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Maß der Dinge. Bildungsministerin Schavan hofft, dass ihr Fall zu einem Kodex für Plagiatsverfahren führt.

© Reuters

Plagiatsvorwurf: Schavan will wieder in den Bundestag - Ministerin sieht „Chancen“ in der Affäre

An diesem Freitag will sich Annette Schavan von ihrer Partei erneut für den Bundestag nominieren lassen. Unterdessen versucht die Ministerin dem Plagiatsverfahren Positives abzugewinnen und erzählt, wie sich derzeit fühlt.

Trotz des Verfahrens zur Aberkennung ihres Doktortitels will ihr CDU-Kreisverband Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am heutigen Freitag zu seiner Bundestagskandidatin wählen. „Die Haltung des Kreisverbands ist eindeutig, wir halten an der Nominierung von Frau Dr. Schavan fest“, sagte der Geschäftsführer des CDU-Kreisverbands Albdonau/Ulm, Thomas Schweizer, am Donnerstag. Gegenkandidaten werde es bei der Nominierungsversammlung nicht geben. „Wir gehen davon aus, dass Frau Schavan mit großer Mehrheit gewählt werden wird“, sagte Schweizer.

Schavan wird vorgeworfen, in ihrer Doktorarbeit zum Thema „Person und Gewissen“ aus dem Jahr 1980 systematisch ihre Quellen unterschlagen zu haben. Das zuständige Gremium der Uni Düsseldorf hatte am Dienstagabend beschlossen, ein formales Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels einzuleiten. Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass Schavan ihren Titel verliert. Die Prüfer könnten auch zu dem Schluss kommen, dass für einen Entzug keine ausreichenden Gründe vorliegen.

Schavan sieht in dem Verfahren auch eine Chance für die Wissenschaft. „So schmerzhaft diese Geschichte jetzt für mich ist: Wenn daraus ein gemeinsames Verständnis und ein Kodex zum wissensgerechten Umgang mit Plagiatsvorwürfen entstünde, dann wäre das ein gutes Ergebnis“, sagte Schavan der in Ulm erscheinenden „Südwest Presse“. Inzwischen drehe sich die Debatte um die sehr grundsätzliche Frage, ab wann in der Wissenschaft von einem Plagiat gesprochen werden könne.

Einen Rücktritt schloss die Ministerin weiter aus. „Ich erhalte seit Wochen derart viel Zuspruch aus der Wissenschaft, dass ich auch die Verantwortung spüre, nicht aufzugeben“, sagte sie. Dies und der Rückhalt in ihrem Ulmer Wahlkreis bestärke sie, „weiter zu kämpfen“. Die zurückliegenden Monate seien allerdings sehr belastend gewesen. Der Vorwurf der Täuschung habe sie „bis ins Mark getroffen“. Es geht ja nicht nur um ihren Doktortitel, „sondern um meine Integrität“. Auf die Frage, ob sie gegen eine Entscheidung der Universität gerichtlich vorgehen werde, sagte Schavan: „Gerade weil ich Wissenschaftsministerin bin, setze ich auf die Souveränität der Wissenschaft und den wissenschaftlichen Disput.“ Sie sei davon überzeugt, „dass die Vorwürfe unberechtigt sind“.

Petra Sitte, Abgeordnete der Linkspartei im Bundestag, kritisierte Schavans Forderung nach einem „externen Fachgutachten“ vom Mittwoch: „Was soll an der Prüfung durch die Uni Düsseldorf nicht unabhängig sein? Wenn es den Vorwurf der Befangenheit gibt, dann soll man ihn offen aussprechen und begründen“, erklärte Sitte. „Die Einmischung von Parteifreunden und nahestehenden Wissenschaftlern aus der Wissenschaft hilft einem objektiven wissenschaftlichen Verfahren wenig.“ Der Fakultätsrat der Uni solle „sich von der nun einsetzenden Kakophonie nicht beeindrucken lassen“. (TSP/AFP)

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