vergiftung von Skripal und seiner Tochter gab es in Großbritannien einen weiteren Nowitschok-Fall: Ein Paar aus dem südenglischen Amesbury nahe Salisbury kam Ende Juni mit dem Gift in Berührung.

Der Mann hatte eine Parfümflasche gefunden und seiner Partnerin geschenkt. Laut Polizei enthielt die Flasche eine "bedeutende Menge" Nowitschok. Die Frau starb wenige Tage später, der Mann erblindete. (AFP)

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