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Der ehemalige Asovstal-Kämpfer Mykhailo Dianow vor und nach der russischen Kriegsgefangenschaft.

© Foto: AFP/ HANDOUT

„Sie behandelten uns wie Tiere“: Ex-Asovstal-Kämpfer berichtet von russischer Kriegsgefangenschaft

In einem Gefangenenaustausch erlangte Michailo Dianow die Freiheit. Nun berichtet er von den Bedingungen in der Hand der Russen.

Michailo Dianow war einer der Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol, danach geriet er in russische Gefangenschaft. Durch einen Gefangenenaustausch zwischen Moskau und Kiew kam er frei. Nun hat er sich in einem Interview zu der Zeit geäußert. „In Asovstal dachten wir, das wäre das Ende“, sagte er dem Sender „Sky News“.

Vier Monate lang war Dianow in russischer Kriegsgefangenschaft im Oleniwka-Gefängnis. Schon im Stahlwerk habe er gedacht, er müsse sterben.

„Wenn man nach einem Monat des Hungerns die Augen schließt, vergisst man seine Familie, sein Land, einfach alles. Das Einzige, woran man noch denkt, ist Essen“, berichtet der ehemalige Soldat. Insgesamt habe er vierzig Kilo abgenommen.

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Selbst für eine sichere Behandlung seiner Kriegsverletzungen müsse er nun erst wieder 20 Kilo zunehmen. Während der Gefangenschaft habe er sich den Arm gebrochen, der zunächst operiert wurde und anschließend falsch zusammengewachsen sei.

Elektroschocks, Schläge, Hunger

Dianow berichtet von Demütigungen aller Art in Kriegsgefangenschaft. „Es war unmöglich zu essen. Für jede Mahlzeit hatte man 30 Sekunden Zeit. In diesen 30 Sekunden musste man alles essen, was man konnte. Dann musste man sofort aufstehen und rennen“, schildert er. „Sie behandelten uns wie Tiere.“

Für kleinste Zuwiderhandlungen, so erzählt Dianow, sei man in Einzelhaft gesteckt, geschlagen worden oder habe teilweise Elektroschocks erhalten.

Satellitenbilder zeigen laut „Sky News“ in Oleniwka Dutzende Gebäudereihen, die rund 150 Gefangenen Platz böten. Tatsächlich seien es etwa 800 Menschen gewesen, die mit Dianow dort eingesperrt gewesen seien. Bei einem Bombenangriff im Juli starben 50 von ihnen.

Details zum Oleniwka-Gefängnis sind schwer zu recherchieren, da das Gebiet noch immer unter russischer Kontrolle steht. Eine weitere ehemalige Kriegsgefangene zieht gegenüber dem Sender den Vergleich zu einer Haft in Konzentrationslagern.

Auch Dianow schildert weitere Demütigungen: „Wir wurden nackt ausgezogen. Sie nahmen uns die medizinischen Verbände ab und durchsuchten uns. Dann mussten wir fünf Stunden lang einfach da hocken und warten. Wir wussten, was mit uns passieren würde.“ Tausende weitere Kriegsgefangene dürften noch in Oleniwka ausharren.

„Ich halte mich für einen mental ziemlich stabilen Menschen, doch auch für mich haben viele Dinge einfach ihren Wert verloren“, sagt Dianow schließlich noch. (Tsp)

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